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Falsches Spiel

Falsches Spiel

Titel: Falsches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mariano Hamilton
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ich Antelos Visitenkarte heraus und wählte die Nummer. Eigentlich war das überflüssig, José Luis war längst überzeugt, dass sie tot war, sonst hätte er sich gar nicht auf das Ganze eingelassen.
    »Ich möchte bitte Kommissar Antelo sprechen«, sagte ich, als sich jemand am anderen Ende meldete.
    José Luis’ Ohr klebte förmlich am Hörer. Ich spürte, dass sein Atem schneller ging. Don Agustín sah uns an, als wären wir übergeschnappt.
    »Hallo«, hörte man Antelos Stimme sagen.
    »Wie geht’s, Antelo? Hier spricht das Bündel, das Sie gestern im Haus von Señora Carter aufgelesen haben. Ich wollte wissen, ob es etwas Neues gibt.«
    »Ah, Sie sind’s. Nein, wir haben noch keine Spur. Danke, dass Sie mir das mit der Frau gesagt haben, die um eins das Haus verlassen hat. Der wachhabende Beamte wurde bereits vorläufig suspendiert. Wir suchen nach ihr. Wir glauben, dass sie uns zu dem Mörder führen wird, der die alte Frau umgebracht hat.«
    José Luis’ Muskeln spannten sich an; ich musterte ihn mit einem Seitenblick: Er war leichenblass. Antelo sprach weiter:
    »Können Sie morgen aufs Revier kommen und uns eine Beschreibung liefern?«
    José Luis drückte meinen Arm und schüttelte den Kopf. Ich wollte sein Vertrauen gewinnen.
    »Ich habe Ihnen doch schon gesagt, dass ich sie nicht richtig sehen konnte.«
    »Das haben Sie nicht«, erwiderte Antelo.
    »Dann sage ich es Ihnen jetzt. Ich hab sie nicht richtig gesehen. Nur im Rückspiegel. Es war dunkel. Sie trug einen schwarzen Hut und einen schwarzen Mantel. Ihrem Gang nach war sie jung, vielleicht Mitte zwanzig. Das ist alles, was ich Ihnen sagen kann. Deshalb werde ich ja wohl nicht extra nach Padua kommen müssen.«
    »Von wo aus rufen Sie an?«
    Wieder drückte José Luis meinen Arm und bat mich zu schweigen.
    »Von einer Telefonzelle Calle Corrientes Ecke Florida.«
    »Ich habe heute mehrfach bei Ihnen im Büro angerufen, und Ihre Sekretärin sagte mir, sie seien nach Mercedes gefahren.«
    Insgeheim verfluchte ich María.
    »Antelo. Sie ist nicht meine Sekretärin, sie ist meine Frau. Und Sie wissen schon, Ehefrauen sagt man nicht alles.«
    Ich vernahm lautes Gelächter am anderen Ende. Es klappte immer, wenn man bei einem anderen Mann so tat, als betrüge man seine Frau, vor allem bei einem Polizisten. Als gehörten wir alle zum Club der anonymen Lüstlinge.
    »Alles klar. Trotzdem, wenn Sie mal nach Padua kommen, schauen Sie doch kurz auf dem Revier vorbei.«
    »Mach ich «, sagte ich.
    Ich legte auf und sah José Luis an. Er sah aus, als würde er gleich in Ohnmacht fallen.

13
    Schweigend saßen wir zu viert da. José Luis hatte den Mädchen gerade von meinem Telefonat mit Antelo berichtet. Señorita Vilches – Andrea – war zutiefst geschockt und hörte nicht auf zu heulen. María Inés war wie versteinert. Tränen rannen ihr übers Gesicht, aber sie zuckte nicht mal mit der Wimper. José Luis hatte die Ellbogen auf den Tisch gestützt und seinen Kopf zwischen den Händen vergraben. Ich vertrieb mir die Zeit, indem ich eine Standuhr betrachtete, die noch von Hand aufgezogen wurde und einen Höllenlärm machte. Es war Viertel vor neun.
    »Ich glaube, es wird Zeit, dass wir uns ein wenig unterhalten«, sagte ich, um das Eis zu brechen.
    Niemand schenkte mir Beachtung, also beschloss ich, ein wenig mehr Druck auszuüben. Ich atmete tief ein, fasste Andreas Arm und schüttelte sie sanft, um sie auf die Erde zurückzuholen.
    »Sehen Sie, Andrea, Sie stecken bis zum Hals in der Sache drin, und das Einzige, was Sie jetzt wohl tun können, ist, mit mir zu reden und mir zu erzählen, was Sie über Carlas Verschwinden wissen. Ob Sie mir glauben oder nicht, ich bin mir sicher, dass Sie Señora Carter nicht umgebracht haben, Sie haben nicht einmal indirekt mit dem Mord zu tun. Ich habe Sie seelenruhig die Straße entlanggehen sehen, und das macht niemand, der gerade jemandem die Kehle aufgeschlitzt hat.«
    Sofort merkte ich, dass ich das Gespräch falsch begonnen hatte. Das mit dem Kehle aufschlitzen war ein Fehler gewesen. Die drei fingen erneut an zu heulen. Seufzend schaute ich zur Decke und beschloss zu warten, bis die Gemüter sich beruhigt hatten.
    Ich ging in die Küche und suchte nach etwas Hochprozentigem. Ich fand eine Flasche Gin und nahm sie und vier Gläser mit an den Tisch. Großzügig schenkte ich ein. José Luis nahm nur einen kleinen Schluck, und María Inés rührte ihr Glas nicht an. Andrea tat es mir gleich und leerte ihres mit

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