Falsches Spiel
Zeugen liquidierte, dem ich mich näherte. Und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, hatte die Polizei auch noch mich in Verdacht, Señora Carter und Marcelo kaltgemacht zu haben.
»Die Kunststudenten sind am 18. Juli verschwunden«, sagte Espiño.
»Ja und?«, fragte ich.
»Ein Tag, nachdem General Aramburu ermordet aufgefunden wurde.«
Ich sah ihn an und verstand. Geschickt lockte er mich auf politisches Terrain. Ich wollte bisher einfach nicht einsehen, dass eine Rotte aus Gewerkschaftlern, Polizisten und Militärs Selbstjustiz übten, obwohl ich zugeben musste, dass die Berichte, die wir gefunden hatten, das durchaus für denkbar erscheinen ließen. Das Problem war, dass ich nicht wusste, wie ich Carlas Entführung in dieses Puzzle einbauen sollte, da sie keiner politischen Partei anzugehören schien und, soweit ich wusste, auch so gut wie nichts mit Señora Carters Clique zu tun hatte. Auch Juan Carlos Forrester passte nicht recht in dieses Bild, obwohl irgendetwas mir sagte, dass er mich zu Carla führen würde.
Ich hatte keine Lust mehr, darüber zu reden, vor allem, weil ich nichts Wesentliches mehr beizusteuern hatte, also schnappte ich mir ein paar Seiten aus der Mappe Projekt Alpha Eins und begann, sie ungeduldig zu studieren. Ich wollte auf irgendetwas stoßen, irgendetwas, das wieder Bewegung in die Sache brachte und mir sagte, worauf ich mich als Nächstes konzentrieren musste. Auf einmal stieß ich auf die Adressen, die als Landebasis für den Empfang der Außerirdischen dienen sollten: Mercedes, La Falda und Parque Leloir. Die Adresse in Parque Leloir schlug ein, als hätte man mir eins mit dem Hammer verpasst.
»Es ist in Parque Leloir. In Castelar«, rief ich.
»Was?«, brummte der Gallego.
»Das fehlende Haus. Es befindet sich in Parque Leloir. Und ich habe den Verdacht, dass Carla dort versteckt ist.«
»Freiwillig oder unfreiwillig? Lebend oder tot?«, fragte der Gallego finster.
»Irgendetwas sagt mir, dass sie noch lebt.«
Espiño und María sahen sich an, sehr überzeugt wirkten sie nicht.
»Sie lebt«, sagte ich bestimmt.
»Willst du jetzt gleich nach ihr suchen?«, fragte Espiño unruhig.
»Es macht keinen besonderen Sinn, sich zu beeilen. Wenn sie noch lebt, glaube ich nicht, dass sie in Gefahr ist. Es wird schon seinen Grund haben, warum sie noch nicht beseitigt wurde.«
»Und warum holst du sie nicht trotzdem da raus? Es geht ihr bestimmt dreckig«, sagte María besorgt.
»Ich muss wissen, mit wem ich es zu tun habe. Ich muss erstmal das Terrain sondieren.«
»Und die Polizei?«, fragte María.
»Der traue ich nicht«, sagte ich und deutete auf die Mappe des Projekts Alpha Eins.
»Sehe ich genauso«, pflichtete mir Espiño bei.
»Was denkt ihr, wie tief steckt die Polizei da mit drin?«, fragte María.
Ich sagte, was mir bereits durch den Kopf ging, seit mir mein Freund, der Schlächter, begegnet war: »Keine Ahnung, aber einige Bullen wohl bis zum Hals.«
Wir schwiegen eine Weile nachdenklich.
»Ich glaube, es wird Zeit, dass wir uns etwas zwischen die Kiemen schieben«, sagte ich und setzte mein schönstes Lächeln auf.
25
Um zehn Uhr morgens saß ich im Innenhof des Polizeipräsidiums und wartete darauf, dass Gutiérrez mich empfing. Ich hätte zu Antelo gehen können, aber ich zog den Dicken dem Dünnen vor. Antelo war mit den Forresters befreundet, und ich war mir nicht sicher, ob Sandra bezüglich meiner Reise nach Córdoba den Mund gehalten hatte. Gutiérrez wollte mir zwei Verbrechen anhängen, aber er hatte nichts Konkretes gegen mich in der Hand, also konnte er mir zunächst mal nicht gefährlich werden. Er hatte nichts als eigene Vermutungen, inoffizielle Zeugenaussagen und fadenscheinige Beweise, und das reichte nicht für eine Verhaftung.
Nach geschlagenen drei Stunden kam ein Unteroffizier auf mich zu und sagte kühl, Gutiérrez warte in seinem Büro auf mich. Ich lachte innerlich über dieses erbärmliche Prozedere, um mich einzuschüchtern. Ich folgte dem Unteroffizier durch ein paar Flure, dann betraten wir das mir bekannte Büro. Gutiérrez tat so, als ob er schriebe. Unaufgefordert setzte ich mich. Gutiérrez war nicht dumm, er hatte es bemerkt und hob die Brauen, ohne aufzusehen. Ich fand es ausgesprochen witzig, mitanzusehen, wie der Drecksack sich wichtig zu machen versuchte.
Der Unteroffizier ließ uns allein. Ich sah Gutiérrez an und musste dabei krampfhaft das Lachen unterdrücken. Am Ende hob er den Kopf und blickte mich so eindringlich
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