Falsches Spiel
Antwort.
»Wie ist sie so im Bett?«
»Ich sagte doch, da war nichts.«
»Ist sie besser als ich?«
Susana ignorierte einfach, was ich sagte. Aber ich würde auf ihre Spielchen nicht eingehen.
»Was kannst du mir über die Forresters erzählen?«
»Nicht viel. Eine ganz normale Familie. Sandra trinkt, weil sie die Gefühlskälte ihres Mannes nicht erträgt. Seit Jahren schon rührt er sie nicht mehr an. Juan Carlos ist ein Mistkerl. Und Carla ist die Leidtragende bei der ganzen Geschichte.«
»Bist du noch verheiratet?«, fragte ich, um das Gespräch auf ihren Mann zu bringen.
Sie lachte laut auf.
»Du hast wirklich Nerven. Warum hast du mir nicht gesagt, dass Andrés mit Männern schläft?«
Ihre Direktheit überraschte mich. Ich konnte nicht länger lügen.
»Ich wusste, du würdest von selbst dahinterkommen. Welchen Sinn hätte es gemacht, es dir zu sagen?«
»Du hättest mir ein Jahr Ehe erspart.«
»Triffst du dich noch mit ihm?«
»Einmal im Monat. Wenn er mir meinen Unterhalt gibt.«
»Ich vermute mal, du hast ordentlich was rausgeschlagen.«
Sie lächelte.
»Kein verheirateter Mann hat es gern, wenn man über ihn herumerzählt, dass er schwul ist«, fügte ich hinzu.
»Er zahlt gut und pünktlich«, sagte Susana.
»Operiert er noch?«
»Nein. Er hat an die Clínica Santa Isabel gewechselt.«
»Was macht er?«
»Das hat er mir nicht gesagt, aber ich weiß, dass er nicht mehr operiert. Ich stelle nicht viele Fragen, weil ich den Verdacht habe, dass er in schmutzige Geschäfte verwickelt ist. Die Klinik hat einen miserablen Ruf.«
Ich merkte, dass die Fragerei sie ermüdete. Ich musste zum Punkt kommen, denn sie verlor allmählich das Interesse. Und Susana war wie ein launisches Kind; wenn sie keine Lust mehr hatte, war das Gespräch schnell beendet.
»Weißt du, ob dein Ex-Mann mit Forrester ins Bett geht?«, fragte ich unverblümt.
Erst sah sie mich befremdet an, aber dann lachte sie so laut, dass es durch die ganze Wohnung hallte.
»Woher hast du das denn?«, fragte sie, um Fassung ringend.
»Nirgendwoher. Dein Mann ist schwul; Forrester ist schwul. Beide sind Chirurgen, also begegnen sie sich an denselben Orten. Ihre Frauen sind befreundet. Was weiß ich, es ist nur so eine Vermutung.«
»Juan Carlos und Männer?«
»Ja«, sagte ich selbstsicher.
»Aber Sandra hat mir nie was davon gesagt …«
»Vielleicht weiß sie es nicht.«
Als sich die Information gesetzt hatte, lachte sie erneut laut auf.
»Stimmt, ich hatte bei Andrés ja auch keine Ahnung.«
»Offensichtlich sind dein Ex und Forrester ein Paar«, bohrte ich weiter.
»Das passt. Sie waren oft allein zum Angeln in Chascomús.«
Sie schwieg. Ich hätte wetten können, dass in ihrem Kopf ein Film ablief, in dem sich ihr Ex-Mann mit Forrester im Bett wälzte. Plötzlich schüttelte sie den Kopf und verzog das Gesicht.
»Tja, so ist das«, sagte Susana. »Jeder kennt jeden, und man erfährt alles voneinander. Wenn Juan Carlos homosexuell ist, wie du sagst, bin ich sicher, dass sie etwas miteinander haben. An so viele Zufälle glaube ich nicht.«
»Ich auch nicht«, pflichtete ich ihr bei.
Auch Susana konnte nur spekulieren. Ich hatte nicht die Gewissheit, die ich mir von dem Besuch erhofft hatte, aber sie hatte mich in meinen Mutmaßungen bestätigt. Ich hob den Mantel vom Boden auf und zog ihn langsam an. Ich wollte ihr noch ein wenig Zeit geben, falls ihr noch etwas einfiel. Dann ging ich zur Tür.
Ich war überzeugt, sie würde mit der Geschichte gleich zu Sandra rennen. Umso besser. Wenn sie es ihr sagte, so hatte ich ein Problem weniger.
28
Um halb zehn war ich wieder im Büro. Ich war völlig fertig und wollte nur noch schlafen. Da María nicht mehr kam, sammelte sich der Staub auf den Möbeln. Ich hielt es immer noch für zu gefährlich, dass sie an ihren Arbeitsplatz oder in ihre Wohnung zurückkehrte. Das Exil bei Espiño war ein notwendiges Übel.
Ich zog mich aus. Mir fielen die Augen schon zu, da klingelte das Telefon. Ich sah auf die Uhr: Es war zehn.
»Spezialdienste«, spulte ich mein Sprüchlein ab.
»Gutiérrez hier«, hörte ich seine ätzende Stimme am anderen Ende sagen.
Ich gab keine Antwort. Ich hatte immer weniger Lust, mit ihm zu reden.
»Es gibt Neuigkeiten zu der Angelegenheit in Mercedes«, sagte er.
Ich schwieg weiter.
»Wir haben die entführten jungen Leute gefunden.«
»Wo sind sie?«, unterbrach ich ihn. Er sollte mir meine Unruhe nicht anmerken, aber ich konnte nichts
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