Falsches Spiel mit Hannah
sagte Ayla. âAber einer Ihrer Angestellten.â
Heike wirkte ehrlich betroffen. âOh weh, wirklich? Davon weià ich nichts, aber das kann natürlich sein. Für die Leute hier ist alles so neu, da hat vielleicht einer überreagiert. Gerade in den ersten Tagen ging alles drunter und drüber. Das tut mir wirklich leid â¦â Sie nagte gedankenverloren an ihrer Unterlippe. âIch kann mir vorstellen, dass sie sauer ist. Sagt ihr einen schönen Gruà von mir. Also, ich würd mich freuen ⦠Ach, vielleicht ruf ich sie einfach mal an.â
âDas ist bestimmt eine gute Ideeâ, sagte Juliana. âSue ist nämlich total nett.â
âDann meld ich mich auf jeden Fall bei ihr.â Jetzt strahlte Heike Juliana an, als ob sie ihr die gröÃte Freude aller Zeiten gemacht hätte.
Es war zum Verrücktwerden. Heike war einfach makellos. Offen, lustig und durch und durch sympathisch.
âDa kommt mein Mann!â, rief sie jetzt. âAndreas? Komm doch mal eben rüber!â
Ein durchtrainierter, schlanker Mann drehte sich zu ihnen um. Er trug ebenfalls Cowboystiefel, dazu Breeches, ein Karohemd und einen Westernhut. Die Uniform der Westernreiter.
âHi.â Andreas Petersen war ein bisschen älter als seine Frau, aber er sah genauso nett aus wie sie. Aus strahlend blauen Augen musterte er die Freundinnen neugierig.
âDas sind die Sunshine-Mädchen, vor denen uns Myriam gewarnt hatâ, erklärte Heike lächelnd.
âGute Güte.â Er riss in gespieltem Entsetzen die Augen auf. âIch hab mir euch viel schlimmer vorgestellt.â
âSchicke Ranch haben Sie hierâ, sagte Tori. âWirklich.â
âVielen Dank.â Er legte den Zeigefinger an den Rand seines Hutes.
âAlso, was ist?â, fragte Heike nun. âHabt ihr Lust auf einen Proberitt oder seid ihr nur zum Gucken gekommen?â
âSieht so aus, als ob wir ziemlich lange auf ein Pferd warten müsstenâ, meinte Tori mit einem skeptischen Blick zum Stall. Vom Sattelplatz aus zog sich die Warteschlange s-förmig über den ganzen Hof.
âTja, der Andrang ist leider ziemlich groÃâ, sagte Heike.
âLeider? Zum Glück!â, rief ihr Mann. âAber du hast natürlich Recht. Das mit dem Ausritt könnte heute wirklich dauern. Vielleicht kommt ihr besser an einem anderen Tag wieder. Wenn ihr vorher anruft, kann ich euch fünf Pferde reservieren, dann könnt ihr direkt loslegen. Unsere Broschüre habt ihr ja schon. Da findet ihr alle wichtigen Informationen.â
âOkayâ, sagte Tori. âAlso, dann ⦠auf Wiedersehen.â
âWürde mich freuenâ, sagte Petersen. âWenn wir uns wiedersehen, meine ich.â
Dabei lächelte er sie so warm an, dass alle fünf zurücklächelten. Sie konnten gar nicht anders.
Lachhaft. Das Ganze war einfach total lachhaft.
Hannah schob Acapulco das Bit in den Mund und zog das Westernzaumzeug über seine Ohren. Dann befestigte sie das Halfter an dem Ring.
Sie war eine naive, blöde Kuh. Und Uwe war ein Volltrottel. Er musste ein Volltrottel sein, sonst hätte er sie ja nicht ausgewählt. Einem Blinden wäre sofort aufgefallen, dass Hannah die schlechteste und unsicherste Reiterin auf der Sunshine Ranch war. Aber Uwe hatte sich ausgerechnet für sie entschieden.
In zwei Wochen wollte er sie zur Vorausscheidung für das groÃe Westernturnier in Aachen schicken. Und dort würde sie dann gegen richtige Reiter antreten. Gegen Profis wie Myriam, die auf der Kingsize Ranch nach allen Regeln der Kunst ausgebildet worden war.
âSo ein Idiot.â Hannah warf Acapulco zuerst die Decke, dann den Sattel über. Danach bückte sie sich, um den Sattelgurt unter seinem Leib zu sich zu ziehen.
âWer?â
Sie fuhr so erschrocken hoch, dass sie mit dem Hinterkopf gegen Acapulcos Bauch stieÃ. Zum Glück war er weich.
âWas machst du denn hier?â
Hannes stand in der Stallgasse vor der Box, einen Sattel und Zaumzeug in den Armen.
âRate malâ, meinte er, während er die Absperrung öffnete, hinter der Camilla stand.
âDu willst ausreiten.â
âBingo. Sue hat mich gebeten, mich ein bisschen um Camilla zu kümmern. Die arme verlassene Seele. Und als ich reinkam, hab ich dich murmeln und schimpfen gehört. Was gibt es denn?â
âNichtsâ, sagte Hannah und beugte
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