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Falsches Spiel: Roman (German Edition)

Falsches Spiel: Roman (German Edition)

Titel: Falsches Spiel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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sagen und zu tun.
    Zumindest kann er es sich vorstellen.
    Wirklich wissen kann es nur ein einziger Mensch, und der bin ich selbst.
    In Kurzform erzähle ich ihm alles, was ich weiß. Das ist schon zu viel und gleichzeitig viel zu wenig. Es fehlen die Namen der anderen Spieler, die außer Roberto und Bernini in die Geschichte verwickelt sind.
    Er hört mir zu und denkt nach. Sein Gesicht ist noch blasser geworden, und er massiert sich noch immer die Brust.
    »Sind Sie sicher, Mister, dass alles in Ordnung ist? Soll ich einen Arzt rufen?«
    Als er spricht, ist seine Stimme belegt.
    »Nein, das ist nicht nötig. Ich muss Gentile herbitten.«
    Armando Gentile ist der Co-Trainer, sein Assistent. Di Risio steht auf, steckt die linke Hand in die Tasche und holt sein Handy heraus.
    »Wir müssen die Aufstellung än…«
    Eine Grimasse des Schmerzes tritt in sein Gesicht. Sein linker Arm krampft sich um seine Brust, und die rechte Hand krallt sich ans Handy. Steif fällt er aufs Sofa zurück und kippt im nächsten Moment mit dem Gesicht nach unten auf die Sitzfläche. Der rechte Arm baumelt herab, die Hand ist verkrümmt.
    Ich springe auf und schimpfe mich einen Idioten. Sicher, ich bin kein Arzt, aber jeder Dummkopf hätte die Anzeichen für eine Herzattacke erkannt. Ich hätte es wissen müssen. Sobald ich ihn in diesem Zustand sah, hätte ich Hilfe holen müssen. Stattdessen war ich derart mit meinen Nöten beschäftigt, dass ich den seinen nicht die gebührende Aufmerksamkeit schenken konnte.
    Ich gehe zu Di Risio und ziehe ihn hoch. Er ist bleich im Gesicht, und sein Kiefer ist verkrampft. Ich schiebe die Hände unter seine Achseln und lasse ihn zu Boden gleiten. Dann lege ich meine Hand an seinen Hals. Kein Puls zu spüren. Ich knie neben dem Körper nieder und beginne mit einer Herzmassage, wie ich es im Boxstudio gelernt habe.
    Die Hände aufs Brustbein, leicht nach links versetzt.
    Eins, zwei, drei, vier, fünf …
    Zwölf Impulse für zwölf Herzschläge. Dann widme ich mich dem Kopf, kippe ihn leicht nach hinten und halte mit den Fingern die Nase zu. Ich lege meinen Mund auf den seinen und blase Luft hinein.
    Eins, zwei, drei …
    Drei Atemstöße, drei Simulationen eines eigenen Atemzugs.
    Dann fange ich wieder von vorne an.
    So mache ich weiter, bis ich schweißgebadet bin, ohne eine einzige Reaktion. Der Körper, der auf dem Boden liegt, zeigt keinerlei Lebenszeichen. Ich setze mich hin, ziehe die Knie an die Brust und schnappe nach Luft. Als ich die Hände vors Gesicht schlage, werden meine Finger von Tränen benetzt, ein sinnloser Abgesang auf Sandro Di Risio, den Fußballtrainer, den ich nicht retten konnte.
    Ich stehe wieder auf und bin schon auf dem Weg, um jemanden zu holen, als mein Blick plötzlich auf das Handy des Toten fällt. Es liegt noch auf dem Sofa. Schlagartig kommt mir eine Idee, eine törichte und verrückte Idee, wie sie nur ein Verzweifelter haben kann. Eine Weile stehe ich da und starre auf das Plastikteil, das reglos auf dem roten Kunstleder liegt. Innerhalb weniger Sekunden steht meine Entscheidung fest, Rückkehr ausgeschlossen.
    Ich trete an den armen Di Risio heran, beuge mich hinab und ziehe ihn in eine sitzende Position. So vorsichtig wie möglich lade ich ihn mir auf die Schultern. Er hatte eine ziemlich normale Figur, schlank und schmal. Erstaunlicherweise fühlt er sich ganz leicht an, ganz anders, als man es über einen leblosen Körper behauptet. Vielleicht rührt die Kraft, die ich in Armen und Beinen spüre, auch von der Dringlichkeit und der Absurdität meines Vorhabens her.
    Oder vom Training, das ich drei Mal die Woche absolviere, ein armer alter Nostalgiker, der immer noch nicht begriffen hat, dass seine Zeit vorbei ist.
    Ich gehe mit dem Körper zum Bad und passe auf, dass meine unglückselige Last nicht gegen den Türrahmen knallt. Das ist das Mindeste, was ich tun kann. Ich fühle mich schuldig gegenüber diesem armen Menschen, der sterben musste, ohne mitzuerleben, wie sein Traum in Erfüllung geht. Wenn allerdings funktioniert, was ich mir in den Kopf gesetzt habe, werde ich ihm dieses Geschenk vielleicht doch noch machen können.
    Ich betrete das Bad.
    Zwischen Klo und Waschbecken befindet sich eine Tür zu dem Magazin, das nicht mehr benutzt wird, seit es von Dieben heimgesucht wurde. Jetzt wird hier gebaut, um weiter oben einen neuen Presseraum zu schaffen, damit sich die Journalisten nicht mehr unter ihrem Schutzdach drängen müssen. Das Stadion bröckelt vor

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