Falsches Spiel mit Hannah
fragen!â
âWarum nicht?â
âWas sollen denn die Leute denken?â
âKeine Ahnung. Ist doch vollkommen egal.â
âUnd wenn ich weiÃ, wo ich bin? Was dann?â
âDann sehen wir weiter.â
Hannah sah ein, dass Hannes Recht hatte. Sie wischte sich mit dem Handrücken übers Gesicht und ging zum Hotel. Sie hatte nicht die Spur einer Idee, was sie am Empfang erzählen sollte. Ich hab mich beim Wandern verirrt. Meine Eltern haben mich ausgesetzt. Ich hab mein Gedächtnis verloren. Die Hotelangestellten würden sofort die Polizei rufen.
Doch Hannah hatte Glück. Sie musste gar nichts erzählen. Als sie an die Rezeption trat, war weit und breit kein Mensch zu sehen. Aber in einem Plastikkorb auf der Theke lagen Streichholzpäckchen mit dem Logo des Hotels auf der Vorderseite. Und auf der Rückseite stand die Adresse.
âZum Blauen Ankerâ, diktierte Hannah in ihr Handy. âHauptstraÃe 8 in Hochneukirch.â
âAlles klarâ, sagte Hannes.
âUnd jetzt?â, fragte sie.
Ihr Handy piepste laut und aufgeregt.
âMein Akku ist gleich alleâ, rief Hannah alarmiert.
âWas?â
âMein Akku â¦â Aber die Leitung war schon tot.
Und jetzt?
Warten. Hoffen. Frieren.
Als der Wagen sich näherte, hätte sie ihn fast nicht bemerkt. Sie kauerte auf einem groÃen Felsblock, ein Stück abseits von der Zufahrt, sodass man sie weder vom Hotel noch von der StraÃe aus sehen konnte. Obwohl es inzwischen auch noch zu nieseln begonnen hatte, war sie eingenickt.
Im letzten Moment riss sie das Motorengeräusch aus dem Dämmerschlaf. Ein groÃer Mercedes glitt langsam durch die Nacht, vor der Einfahrt hielt er an.
âHannes!â Hannah sprang auf und begann hektisch zu winken.
Hoffentlich war das auch wirklich Hannes in dem Wagen und nicht ein später Hotelgast. Oder Andreas Petersen, der nach seiner Frau und ihrem Liebhaber suchte.
Das Fenster auf der Beifahrerseite fuhr nach unten.
âHannah! Thank god! Wir haben dieses blöde Hotel zuerst nicht gefunden!â
âSue! Was machst du denn hier?â
âHannes hat uns Bescheid gesagt. O my god , was machst du nur für Sachen? Youâre all wet! Steig schnell ein.â
Hannah kletterte auf den Rücksitz, neben Hannes, der sie umarmte, als wäre es die natürlichste Sache der Welt. Es war ja auch die natürlichste Sache der Welt. Hannah war plötzlich nicht mehr kalt. Sie hatte ein wohlig warmes Gefühl im Bauch, das sich rasch in ihrem ganzen Körper ausbreitete.
âAlles okay?â, fragte Stefan Müller, während er den Wagen rückwärts auf die StraÃe setzte.
âAlles in Ordnungâ, erwiderte Hannah. Dann begann sie wieder zu weinen. Aber diesmal aus Erleichterung.
Sie fuhren zur Sunshine Ranch, wo Sue erst mal Kakao kochte.
âMeine Eltern!â, fiel es Hannah plötzlich wieder ein. âDie haben bestimmt schon die Polizei alarmiert.â
âHätten sieâ, sagte Stefan. âWenn Sue nicht vorhin bei ihnen angerufen hätte. Sie hat ihnen gesagt, dass es eine spontane Feier auf der Sunshine Ranch gibt und ihr alle hier übernachtet.â
âDeine Eltern haben sich richtig gefreut über die Partyâ, ergänzte Sue und stellte die dampfenden Tassen auf den Tisch. âDu seist viel zu verbissen in letzter Zeit, meinte deine Mutter.â
Hannah seufzte. âDas ist ja jetzt vorbei.â Dann fiel ihr ein, dass Sue noch gar nicht wusste, dass sie am Sonntag nicht antreten wollte.
âAlsoâ, sagte Stefan. âJetzt mal alles von Anfang an. Was ist heute Abend geschehen?â
Diesmal ging es besser. Hannah begann mit dem Liebesbrief in Myriams Mäppchen, sie erzählte von ihrer verpatzten Reitstunde, dem heimlichen Besuch in der Kingsize Ranch, dem falschen und dem richtigen Pattern und beendete ihren Bericht mit der nächtlichen Autofahrt.
âWowâ, sagte Sue, als sie fertig war. âDas ist ja eine richtige Verschwörung.â
âAber so ganz verstehe ich die Zusammenhänge nichtâ, meinte Stefan. âFörster hat also ein Verhältnis mit Heike Petersen.â
âUnd die beiden wollen Andreas Petersen fertigmachen. Aber wie? Das verstehe ich auch nichtâ, fuhr Hannes fort.
âZuerst hat er dich systematisch aufgebautâ, sagte Sue nachdenklich. âUnd dann, kurz vor dem Turnier,
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