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Fame Junkies

Fame Junkies

Titel: Fame Junkies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morton Rhue
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Job zu erledigen. »Dokumentiere eine Woche in Willows Leben«, haben sie gesagt.
    Sie – das sind die Leute von Willows Management, allen voran Aaron Ives, ein Newcomer in Hollywood, der als gnadenlos ehrgeizig gilt, ein extremer Kontrollfreak ist und Willows Karriere bis ins letzte Detail durchplant. Er hat mir unmissverständlich klargemacht, dass meine Aufgabe darin besteht, Willow Twine so zu zeigen, wie die Welt sie sehen möchte: als das süße Popsternchen, das nur wegen eines »Ausrutschers«, einer »Jugendsünde« einige Wochen in einer Entzugsklinik war. Als die blutjunge (in Wirklichkeit ist sie schon einundzwanzig, aber ihr wahres Alter ist ungefähr so geheim wie die Handynummer des Präsidenten), fröhliche Schauspielerin, die nur kurz ins Straucheln geriet, als sie in ihrer mädchenhaften Unschuld dem gefährlichen Charme des Herzensbrechers Rex Dobro zum Opfer fiel.
    Ich muss zugeben, dass ich zuerst auch gedacht habe, dass die beiden eigentlich nicht zusammenpassen. Auf der einen Seite Willow, das Idol von Millionen von Mädchen auf der ganzen Welt, die verzückt ihrer Bubblegum-Musik lauschen und keinen ihrer Filme verpassen, in denen sie immer das nette Mädchen von nebenan spielt. Auf der anderen Seite Rex, der gerne mal Hotelzimmer zerlegt und schnelle Wagen zu Schrott fährt.
    Ursprünglich stammt er aus einem Kaff irgendwo in Texas und ist vor einigen Jahren per Greyhound-Bus nach L.A. gefahren, wo er bei Freunden und Bekannten unterkam, bis er als Schlagzeuger bei Ambiguous Genitalia anheuerte. Die Band war ursprünglich hauptsächlich für ihren androgynen Sänger bekannt, der sich je nach Laune Bender Gender oder Brenda Gender nannte. Allerdings erregten die Jungs mehr Aufsehen mit ihrem exzessiven Drogenkonsum, Prügeleien auf der Bühne, verwüsteten Hotelzimmern und zahllosen Anzeigen wegen Körperverletzung und Trunkenheit am Steuer als mit ihrem eher schlicht gestrickten Heavy-Metal-Sound. Ihr kometenhafter Aufstieg in den Rockhimmel endete mit einer Bruchlandung, als Bender/Brenda eines Tages unter einem Motorrad begraben am Boden eines Swimmingpools gefunden wurde. Seitdem hat Rex weniger durch seine Musik Schlagzeilen gemacht als durch ständig wechselnde Affären mit It-Girls, zu Schrott gefahrene Nobelkarossen und Schadensersatz-Prozesse mit seiner Plattenfirma, die ihn verklagte, weil er Alben, für die er bereits Geld kassiert hatte, nicht ablieferte.
    Er ist das klassische Enfant terrible der Musikwelt und mein Auftrag besteht nun darin, der Welt zu zeigen, dass Willow Twine dem Skandalrocker Rex und allem, wofür er steht – Sex, Drugs & Rock ’n’ Roll – für immer Lebewohl gesagt hat. Damit Mütter keine nervösen Schweißausbrüche bekommen müssen, wenn ihre Töchter ihre Zimmer mit Willow-Postern tapezieren, ihre Musik hören, auf ihre Konzerte gehen, ihre Filme schauen und fleißig die Produkte kaufen, für die sie Werbung macht (wobei viele ihrer Werbeverträge natürlich in dem Moment geplatzt sind, als sie in die Entzugsklinik eincheckte).
    Hollywood wird nicht umsonst die »Traumfabrik« genannt. Hier ist nichts so, wie es scheint. Hier werden Illusionen verkauft und die PR-Profis sorgen dafür, dass man nur das zu sehen bekommt, was man sehen soll. Hier lebt man nach der Devise: Eine Hand wäscht die andere. Und ja, ich bin gerade tatsächlich dabei, ein Teil dieser Schöne-heile-Welt-Maschinerie zu werden, auch wenn ich noch nicht so wirklich weiß, was ich davon halten soll. Aber in den letzten Tagen ist etwas passiert, womit ich niemals gerechnet hätte: Willow und ich sind Freundinnen geworden.
    Deswegen habe ich auch mein Versprechen gehalten, auf der Party keine verfänglichen Fotos zu schießen. Die wenigen, die ich gemacht habe, sind nur harmlose Schnappschüsse – nichts, was man nicht auch völlig unbesorgt auf die Website des Christian Science Monitor stellen könnte. Die Fotos, für die mir die Redakteure diverser Promizeitschriften verdammt viel Geld gezahlt hätten, habe ich ganz bewusst nicht gemacht. Im übertragenen Sinn könnte man also sagen, dass ich Willow gestern Abend die Hand gewaschen habe – und wenn ich ganz ehrlich bin, hoffe ich, dass sie sich dafür eines Tages auf irgendeine Weise bei mir revanchiert.
    Ich betrachte den Teller mit Mangospalten, Papaya und Honigmelone, den Maria mir hingestellt hat, und denke noch einmal über meine Idee nach, ganz in Kalifornien zu bleiben. So abwegig ist der Gedanke doch eigentlich gar nicht,

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