Falsches Spiel, wahre Leidenschaft
eigentlich, dass Sie hier so ganz alleine leben? An Verehrern dürfte es Ihnen doch nicht fehlen …“
„Vielleicht bin ich ja gerade deshalb so ausgeglichen, weil ich hier ohne Partner lebe. Aber die gleiche Frage könnte ich Ihnen auch stellen. Gibt es bei Ihnen daheim in Los Angeles nicht eine Frau …“ Sie machte eine Kunstpause und lächelte süffisant. „… oder mehrere Frauen, bei der oder bei denen die große Trauer ausbricht, jetzt, da Sie plötzlich verlobt sind?“
Er schüttelte den Kopf und goss Wein in die Gläser. „Ich hatte seit zwei Jahren keine feste Beziehung mehr. Davor hätte ich fast einen großen Fehler begangen.“
Als er einen Schluck von dem Wein nahm, merkte sie an: „Ich habe die Flasche in einem kleinen Lebensmittelladen gekauft, erwarten Sie also bitte keinen wirklich edlen Tropfen.“ Dann probierte auch sie und neigte prüfend den Kopf zur Seite. „Sie hätten fast einen Fehler begangen? Erzählen Sie mir mehr darüber.“
„Da muss ich etwas weiter ausholen“, begann er. „Also: Meine Brüder sagen immer, ich habe so etwas wie ein Helfersyndrom, besonders wenn es um Frauen in Not geht.“
„Das schließt offensichtlich sogar trächtige Stuten mit ein.“
Lachend sah er sie an. Sein Blick ging ihr durch Mark und Bein. Wie kam das nur?
„Ich habe einer Frau geholfen, die mit ihrem Wagen liegen geblieben war. Eins führte zum anderen, und wir begannen uns regelmäßig zu treffen. Sie war eine Gelegenheitsschauspielerin, die auf den großen Durchbruch hoffte. Ich habe sie dann ein paar Leuten aus der Branche vorgestellt.“ Er lächelte bitter. „Wie gesagt: Helfersyndrom. Ich war schon kurz davor, ihr einen Antrag zu machen, da erfuhr ich, dass sie heimlich etwas mit einem Produzenten angefangen hatte. Einem Produzenten, den ich ihr auf einer Party vorgestellt hatte.“
Gwen verzog das Gesicht. „Das tut mir leid. Na, wenigstens haben Sie die Wahrheit erkannt, bevor Sie geheiratet haben. Das kann ich von mir nicht sagen. Ich war damals noch jung und naiv, und Peter hat mich ziemlich beeindruckt. Damals stand ich noch ganz am Anfang, hatte gerade mal in ein paar Werbespots mitgespielt und ein paar Nebenrollen gehabt. Ich hatte noch gar keinen richtigen Plan fürs Leben – und er war das genaue Gegenteil von mir. Er wusste genau, was er wollte und wie er es erreichen konnte. Und obendrein schien er genau zu wissen, was ich tun sollte.“
„Und damit waren Sie auf Dauer nicht einverstanden.“
Gwen dachte an ihre Schwangerschaft und nickte. „Er wollte für seine Ziele – in seinen Augen natürlich unsere Ziele – etwas opfern, wozu ich nicht bereit war.“
„Das muss ja etwas sehr Bedeutsames gewesen sein, wenn es Sie bewogen hat, die Schauspielerei, Los Angeles und die Männerwelt sausen zu lassen.“
„Allerdings“, sagte sie. Obwohl sie noch nicht fertig gegessen hatte, verspürte sie den Drang aufzustehen. „Äh, möchten Sie noch etwas Suppe? Oder noch ein Sandwich?“
Als sie den Tisch verlassen wollte, hielt er sie sanft fest. „Ich bin satt, aber Sie brauchen noch was. Setzen Sie sich doch bitte wieder, und essen Sie auf.“
Seufzend gehorchte sie. Während ihrer Zeit als Schauspielerin hatte sie einige der berühmtesten Filmstars geküsst – warum verwirrte dieser Luc Hudson sie jetzt derart? Hastig löffelte sie ihre Suppe. Gwen wollte nicht länger als nötig mit ihm am Tisch sitzen.
„Als wir Nicki in die Entzugsklinik gebracht haben, wollte sie nicht, dass wir ihre Eltern anrufen“, sagte Luc. „Stattdessen sollten wir Sie verständigen.“
„Ja, das kann ich mir denken. Mein Vater ist nach Arizona gezogen, und wir haben kaum noch Kontakt zu ihm. Meine Mutter hat wieder geheiratet und lebt jetzt in Malibu. Schlechte Nachrichten regen sie nur auf. Sie sieht das Leben lieber durch die rosarote Brille.“
„Aber das Leben ist nun mal nicht immer schön.“
„Obwohl Sie es sicher so hindrehen können“, kommentierte Gwen sarkastisch.
„Stimmt“, entgegnete er selbstbewusst. „Und dass ich das kann, liegt teilweise daran, dass ich mir bezüglich der Realität nichts vormache. Auch meine Familie ist von Schicksalsschlägen nicht verschont geblieben. Der Tod meines Großvaters ist für uns noch immer schwer zu bewältigen. Er war die Seele von Hudson Pictures, und wir alle sind bemüht, seinem Andenken gerecht zu werden.“
„Und das ist schwierig?“
„Ja, und es betrifft nicht nur das Geschäftliche. Er war so eine
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