Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne
küssen und sich von allen hochleben lassen. Fritz schenkte den mitgebrachten Sekt aus, während Sonja ihren Brautstrauß in die Luft warf, der ausgerechnet von Kapitän Ryder aufgefangen wurde, der nur einmal kurz nachsehen wollte, weshalb so ein Radau auf seinem Schiff herrschte. Völlig überfordert von dem darauf ausbrechenden Gelächter warf er schließlich die Blumen kurzerhand über Bord.
Ursprünglich hätte die kirchliche Trauung erst einige Tage später auf Owitambe stattfinden sollen. Sarah und Teresa waren gemeinsam mit Fritz’ Mutter Imelda schon eifrig mit den Vorbereitungen beschäftigt und erwarteten sie. Jetzt fürchtete Sonja, dass das Fest ausfallen müsse, weil sie ja bereits kirchlich getraut waren. Doch Traugott Kiesewetter zerstob all ihre Bedenken mit einem Augenzwinkern. » Der liebe Gott drückt da wohl noch mal ein Auge zu«, meinte er unbekümmert. » Was ihr euch hier auf dem Wasser versprochen habt, das könnt ihr genauso gut auch noch ein drittes Mal an Land versuchen.«
*
Nachtmahr erwachte vom Knarren der Tür. In der einfachen Jagdhütte war es stockdunkel, nicht einmal etwas Mondlicht fiel durch die vielen Ritzen. Er griff sofort nach dem geladenen Revolver neben seinem Lager und richtete sich auf. An der Art des Geräusches erkannte er sofort, dass es sich um kein Tier handelte. Mit der linken Hand griff er nach der Taschenlampe, die er ebenfalls immer bereithielt, und versuchte damit, den Eindringling zu blenden. Seit er auf der Flucht war, war sein Schlaf noch unruhiger, und er fürchtete hinter jedem ungewöhnlichen Geräusch einen Angreifer. Als er Hendrik erkannte, ließ er erleichtert die Waffe sinken.
» Du kommst spät«, knurrte er verstimmt. » Ich habe dich bereits gestern erwartet.«
Der Orlam trat mit einem Sack über den Schultern in die kleine Hütte ein.
» Hast du alles bekommen?« Nachtmahr nahm ungeduldig den Proviant entgegen. Außer Konserven und Munition fand er Kaffee, Mehl, Streichhölzer und Tabak, eine Zeitung und zwei Flaschen mit Schnaps. Er entkorkte sofort eine und tat einen tiefen Schluck, um die Magenschmerzen, die ihn in letzter Zeit immer häufiger quälten, zu lindern. Während er an einem Kanten Brot herumkaute, griff er nach der Zeitung. Neben den üblichen politischen Debatten war das Hauptthema immer noch der vor einigen Wochen aufgedeckte Diamantenschmuggel. Interessiert verfolgte er die Berichterstattung. Bislang hatte es so ausgesehen, als würde Baltkorns Beteiligung am Diamantenschmuggel auffliegen. Für Nachtmahr bedeutete das in Anbetracht seiner misslichen Lage eine gewisse Genugtuung. Wenn schon alles in die Hose ging, dann sollte der Mistkerl auch seine Strafe erhalten. Petrus, Ernest Oppenheimers Sekretär, hatte nach seiner Festnahme und eingehenden Verhören tatsächlich eine Aussage gemacht, die Baltkorn schwer in Bedrängnis gebracht hatte. Doch jetzt musste Nachtmahr lesen, dass der Mann seine Aussage widerrufen hatte und stattdessen behauptete, nur mit Nachtmahr gemeinsame Sache gemacht zu haben. Nachtmahr schnaubte verächtlich, während er weiterlas. Natürlich hatte niemand Petrus’ Widerruf geglaubt, denn es war für alle offensichtlich, dass nur er die Diamanten aus der Sperrzone hatte herausschmuggeln können. Also wurden die Verhöre fortgesetzt. Am Ende des Artikels stand jedoch, dass die Gerichte Baltkorn schließlich aus Mangel an Beweisen freigesprochen hätten, zumal der Zeuge im Gefängnis überraschend an einem Herzanfall gestorben war.
» Herzanfall, dass ich nicht lache! Wenn Baltkorn nichts mit Petrus’ Tod zu tun hat, dann fresse ich einen Besen!« Er schmiss angeekelt die Zeitung von sich und fühlte, wie sich sein Magen erneut verkrampfte. Verdammt! Hendrik hatte unterdessen die Petroleumlampe in der Hütte angezündet und sich auf den einzigen Stuhl gesetzt. Geduldig wartete er ab, bis sich der Baas beruhigt hatte. Von allen Orlams war er der Einzige, der noch bei ihm geblieben war. Doch auch das würde nur noch eine Frage der Zeit sein. Nachtmahr machte sich nichts vor. Er besaß nicht mehr genügend Geld, um ihn weiter auszuhalten. Und wenn ihm nicht bald etwas einfiel, war auch er selbst am Ende. Doch Selbstmitleid war nicht seine Sache. Stattdessen nährte er seinen Hass auf die Menschen. Dass Baltkorn ihn zum Sündenbock gemacht hatte, warf er ihm nicht wirklich vor. Er hätte an dessen Stelle genauso gehandelt. Was den Hass in ihm schürte, war vielmehr, dass es diesen Sonthofens und Van
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