Fame Junkies
hast keine Ahnung, wie verdammt hart das hier ist, Jamie.«
Ich drücke seine Hand. »Aber wenn es dein großer Traum ist, dann musst du weiterkämpfen. Ich lass dich auch nie wieder hängen, Avy. Von jetzt an tue ich alles, was ich kann, für dich. Versprochen.«
Er lächelt schwach und blickt nachdenklich auf die Tischplatte.
»Gehst du denn immer noch zu Castings?«, frage ich, obwohl der kurze Blick in die Wohnung vorhin eigentlich Antwort genug war. Aber ich kann nicht glauben, dass er wirklich aufgegeben hat.
Avy schüttelt den Kopf. »Im Moment nicht. Ich nehme mir eine kleine Auszeit und versuche selbst ein bisschen zu schreiben. Drehbücher, Serienkonzepte, solche Sachen. Ein Freund von mir hat einen Bekannten – Seth Stieg. Das ist der Bruder von Tim Stieg. Erinnerst du dich an die Serie über die letzte Frau auf der Erde, die eine Zeit lang bei Bravo lief? Die hat Tim geschrieben. Seth meint, dass er immer nach neuen Stoffen sucht. Deshalb haben Dan und ich uns zusammengesetzt und ein paar Ideen entwickelt.«
»Ist Dan einer von den Jungs aus der WG?«
Avy runzelt die Stirn und nickt langsam. Er starrt auf seine elektrische Zigarette, als fände er sie plötzlich unglaublich faszinierend. »Ja.« Er sieht mich an. »Ich weiß schon, was du denkst, Jamie. Nicht gerade die produktivste Arbeitsatmosphäre, was?«
»Wieso bist du denn aus der Starwood-Wohnung ausgezogen?«
Er zuckt mit den Achseln. »Die behandeln einen da wie ein Kleinkind. Ständig steht man unter Beobachtung. Ich bin nicht den weiten Weg von New York nach L.A. gekommen, um jeden Abend vor zwölf zu Hause sein zu müssen, verstehst du? Das musste ich nicht mal, als ich noch bei meinen Eltern gewohnt hab. Ich kann es auch alleine schaffen, Jamie. Ich brauch nur eine einzige gute Chance.«
Ich glaube ihm. Aber wer wird diesem zitternden Nervenbündel eine Chance geben? Mir schießt durch den Kopf, dass er im Moment höchstens für die Rolle eines Junkies oder Zombies infrage kommen würde.
Und dann schaut er mich auf einmal mit dem verschmitzten Blick an, den ich so an ihm liebe. Ich bin fast erleichtert. Der alte Avy ist doch noch nicht ganz verschwunden. »Dan und ich verchecken nebenbei auch noch ein bisschen Pulver, um über die Runden zu kommen. So finanzieren wir uns die Wohnung und das Nötigste. Das ist keine große Sache. In dieser Stadt schnupfen alle, Jamie. Ausnahmslos. Ich weiß, das hört sich wie das volle Klischee an, aber es stimmt. Und weißt du, was das Verrückteste ist? So arbeiten sich hier viele nach oben. Das ist ganz normal. Vom Dealer zum Schauspieler. Du glaubst nicht, wie viele Leute, die du kennst, so angefangen haben. Darunter sind ein paar echt bekannte Namen … unter anderem auch Willows Exfreund.«
»Rex?« entfährt es mir. Natürlich weiß Avy nicht, dass Willow und Rex wieder zusammen sind – oder jedenfalls bis vor sehr Kurzem wieder zusammen waren.
Avy grinst. »Was meinst du denn, wie der Typ sich all die Jahre über Wasser gehalten hat? In der Szene nannte man ihn früher immer nur den Schneemann der Stars .«
RICHARD
Liebe Willow,
ich bin ganz schön sauer, weißt du das? Warum hast du dich denn nicht bei mir gemeldet? Was soll ich denn noch tun, damit du verstehst, wie ernst es mir ist. Oder sind dir meine Gefühle etwa egal? Ich habe dir so viel zu geben, Willow, bei mir wärst du in Sicherheit, aber du gibst mir einfach keine Chance. Wenn du so weitermachst, wird es dir eines Tages vielleicht noch leidtun.
Oder hat dir Doris gar nicht ausgerichtet, dass ich bei dir war?
Dem Glatzkopf, deinem angeblichen Bodyguard, kannst du übrigens sagen, dass er gut aufpassen soll, wenn er mir das nächste Mal über den Weg läuft. Mit Arschlöchern wie ihm mache ich normalerweise kurzen Prozess.
Hast du mitbekommen, dass ich mit der Polizei gesprochen habe, Willow? Ich habe ihnen gesagt, in welcher Gefahr du schwebst. Ich glaube, sie haben verstanden, dass die Lage ernst ist, aber der Polizei sind natürlich auch die Hände gebunden. Diese Stadt wimmelt von Verrückten, Kranken und Kriminellen, die können nicht jeden auffälligen Typ im Auge behalten. Aber genau darum geht es, Willow. Die Polizei kann dir einfach nicht den Vierundzwanzig-Stunden-Rundumschutz bieten, den du brauchst.
Siehst du denn nicht, dass du dich ständig in Lebensgefahr bringst? Bist du wirklich so naiv? Oder verharmlosen der Glatzkopf und Doris die Lage, weil sie genau wissen, dass sie dich nicht beschützen können, und
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