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Falsches Spiel: Roman (German Edition)

Falsches Spiel: Roman (German Edition)

Titel: Falsches Spiel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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neulich und habe gesehen, was zwischen dir und diesem Idioten Schenetti vorgefallen ist.«
    Ich schwieg. Mir war nicht klar, worauf er hinauswollte.
    Er lächelte.
    »Deine Rechte ist wie Dynamit. Hast du je darüber nachgedacht, Boxer zu werden?«
    Und so fing alles an.
    Ich wurde in die Obhut eines ehemaligen Boxers gegeben, Nino Manina, der nun in der Via del Doge ein Boxstudio betrieb. Mosso redete mit ihm, während ich mit den Händen in den Taschen dastand, mich umschaute und die Umgebung neugierig in mich aufsog. Der Boxring, der Boxsack, die Birne, verschiedene Arten von Punchingbällen und andere Gerätschaften, deren Verwendung ich nicht kannte, die mir aber mit der Zeit vertraut werden sollten.
    Ich absolvierte einen Test, indem ich mit bloßen Fäusten auf den gepolsterten Handschutz an Maninas Händen einschlug. Als ich schließlich vollkommen außer Puste war, hieß er mich einhalten. Der Blick, den er mit Mosso wechselte, sprach Bände.
    Ich begann mit dem Training und hatte das Gefühl, endlich meine Bestimmung gefunden zu haben. Ich schlug zu und wich aus, wich aus und schlug zu. Auf dem Boxsack sah ich die Gesichter all jener, mit denen ich mich – zu Recht oder zu Unrecht – geprügelt hatte. Irgendwann stieg ich dann in den Ring, und nach wenigen Sekunden war alles vorbei. Mein Gegner lag am Boden, und ich hatte gewonnen. Bei den Begegnungen in der Junior-Klasse besiegte ich sie alle. Dann stieg ich in die nächsthöhere Klasse auf und warf weiterhin alle aus dem Ring.
    In der Stadt war ich plötzlich wer. Jetzt war ich Silvano ›Silver‹ Masoero, eine kleine Legende. Meine Kämpfe waren immer ausverkauft. Plötzlich hatte ich viele Freunde, Leute, die es immer schon gewusst hatten, und Mädchen mit leuchtenden Augen und einer an Hysterie grenzenden Begeisterung während der Kämpfe. Und eines Tages nach dem Training stand plötzlich die Lusini vor dem Studio. Sie nahm mich mit zu sich nach Hause, und in ihrem Bett erfuhr ich dann, dass sie noch nie eine solche Erregung verspürt hatte wie bei meinem Zusammenprall mit Schenetti.
    Mein Leben änderte sich. Nino, der ein ehrlicher Mensch war, erklärte, dass er ein Talent wie das meine nicht gebührend fördern könne. Ich wurde zwei Brüdern vorgestellt, Alessandro und Giuseppe Messina, die in Mailand ein Boxstudio hatten und Profis betreuten. Sie nahmen mich in ihr Team auf und ließen mich zu verschiedenen Boxkämpfen antreten, von denen ich nur einen einzigen verlor. Meine Siegesquote lag bei über sechzig Prozent.
    Und dann kam der verfluchte Tag. Ich sollte in Perugia zu einem Kampf antreten. Der Sieger würde auf den italienischen Titelverteidiger treffen. Während des Trainings pendelte ich zwischen Mailand und Perugia hin und her, und eines Tages traten zwei Männer an mich heran, ein Typ um die fünfzig und ein jüngerer Mann, der vielleicht ein paar Jahre älter war als ich. Ich hatte sie bereits im Boxstudio gesehen, und bei einem meiner Kämpfe hatte ich sie im Publikum bemerkt, aber niemand hatte sie mir vorgestellt. Nun luden sie mich in ein Restaurant in der Innenstadt ein, redeten erst einmal um den heißen Brei herum und überhäuften mich mit Komplimenten. Meine Rechte, mein Jab, meine Beinarbeit. Dann sprachen sie plötzlich davon, dass ein Boxer bei all den Risiken dieser Sportart viel mehr Geld verdienen müsse. Es sei einfach nicht gerecht, sich für ein paar Kröten die Fresse polieren zu lassen.
    Schließlich kamen sie zum Punkt.
    Beim nächsten Kampf war ich der klare Favorit. Für meinen Gegner standen die Chancen 1 zu 7. Es bestand die Möglichkeit, ein paar Millionen zu kassieren, ohne dass meine Karriere darunter leiden würde. Ich müsste mich nur entscheiden, diesen einen Kampf zu verlieren.
    Millionen.
    Das Wort hat mich umgehauen. Sofort sah ich vor mir, was ich mit dem Geld alles anfangen könnte. Dummheit und Anmaßung erledigten den Rest.
    Ich schlug ein, und das war es dann.
    Der ältere der beiden Männer ist mittlerweile gestorben und sein Name nicht mehr von Belang. Der jüngere nennt sich immer noch Luciano Chirminisi. Es ist der Mann, der in dem Wagen am Friedhof saß und mit meinem Sohn und dem Mann mit der Schirmmütze geredet hat.
    Allein bei der Erinnerung verkrampft sich mein Kiefer.
    Das darf nicht noch einmal passieren, das darf nicht …
    An der Tür höre ich Schritte. Dann die Stimme des Mister.
    »Habt ihr Silver irgendwo gesehen?«
    Die Frage hallt in meinem Kopf wider wie der Gong, der den

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