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Falsches Spiel

Falsches Spiel

Titel: Falsches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mariano Hamilton
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waren.«
    »Treten Sie ein«, sagte er zögerlich; er machte keinen Hehl aus seinem Misstrauen.
    Wir gingen durch einen von Weinreben überrankten Laubengang. Es war ein kleines Haus, wie man sie Anfang des Jahrhunderts für die Landarbeiter gebaut hatte. Wir betraten es durch eine Seitentür. Der Raum war von Kerzen erleuchtet; das war kein Snobismus, es gab schlichtweg keinen Strom. Es handelte sich um ein großes Wohnzimmer mit offener Küche, zwei Türen führten vermutlich in weitere Räume. An einem Resopaltisch saßen zwei Frauen. Ich war wie vom Donner gerührt: Die eine war eindeutig die Frau, die ich aus dem Haus von Señora Carter hatte kommen sehen. Ihr Gesicht hatte ich zwar nicht erkennen können, aber ich erkannte Hut und Mantel, die auf einem Sessel lagen, und auch ihre Gestalt, selbst im Sitzen. Die andere, jüngere hatte ich noch nie gesehen. Sie waren sichtlich überrascht. José Luis war immer noch blass.
    »Der Herr ist Privatdetektiv. Man hat ihn angeheuert, um Carlas Verschwinden nachzugehen.«
    »Wer hat ihn angeheuert?«, fragte die Frau, die aus dem Haus der Carter gekommen war.
    »Das darf ich Ihnen nicht sagen. Meine Detektei garantiert ihren Klienten Diskretion.«
    »Wir wissen nichts über Carla«, sagte die Jüngere und sah mich giftig an. Dann wandte sie sich an José Luis. »Warum hast du ihn reingelassen? Ich mag keine Privatdetektive.«
    José Luis wurde rot, bewahrte aber Haltung.
    »Hör auf, María Inés. Er sagt, Señora Carter sei tot«, rechtfertigte er sich.
    Das schlug ein. Sie hatten ganz offensichtlich keine Ahnung vom Tod der Carter. Und wussten ja nicht, dass ich die eine in der vergangenen Nacht gesehen hatte, also hatten sie keinen Grund, mir etwas vorzuspielen.
    José Luis hatte mir geholfen, indem er María Inés Acosta identifizierte, Carlas Freundin. Jetzt musste ich nur noch herausfinden, wer die andere Frau war. Wieder entschloss ich mich zum direkten Angriff, um das Überraschungsmoment zu nutzen.
    Ich zog das Päckchen Clifton aus der Tasche und sah dabei die namenlose Frau an.
    »Sie waren heute Nacht bis ein Uhr bei Señora Carter. Um diese Zeit wurde sie ermordet. Wenn ich mit der Geschichte zur Polizei gehe, sind Sie in null Komma nichts die Hauptverdächtige.«
    Sie ließ sich nicht in die Enge treiben und bewahrte einen kühlen Kopf.
    »Glauben Sie im Ernst, ich kaufe Ihnen die Geschichte ab, dass Señora Carter tot ist? Ja, ich war bis ein Uhr bei ihr, und wir haben über die letzten Zeichen gesprochen, die wir von den Außerirdischen erhalten haben. Als ich ging, lag sie schon im Bett. Und war lebendiger als jeder von uns hier. Sie ist unverwüstlich.«
    Die Pokerpartie verlief nicht wie gewünscht. Ihre Antwort war fundiert und beeindruckte die beiden anderen. Ich konnte nicht beweisen, dass die Carter tot war. Ich sah auf die Uhr, es war sieben.
    »Señora …«
    »Señorita Vilches«, korrigierte sie mich. »Andrea Vilches.«
    »Also, Señorita Vilches, was halten Sie davon, wenn wir auf dem Revier von San Antonio de Padua anrufen und uns die Bestätigung holen, dass ich die Wahrheit sage? Ah, und dann dürfen wir nicht vergessen zu erwähnen, dass sie bis ein Uhr bei Señora Carter waren. Das wird die Polizei brennend interessieren.«
    Ich gewahrte Zweifel in ihrem Blick. José Luis schaltete sich ein.
    »Lassen Sie uns zur Kneipe von Don Agustín gehen. Sie rufen an, klären das, und ich höre zu.«
    »Ja, gehen wir«, sagte ich und stand energisch auf.
    Sie hatten nicht damit gerechnet, dass ich so entschlossen war. Irritation in allen drei Gesichtern. Sie sahen mich an, und ich lächelte. Allmählich schlich sich Angst in ihren Zweifel ein.

12
    Die Kneipe war gut besucht mit Gästen, die Billard oder Karten spielten oder knobelten. Mithilfe von José Luis’ Taschenlampe hatten wir uns eine halbe Meile um Schlamm und Pfützen herumgekämpft. Meine schwarzen Schuhe waren hinüber. Ich verfluchte mich, nicht die alten angezogen zu haben.
    »Hallo, Don Agustín. Kann ich mal ihr Telefon ausleihen?«, fragte José Luis.
    Don Agustín sah ihn argwöhnisch an.
    »Wo willst du denn anrufen, Junge?«
    »In San Antonio de Padua. Es ist ein Notfall«, erwiderte er.
    Widerwillig bückte sich Don Agustín, holte das Telefon unter der Theke hervor und stellte es vor uns hin.
    »Ich leihe es dir nicht; ich vermiete es dir. Macht zweihundert alte Pesos.«
    José Luis sah mich an. Ich schob die Hand in die Tasche und legte zwei Scheine auf die Theke. Dann holte

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