Falsches Spiel, wahre Leidenschaft
haben, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Andererseits sehnte sie sich nach seiner Nähe … aber das war gefährlich.
„Es ist wirklich nicht nötig, dass du bleibst“, sagte sie. „Außerdem gibt es hier nur eine Liege … und auf der schlafe ich.“
Er zuckte mit den Schultern. „Im Abstellraum habe ich Wolldecken und einen Schlafsack gesehen. Das reicht mir schon.“
„Na schön. Aber gib mir nicht die Schuld, wenn du morgen früh mit Rückenschmerzen aufwachst.“
Luc holte die Liege, den Schlafsack und die Decken. Als er zurückkam, fand er Gwen erschöpft an die Stalltür gelehnt. Ihr Kopf sackte herunter. „Du bist ja wirklich todmüde“, sagte er leise.
Überrascht riss sie die Augen auf. „Nein, nein, es geht mir gut.“
„Wir wechseln uns ab. Zuerst schläfst du eine Runde, und ich halte Wache.“
Sie rieb sich die Augen. „Das geht doch nicht. Du bist doch nicht für sie verantwortlich.“
Doch im Stillen fühlte Luc sich für beide verantwortlich – für Gwen und auch für das Pferd. Beide waren so trotzig und doch so verletzlich. „Ruh dich aus, das geht schon in Ordnung.“
„Bist du sicher?“
„Absolut sicher.“
„Danke“, sagte sie. „Für alles.“
„Kein Problem“, gab er zurück und sah sie an. In ihren Augen sah er Begehren aufleuchten, eine Leidenschaft, die er selbst auch verspürte.
Schnell wandte sie ihren Blick ab, legte sich auf die Liege und kuschelte sich in eine Wolldecke ein. Schon nach wenigen Sekunden ging ihr Atem ruhig und gleichmäßig – sie war eingeschlafen. Eingehend betrachtete er sie, wie sie so friedlich dalag, und kam sich vor, als täte er etwas Verbotenes.
Ob es an ihrer gescheiterten Ehe mit Peter Horrigan liegt, dass sie dieses enorme Unabhängigkeitsstreben hat?, fragte er sich. Jedes Mal, wenn ich ihr bei irgendetwas helfen will, wehrt sie mich ab.
Wie schön es wäre, ihr Vertrauen zu gewinnen! Ihr Vertrauen wäre etwas sehr Kostbares – und viel mehr noch ihre Liebe.
Liebe? Wie kam er denn jetzt darauf? Stirnrunzelnd wandte er seinen Blick ab und schaute zu Pyrrha hinüber. Auch das Pferd war bereits eingeschlafen. „Kein Wunder, dass du müde bist“, murmelte er. „Du hast uns heute Nacht ganz schön auf Trab gehalten.“
Die Stute öffnete die Augen, sah sich um und blickte Luc an, dann schloss sie sie wieder. Luc hatte das Gefühl, dass das Tier ihm vertraute, und das erfüllte ihn auf eine merkwürdige Weise mit Befriedigung.
Wieder blickte er auf die schlafende Gwen. Er empfand es als schön, sie so anzusehen, aber natürlich genügte ihm das nicht. Er begehrte sie, und bald würde er sie in seinem Bett haben.
Gwen hatte das Gefühl, als würde sie aus den tiefsten Tiefen des Ozeans auftauchen. Die Wasseroberfläche war schon in Sichtweite, aber es gelang ihr nicht, bis nach oben vorzudringen. Dann wachte sie auf und blinzelte. Es dauerte einen Moment, bis ihr klar wurde, wo sie war und warum. Ach ja, der Stall, dachte sie und atmete den Geruch des frischen Heus ein.
Als sie zu Pyrrhas Stall hinüberblickte, sah sie Luc, wie er Wache hielt. Aus diesem Blickwinkel wirkten seine Körpergröße und seine breiten Schultern noch beeindruckender. Durch seinen Anblick fühlte sie sich beruhigt.
Sie stand auf. Als Luc sie bemerkte, hielt er sich einen Finger an die Lippen. „Psst.“ Neugierig kam sie an seine Seite und blickte zusammen mit ihm in den Stall.
Pyrrha hatte sich zum Schlafen niedergelegt.
Dieser Anblick erstaunte und erfreute Gwen. Sie wusste, dass Pferde sich nur zum Schlafen hinlegten, wenn sie sich völlig sicher fühlten.
Auch Luc schien darüber erfreut zu sein, er lächelte. Sie zeigte auf ihre Armbanduhr und formte mit den Lippen tonlos die Worte: „Wie lange?“
„Ungefähr eine halbe Stunde“, flüsterte er.
Gemeinsam genossen sie diesen Anblick der völligen Ruhe, Geborgenheit und Friedfertigkeit. Luc legte seinen Arm um Gwen, und sie schmiegte sich an ihn. Wenn es nur immer so sein könnte, dachte Gwen. Dieser Frieden, diese Harmonie …
Sie hatten fast eine Viertelstunde einfach so dagestanden, als Pyrrha sich plötzlich regte und dann aufstand. Sie blickte zu Luc, als wollte sie sichergehen, dass er tatsächlich die ganze Zeit über sie gewacht hatte, schüttelte schnaubend ihre Mähne und ging dann ein wenig im Stall auf und ab.
„Wie wunderbar“, sagte Gwen.
„Ja. So allmählich verstehe ich, warum es dir hier so gut gefällt.“
„Es ist so völlig anders als in Los
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