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Falsches Spiel: Roman (German Edition)

Falsches Spiel: Roman (German Edition)

Titel: Falsches Spiel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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passierten dann plötzlich zwei Dinge.
    Eines Tages war ich sofort nach der Schule zum Angeln gegangen, um den schönen Frühlingstag zu nutzen, eine Antwort der Natur auf die menschliche Misere. Damit es nicht zu schön wurde, biss nicht ein einziger Fisch an. Normalerweise bekam ich dann schlechte Laune, aber an jenem Tag fühlte ich mich derart gut und ausgeglichen, dass es mich nicht weiter störte. Auf dem Heimweg sah ich mitten in einer Pappelgruppe einen Wagen stehen. Ich legte die Angelrute auf den Boden und schlich mich im Schutz der Pappeln an. Auf diese Weise kam ich nahe genug heran, um erkennen zu können, wer sich in dem Wagen befand.
    Ein Paar in inniger Umarmung. Die Frau hatte sich zurückgebeugt. Ihre Brüste waren nackt, und der Mann bedeckte sie mit Küssen. Obwohl die Frau die Augen geschlossen hatte, erkannte ich sie sofort. Es war die Gattin von Schenetti, der nachmittags Unterricht hatte. Ich schaute mir den Fick bis zum Ende an, da er nicht nur ein Vergnügen für die Beteiligten, sondern auch meine persönliche Rache an meinem Folterknecht war.
    Dann zog ich mich ebenso unbemerkt zurück, wie ich gekommen war.
    Als es am nächsten Tag zur Pause klingelte, strömten wir aus den Klassenzimmern. Im Flur wimmelte es von Schülern und auch von Lehrern, die auf dem Weg ins Lehrerzimmer waren.
    Die halbe Welt war auf den Beinen.
    Irgendjemand packte mich von hinten an den Haaren, dann hörte ich Schenettis Stimme.
    »Da ist er ja, der Widerling von der anderen Seite. Lass dir mal die Haare schneiden, sonst schleppe ich dich höchstpersönlich zum Friseur.«
    Als er mich losließ, drehte ich mich zu ihm um. Meine Antwort zischte ich heraus wie eine Schlange.
    »Statt mich zum Friseur zu schleppen, sollten Sie sich lieber mal darum kümmern, was Ihre Frau so treibt.«
    Alle hatten es gehört. Schenetti war Lehrer, aber er war auch ein Mann, und so verlor er die Beherrschung. Die Ohrfeige traf mich mit voller Wucht. Ich hatte ein Pfeifen im Ohr, und für den Bruchteil einer Sekunde wurde mir schwarz vor Augen.
    Instinktiv schnellte meine Faust vor. Ich traf ihn am Kinn. Das Geräusch, wie zwei meiner Finger brachen, hörte ich, aber den Schmerz spürte ich nicht. Der Schmerz kam erst später. In jenem Moment war ich einfach nur fasziniert von Ruggero Schenettis Gesichtsausdruck mit dem schiefen Mund und diesen Augen, von denen nur noch das Weiße zu sehen war. Dann gaben seine Beine nach, und er sackte zu Boden.
    Ich schaute mich um. Es herrschte ein Schweigen, das ich erst Jahre später mit der Stille auf dem Schlachtfeld nach dem Ende einer Schlacht vergleichen konnte. Dann schrie ein Mädchen, und einige der Jungs fingen an zu lachen. Die Lusini sah mich mit glänzenden Augen an. Ihre Brust wogte, als bekäme sie keine Luft.
    Noch vor Ende der Pause wurden die Schüler wieder in die Klassenräume zurückgescheucht. Nach fünf Minuten kam der Direktor, nach fünfzehn die Polizei. Schenetti erholte sich wieder, nachdem man ihm aus dem Krankenzimmer eine kräftige Prise Riechsalz gebracht hatte. Anzeige wollte er nicht erstatten, vermutlich aus Angst, an öffentlicher Stelle Spekulationen darüber anzuheizen, was seine Frau während seines Unterrichts so trieb.
    Er entschuldigte sich sogar dafür, dass er mich geschlagen hatte.
    Ich fühlte mich ganz leicht. Es war der erste Knockout meines Lebens gewesen, und was ich dabei verspürt hatte, war unbeschreiblich, auch wenn ich es mit zwei eingegipsten Fingern bezahlte. Der Direktor allerdings war nicht begeistert, und ich wurde endgültig der Schule verwiesen. Als die Nachricht zu Hause eintraf, weinte meine Mutter. Mein Vater verprügelte mich jedoch nicht. Das tat er schon eine Weile nicht mehr, vermutlich weil er nach allem, was man so über mich hörte, einfach Angst vor mir hatte.
    Während ich darüber nachdachte, was ich nun aus meinem Leben machen sollte, schlenderte ich am Fluss entlang oder verdiente mir ein bisschen Kleingeld, indem ich an der BP -Tankstelle an der Ausfallstraße Autofenster putzte. Eines Nachmittags las ich gerade einen alten Comic über einen fliegenden Helden, der endlich Nembo Kid hieß, als es plötzlich an der Tür klingelte.
    Ich öffnete und stand vor einem großen, weißhaarigen Mann mit einer Pfeife im Mund. Es war Herr Mossa, mein Sportlehrer.
    »Hallo, Masoero.«
    »Guten Tag, Professore.«
    Er wollte nicht einmal eintreten. Das gesamte Gespräch spielte sich auf der Türschwelle ab.
    »Nur kurz. Ich war im Flur

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