Falsches Spiel
Peronista , den linken Flügel unter John William Cooke und den Centro de Operaciones de la Resistencia , den rechten Flügel unter General Iñíguez …«
»Derselbe Cooke hat dann ein paar Jahre später die Segunda Resistencia Peronista während der Präsidentschaft Frondizis ins Leben gerufen«, ergänzte der Gallego aus der Erinnerung.
»Fing Frondizi nicht damals an, über den antisubversiven Plan Conintes nachzudenken?«, fragte ich.
»Ja«, erwiderte Espiño und sah sich einen alten Zeitungsausschnitt an. »Sieh hier, damals hat er den Ausnahmezustand verhängt.«
Ich kehrte wieder zu dem Notizbuch zurück.
»1959 wurde die Landguerilla in Santiago del Estero und Tucumán und das Kommando 17. Oktober unter Kommandant Uturunco gegründet, das auch in Tucumán operierte«, las ich.
»Manchmal nannten sie sich auch Movimiento Peronista de Liberación «, ergänzte der Gallego und rückte seine Brille zurecht. »Um 1960 hat man sie gesprengt.«
Bis 1962 waren nur Guerilla-Bewegungen verzeichnet, die nicht durch Proteste im großen Stil oder durch direkte Aktionen auffielen.
»Der Machtkampf zwischen Azules und Colorados, war das ’62?«, fragte ich.
»September ’62«, präzisierte der Gallego.
»Die Azules waren Putschisten, nicht wahr?«
»Nein, die Azules waren die Gesetzestreuen, die sich selbst als Demokraten bezeichneten. Die Colorados wollten eine Diktatur der harten Hand.«
»Die Demokraten haben gewonnen, und deshalb haben wir heute eine Diktatur«, lachte ich.
»Ja. Die Gruppe um General Onganía hat gewonnen, der gehörte zu den Azules . Aber anscheinend hat man später einen Eimer Farbe über ihm ausgegossen, denn ganz plötzlich war er rot und hat Illia vom Thron gestoßen. Wen wundert’s? Menschen ändern sich.« Er zwinkerte mir zu.
Ich las weiter. Namen tauchten auf und verschwanden wieder.
»Hier kommen wir der Gegenwart schon näher«, verkündete ich. Ich nahm einen Schluck Wermut. »Ende 1969 traten Zellen in Buenos Aires auf den Plan, die untereinander keinerlei Verbindung, aber ein gemeinsames Ziel hatten: Die Diktatur unter Onganía zu destabilisieren: Die Katholische Arbeiterjugend, die Unabhängige Linke und die Tacuara, neben weiteren wichtigen Gruppierungen in Córdoba und Santa Fé.«
Der Bericht war gnadenlos. Ich wurde allmählich müde, aber ich wollte wissen, ob er uns weiterbrachte.
»Eine dieser Gruppierungen hat vor ein paar Wochen General Aramburu ermordet«, sagte ich.
»Ja. Das kreidet man dem Movimiento Peronista Montonero an«, erklärte der Gallego.
»Da muss man ja einen Kurs besuchen, um dieses ganze Durcheinander zu verstehen«, sagte ich zu ihm und sah ihn an.
»Erstmal gehen wir das alles durch und dann machen wir einen Plan«, riet er. »Außerdem müssen wir überprüfen, ob das, was dort steht, auch halbwegs stimmt. Denk an eine der grundlegenden Regeln des Journalismus: Wir brauchen mindestens zwei übereinstimmende Quellen.«
»Aber was hat das alles mit Carla zu tun?«, sagte ich.
»Nur Geduld. Da wird sich schon etwas finden. Das Appartement, in dem du das Notizbuch gefunden hast, das gehörte nicht zufällig Carlas Freund?«, fragte er.
»Genau«, erwiderte ich und versuchte mich zu beruhigen. Ich steckte mir eine Zigarette an und betrachtete das Notizbuch. »Das sieht nach einem Geheimdienstbericht aus«, sagte ich.
»Klar. Denk doch mal nach: Diese Gruppen operieren seit Jahren, aber erst seit ein paar Wochen weiß man von ihnen. Der Bericht stammt noch aus der Zeit vor Aramburus Entführung.«
Vergeblich versuchten Espiño und ich irgendeine Verbindung zwischen dem Bericht, dem Verschwinden von Carla und Marcelo, den Außerirdischen, Señora Carter und den beiden homosexuellen Chirurgen Forrester und Tudor herzustellen.
In dem Moment klingelte es zweimal. Ich sah auf die Uhr: Es war zwei Uhr fünfunddreißig.
18
Espiño zog den Metallrollladen hoch, und da stand María. Sie schien völlig verstört.
»Komm rein, Kind, komm rein«, sagte Espiño liebenswürdig.
María war leichenblass, die Angst stand ihr ins Gesicht geschrieben. Ihr musste etwas Schlimmes widerfahren sein. Ich ging auf sie zu und umarmte sie. Sie zitterte wie Espenlaub und brach sofort in Tränen aus. Ich drückte sie fest an meine Brust, bis sie sich ein wenig beruhigt hatte. Sie hob den Kopf und sah mich an. Ihr Blick machte mich fertig. Ich strich ihr über den Kopf und küsste sie zärtlich.
»Sie haben sie alle abgeholt«, sagte sie leise.
Ich sah sie
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