Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne
stecken?«
Kiesewetter hob die Hände. » Das weiß nur Gott!«
Ungerechtigkeiten
Mein Herz ist voller Leid.
Ich sterbe, denn ein Teil von mir ist verloren.
Gwi streitet darum mit Kauha.
Die Kräfte des Bösen wachsen und Kauhas Kräfte schwinden!
Ich fürchte mich, Sternenschwester!
Steh mir bei!
» Jella fuhr jäh aus dem Schlaf auf und lauschte in die Dunkelheit. Die Stimme, die sie gerade im Schlaf gehört hatte, hallte so wirklich in ihr nach, als würde Nakeshi direkt neben ihr stehen. Sie wusste sofort, dass dies etwas Schlimmes bedeutete. Sie fürchtet, dass Bô stirbt, dachte sie beklommen. Das Asthma machte dem Buschmann jetzt in der kalten Jahreszeit besonders zu schaffen. Sie schlug rasch die Decke beiseite, um aufzustehen. Neben ihr bewegte sich nun auch Fritz.
» Was ist los? Es ist noch viel zu früh zum Aufstehen!«, murmelte er verschlafen. Jella strich ihm sanft über sein verstrubbeltes Haar. » Schlaf weiter, Liebster. Ich muss zu Nakeshi und Bô. Sie brauchen meine Hilfe.«
Fritz grunzte etwas, was sich wie » Das hat auch noch bis morgen Zeit« anhörte, drehte sich dann aber brav wieder in seine Schlafposition und schlief sofort wieder ein.
Es war halb fünf. Erst in gut einer Stunde würde die Sonne aufgehen. Zeit genug, um die notwendigen Dinge zu packen, die sie für eine längere Tour in den Busch benötigte. Proviant und Schlafsack hatte sie schnell beisammen; was ihr allerdings mehr Kopfzerbrechen bereitete, war die Frage, welche Medikamente sie mitnehmen sollte. Schulmedizinisch gesehen waren ihre Möglichkeiten, Bô zu helfen, ziemlich begrenzt. Die herkömmlichen Therapien mit kaliumarsenhaltigen Pillen hatten bei ihm in keiner Weise angeschlagen. Im Gegenteil. Jella meinte an ihm sogar Vergiftungserscheinungen bemerkt zu haben, die durch das Arsen hervorgerufen worden sein konnten, obwohl sie die Medikamente nur niedrig dosiert hatte. Zwar waren die Asthmaanfälle anfangs seltener geworden, dafür hatte Bô über Magenschmerzen und Verdauungsprobleme geklagt. Daraufhin hatte sie die Pillen sofort wieder abgesetzt. Auch Nakeshi war mit ihrer Weisheit schon längst am Ende. Jella seufzte. Die Befürchtungen ihrer Sternenschwester waren nur zu begründet. Wenn sie nicht bald eine Therapie fanden, die Bô das Atmen erleichterte, dann würde er über kurz oder lang an einem seiner Anfälle ersticken. Plötzlich fiel ihr ein, dass ihr Nokoma bei einem ihrer letzten Treffen etwas über die schleimlösende Kraft einer Pflanze erzählt hatte. Wie hatte sie nur geheißen? In ihrem Arbeitszimmer im Lazarett griff sie nach ihrem Notizbuch, in dem sie all das zu notieren pflegte, was sie von dem alten Medizinmann erfahren hatte. Nach einigem Blättern fand sie, was sie suchte.
» Waldrebe, Kletterstrauch mit gefiederten Blättern. Die Blättchen, meist fünf an der Zahl, sind eiförmig und gezähnt. Kleine weiße Blüten vereinen sich zu Rispen. Die Pflanze hat einen scharfen Geschmack und reizt die Schleimhäute des Mundes, wenn man sie kaut. Der Blättertee wird bei Kopfschmerzen, Erkältung, Husten und Brustbeschwerden getrunken. Den Dampf von Wurzel, Stängel und Blatt kann man inhalieren. Er hilft bei Erkältung, Asthma, Sinusitis und Malaria.
Sie überlegte, wo sie dieses besondere Hahnenfußgewächs in der Nähe finden konnte. Natürlich! Sarah hatte die hübsche Kletterpflanze an ihrer Pergola gepflanzt und dann einen Witz gemacht, dass die Früchte der Waldrebe aussähen wie der weiße Bart von Johannes. Sie beschloss, sofort einige Wurzeln, Stängel und Blätter der Pflanze pflücken zu gehen. Nokomas reichhaltiges Wissen bereicherte Jella in vielerlei Hinsicht. Mittlerweile stand sie der animistischen Heilkunst des Medizinmannes längst nicht mehr so kritisch gegenüber. Der alte Mann hatte ihr auf ihren unregelmäßig stattfindenden Ausflügen in die » Welt der Pflanzen, Tiere und Geister« Dinge gezeigt und erleben lassen, die sie mit ihrer Vernunft nicht erklären konnte. Bei all ihrer anfänglichen Skepsis hatte sie bald akzeptieren müssen, dass es gewisse Ereignisse gab, die nach wissenschaftlichem Ermessen unmöglich schienen. Allein die wundersame Heilung Saburis war ihr immer noch ein Rätsel. Als sie den Medizinmann danach gefragt hatte, hatte er ihr auf seine rätselhafte Art und Weise ausführlich geantwortet:
» Alle Krankheiten haben eine Ursache«, hatte er ihr erklärt. » Willst du heilen, so musst du herausfinden, wer die Krankheit gemacht hat. Mal sind
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