Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne
es die Geister der Erde, mal die des Wassers, der Luft oder die neidischen Ahnen. Es kann auch ein Fluch sein oder ein Verbrechen. Erst wenn du den Schuldigen erkannt hast, kannst du die Krankheit bekämpfen. Saburis Krankheit kam von einem bösen Fluch. Der Sangoma hat die Erdgeister auf sie gehetzt. Ich habe sie gerufen und mit ihnen verhandelt. Sie wollten nicht auf mich hören und waren stur, aber ich habe versucht, stärker zu sein als sie. Für den Augenblick halten sie Abstand, aber sie werden schon bald zurückkommen und dann ist es an dir, sich ihnen zu stellen. Erst wenn du sie zum Einlenken zwingst, wird meine Medizin Saburis Körper endgültig heilen.«
Jella hatte lange über seine Worte nachgedacht und ihn dann gefragt, woher er die Kraft nahm, sich diesen mächtigen Geistern entgegenzustellen. Nokoma hatte nur gelacht.
» Das weißt du so gut wie ich! Hast du nicht die Kraft des Schlangengottes gespürt?«
» Das war eine Illusion«, hatte sie behauptet, » eine Art Einbildung, die es nicht wirklich gibt!« Ihr Verstand weigerte sich nach wie vor, an derartig Übersinnliches zu glauben. Doch Nokoma schien das nicht zu stören. » Nenn es, wie du willst«, meinte er gleichmütig. » Wichtig ist nur, dass der Gott oder deine Illusion dir im richtigen Moment beistehen!«
Jella verstaute die restlichen Sachen im Bakkie. Im letzten Augenblick griff sie nach dem Amulett, das sie am Buschmanns Paradies gefunden hatte. Vielleicht konnte Nakeshi etwas damit anfangen. Wenn alles gutging, würde sie am nächsten Tag wieder zurück in Owitambe sein.
Eine große, warme Hand legte sich plötzlich auf ihre Schulter, und Jella hatte den wohlvertrauten Geruch ihres Mannes in der Nase, noch bevor sie sich zu ihm umwandte.
» Willst du wirklich zu Nakeshi?«, fragte er gähnend. Er trug trotz des kalten Morgenwetters nur eine Hose.
» Bô ist sehr krank. Ich weiß es von Nakeshi.« Es war ihr immer noch unangenehm, so beiläufig über die telepathische Verbindung zu ihrer Sternenschwester zu reden, doch Fritz nahm es ohne Widerspruch hin. » Ich wünsche dir, dass du ihm helfen kannst«, meinte er aufrichtig. » Am liebsten würde ich mit dir gehen, aber du weißt ja, dass ich wegen der Wilderer nach Windhuk zum Polizeichef muss. Ich möchte endlich, dass Nachtmahr hinter Gitter kommt. Auf dem Rückweg werde ich noch bei Raffael und seiner Familie vorbeisehen. Sie wollen tatsächlich nächsten Monat auf einem Schiff heiraten. Soll ich ihnen nicht vorschlagen, ihre Hochzeit hier auf Owitambe nachzufeiern?«
» Was für eine wundervolle Idee«, freute sich Jella. » Dann können wir endlich einmal wieder alle beisammen sein. Ach, wenn doch nur auch Ricky kommen könnte!« Sie seufzte sehnsüchtig. » Glaubst du im Ernst, dass sie in Berlin wirklich so glücklich ist?« Fritz wollte seine Frau nicht anlügen. Auch er war sich keinesfalls sicher. » Sie schreibt jedenfalls, dass es ihr gut geht«, meinte er ausweichend. » Die Sache mit dem Sturz hat sie schwer mitgenommen, auch wenn sie es nicht zugeben will.«
» Ich hätte damals gleich zu ihr fahren müssen«, warf sie sich nicht zum ersten Mal vor. » Wer weiß, an was für Ärzte sie geraten ist!« Fritz strich ihr liebevoll über den Rücken. » Du machst dir wieder mal zu viele Gedanken. Sie ist in den besten Händen. Das Theater hat ihr zudem eine Entschädigung bezahlt, obwohl sie dazu nicht verpflichtet gewesen wären. Ricky schreibt selbst, dass sie wieder ganz auf dem Damm ist.«
» Ich finde, sie sollte zurück nach Afrika kommen.«
» Das wird sie eines Tages!«, tröstete sie Fritz. » Da bin ich ganz sicher!«
*
In dem Augenblick, als Jella ihrer Sternenschwester das Amulett zeigte, wusste sie, dass es ein Fehler gewesen war. Nakeshis Reaktion ließ keinerlei Zweifel zu, dass sie das Amulett sofort erkannt hatte. Die sonst so ausgeglichene Buschmannfrau fasste sich an den Kopf und geriet ins Torkeln. Dann stieß sie einen Klageschrei aus, von dem sogar Bô aus seinem fiebrigen Schlaf erwachte.
» Was ist los mit dir?«, fragte er verwirrt. Nakeshi schüttelte heftig den Kopf und befahl ihm weiterzuschlafen. Dann winkte sie Jella, ihr zu folgen. Sie begaben sich außerhalb des Lagers, bis sie ungestört waren. Ihre Freundin war schrecklich aufgewühlt. In Jella stieg plötzlich eine düstere Ahnung auf, die schon bald zur Gewissheit werden sollte. Sie hatte Nakeshi natürlich erzählt, wo und in welchem Zusammenhang sie das Amulett gefunden
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