Falsches Spiel
an, wie es seine Schweinsäuglein nur zuließen.
»Wie ich sehe, sind Sie gekommen, um Ihre Aussage zu machen«, sagte er feierlich.
»In welcher Sache?«, fragte ich überrascht und nahm eine Zigarette aus der Schachtel, ohne Gutiérrez eine anzubieten. Ein Lächeln huschte über meine Lippen. Gutiérrez registrierte es und wurde wütend.
»Um eine Aussage zu machen«, wiederholte er. Er stand auf und beugte sich vor.
»Ich bin gekommen, weil ich eine Information habe, die Sie interessieren könnte«, sagte ich ruhig und zündete die Clifton an, als wäre er gar nicht da.
Damit hatte er nicht gerechnet. Langsam setzte er sich wieder hin.
»Wie Sie wissen, ermittle ich im Fall der vermissten Carla Forrester«, fuhr ich fort. »Am Freitag war ich in dem Haus, das Señora Carter in Mercedes besitzt.«
»Ich hatte Ihnen doch gesagt, Sie sollten sich von dieser Frau und der Sekte fernhalten«, fiel er mir mürrisch ins Wort.
Ich beachtete ihn nicht.
»Dort habe ich Freunde von Carla angetroffen: José Luis Marino und María Inés Acosta. Und dann war da noch eine Frau namens Andrea Vilches. Ich habe mich mit ihnen unterhalten, und sie haben mir ein paar Informationen über Carla gegeben. Als ich das Haus verließ, hatte ich so eine Vorahnung und habe mich draußen postiert.« Ich log, weil ich María nicht mit hineinziehen wollte. »Und am Morgen sind zwei Autos mit acht vermummten Gestalten mit Gewehren vorgefahren.«
Ich machte eine Pause, weil ich sehen wollte, was Gutiérrez für ein Gesicht machte. Kaum merklich weiteten sich seine Augen. Ich wartete darauf, dass er mir eine Frage stellte, aber seine Lippen waren wie versiegelt.
»Die Kerle sind ins Haus eingedrungen und haben die jungen Leute mit Waffengewalt in den Hof getrieben.«
Gutiérrez stand auf und drehte mir den Rücken zu. Schweigend wartete ich seine Reaktion ab. Er räusperte sich und fragte dann so beiläufig wie möglich:
»Sie haben alles gesehen?«
»Ja. Ich stand hinter einem Strauch, als die Autos kamen.«
»Das war am Freitag, heute ist Dienstag. Darf man fragen, warum Sie nicht früher Bescheid gegeben haben?«
Die Sache wurde brenzlig. Ich schnippte die Zigarette auf den Boden und wartete ein wenig damit, sie auszutreten, um mir eine überzeugende Antwort ausdenken zu können.
»Ich wollte erst ein paar Ermittlungen durchführen.« Ich musste Zeit gewinnen.
»Nach Córdoba reisen zum Beispiel?«
Ich ignorierte die Frage.
»Ich hatte ein paar Dinge zu überprüfen und außerdem wollte ich abwarten, was mit den jungen Leuten geschieht.«
»Mal sehen, ob ich das jetzt richtig verstanden habe: Acht Männer entführen mit Waffengewalt drei junge Leute, und Sie bringen das erst vier Tage später zur Anzeige. Ist das Ihr Verständnis von einem guten Bürger?«
»Verschonen Sie mich«, sagte ich und tat so, als würde ich die Geduld verlieren. »Mein Mandant hat mich beauftragt, Carla Forrester zu finden, weil Sie nichts unternommen haben. Ich bin zufällig in diese Situation geraten, und es war den Interessen meines Mandanten nicht dienlich, das Ganze schon am Freitag anzuzeigen. Wenn Sie sich jetzt um die Angelegenheit kümmern wollen, dann tun Sie das. Und wenn nicht, dann bleiben Sie doch einfach mit dem Hintern auf Ihrem Bürostuhl kleben, und ich kümmere mich darum.«
Es wurde still im Raum. Es gab keinen Ausweg. Entweder musste ich mit Gutiérrez paktieren oder ich würde in einer Zelle vermodern.
Gutiérrez kehrte wieder zu seinem Stuhl zurück und nahm den Telefonhörer. Er bat jemanden, in sein Büro zu kommen.
Es war derselbe Unteroffizier, der mich hergebracht hatte.
»Begleiten Sie den Herrn zur Tür, und dann kommen Sie zurück. Wir müssen ein paar Telefonate mit der Brigade in Mercedes führen.«
Der Drecksack machte eine Kopfbewegung zur Tür.
»Ich gehe davon aus, dass Sie mich über die Ergebnisse auf dem Laufenden halten«, sagte ich zu Gutiérrez, bevor ich den Raum verließ.
»Halten Sie sich von Mercedes fern«, warnte er mich.
»Sie rufen mich doch an und sagen mir, was passiert ist?«, hakte ich nach.
»Scheren Sie sich zum Teufel!«
Zum zweiten Mal innerhalb von vierundzwanzig Stunden warf man mich hinaus.
26
Ich verließ das Polizeipräsidium und schloss mit mir selbst eine Wette ab. Ich hatte keine Ahnung, ob Gutiérrez in einer faulen Sache mit drinsteckte, aber mein kleiner Bericht hatte ihn ganz offensichtlich nervös gemacht. Fast zwei Stunden saß ich in einer Kneipe Calle Moreno Ecke
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