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Fame Junkies

Fame Junkies

Titel: Fame Junkies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morton Rhue
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geht auf. Aus der Wohnung stinkt es nach Zigarettenrauch und Müll. Vor mir steht jemand mit schwarz gefärbten Haaren, die trocken und stumpf aussehen. Zu viel Chemie. Er ist unglaublich mager, seine Haut ist so blass, dass sie fast durchsichtig scheint, und die Augen liegen tief in den Höhlen. Er trägt ein fleckiges weißes T-Shirt und dreckige Jeans. Hinter ihm hängt eine dieser siebzigerjahre-Lampen, die von der Decke bis zum Boden reichen, und taucht das Apartment in schummeriges Licht. Von den drei Glühbirnen funktioniert nur noch eine. Zwei Männer und ein Mädchen sitzen auf einem Sofa. Der Couchtisch und der Boden sind mit leeren Flaschen und Dosen übersät. Überall liegen Pizzaschachteln und Styroporboxen.
    Der Typ in der Tür blinzelt so heftig, dass ich mich frage, wann er das letzte Mal die Sonne gesehen hat. »Jamie?«
    Die Stimme ist die von Avy und die Augen kommen mir auch bekannt vor, aber die Nase ist nicht seine. Genau wie das Gesicht ist sie viel schmaler als früher – das Kinn ist dagegen breiter. Und die Lippen hat er sich anscheinend auch aufspritzen lassen, sie sind merkwürdig unregelmäßig angeschwollen.
    »Was ist?«, fragt Avy, als ich nichts sage. »Gefalle ich dir etwa nicht?«
    Ich stehe unter Schock. Er sieht furchtbar aus! »Doch natürlic h … Ich bin bloß überrasch t … Du bist so … dünn!« Es ist das Einzige, was mir in dem Moment einfällt und sich wenigstens halbwegs nach einem Kompliment anhört. Ich muss schlucken und mir steigen die Tränen in die Augen.
    »Jamie, ist was passiert? Was hast du?«
    »Avy!«, ruft einer der Typen drinnen. »Mach die verdammte Tür zu!«
    Avy tritt auf die Veranda hinaus und zieht die Tür hinter sich zu. Ich schlage die Hände vors Gesicht und kann gar nicht mehr aufhören zu weinen. Ich will ihn fragen, warum er sich das angetan hat, warum sich mein liebster, bester Freund so schrecklich selbst verstümmelt hat, aber ich bringe kein Wort heraus.
    »Was hast du, Wondergirl?«, fragt er wieder.
    Meine Gedanken und Gefühle überschlagen sich. Ich bin auf der Flucht vor Willow Twine. Ich verstehe nicht, warum Nasim sich die ganze Zeit nicht meldet, ahne jedoch, dass irgendetwas Schlimmes dahintersteckt. Ich habe Avy endlich gefunden, der aber nur noch ein Schatten seiner selbst ist. Wenn ich doch nur die ganze Zeit über mit ihm in Kontakt geblieben wäre!
    Avy legte seine mageren Arme um mich und zieht mich an sich. »Ich finde es toll, dass du so spontan vorbeikommst, Jamie. Du hast mir verdammt gefehlt. Aber das ist doch kein Grund so zu heulen.«
    »Ich freu mich eben so«, schniefe ich. Wenn es das ist, was er glauben will, soll er es glauben. Das ist besser für ihn als ihm zu sagen, was wirklich in mir vorgeht. Ich trete einen Schritt zurück, wische mir mit dem Handrücken über die Augen und zwinge mich, zu lächeln. »Es ist so schön, dich endlich wiederzusehen!«
    Avy grinst. »Nicht zu fassen, was? Wie lange haben wir uns nicht gesehen?«
    Wir stehen voreinander und wissen beide nicht, was wir sagen sollen. Eigentlich hatte ich vor, ihn zu fragen, ob ich eine Zeit lang bei ihm wohnen kann, bis ich entschieden habe, was ich tun soll. Aber jetzt, wo ich gesehen habe, wie er wohnt, weiß ich, dass ich mir etwas anderes überlegen muss. In diesem stinkenden Loch würde ich es keine fünf Minuten aushalten.
    Avys Grinsen erlischt, er zieht unsicher die Brauen zusammen. »Du bist aber nicht von meinen Eltern hergeschickt worden, oder? Nein, kann ja gar nicht sein.« Er schüttelt den Kopf. »Die wissen gar nicht, dass ich hier wohne.«
    »Ich bin seit einer Woche in L.A., weil ich hier eine Fotostory geschossen habe«, erzähle ich. »Ich wollte … dich besuchen.«
    »Was für eine Story?«
    Obwohl ich weiß, dass ich so schnell wie möglich aus der Stadt verschwinden sollte, bevor Willow auch noch den Flughafen sperren lässt, kann ich meinen besten Freund auf gar keinen Fall so hier zurücklassen. Und im Gegensatz zu dem, was er gerade durchzumachen scheint, kommen mir meine eigenen Probleme fast schon lächerlich vor.
    Seine knochigen Schultern ragen spitz unter dem T-Shirt hervor. Er sieht aus, als hätte er seit einem Monat nichts Anständiges mehr gegessen. »Wie wär’s, wenn wir frühstücken gehen? Ich lade dich ein!«
    Er runzelt die Stirn. »Klar. Bloß … es ist fast Abendessenszeit.«
    ***
    Wir gehen auf der Suche nach einem Café die Straße entlang. Avys Blick huscht nervös nach rechts und links, alle

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