Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne
nicht der beste ist. Ich wollte wegen der anstehenden Wahlen nicht mit ihm in Verbindung gebracht werden.«
Pitman rieb sich nachdenklich das Kinn. » Das hört sich durchaus plausibel an. Vielleicht können Sie uns dann auch noch erklären, weshalb sich Nachtmahr immer noch in Ihrem Haus aufhält?«
Baltkorn schlug die Augen nieder. » Ich bin auch nur ein schwacher Mensch«, unterbreitete er demütig seine Erklärung. » Um kein unnötiges Aufsehen zu erregen, entschloss ich mich, ihm etwas Geld zu besorgen. Sie können auf der Bank nachfragen; ich habe das Geld vorhin abgeholt. Nach dem Abendessen hier wollte ich ihn ausbezahlen.«
» Du warst schon immer ein Mann mit einem großen Herzen«, spottete Sonthofen bissig. » Die Sache ist nur, dass kein Wort davon wahr ist. Ich glaube vielmehr, dass du mit Nachtmahr und Petrus unter einer Decke steckst.«
Baltkorn warf ihm einen hasserfüllten Blick zu. » Ich habe mit Nachtmahr und seinen illegalen Geschäften nichts zu tun. Kein Mensch wird mir diesbezüglich etwas nachweisen können.«
» Es wird eine Untersuchung darüber geben, so viel steht fest«, schnitt der Polizeichef die Diskussion ab. » Ich habe bereits einen Haftbefehl gegen Nachtmahr erlassen. Und mit diesem Petrus werden wir uns auch noch befassen. Zur Klärung der Umstände bitte ich auch Sie, Herr Baltkorn, sich morgen für eine Befragung bereit zu halten. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen.« Er nickte ihm zu und wandte sich dann wieder an den Gastgeber.
» Die Schlinge um deinen Hals ist im Moment vielleicht noch etwas locker«, drohte ihm Sonthofen verstimmt. » Sie wird sich dennoch rasch zuziehen. Nur weil du dich für den Moment herausgeredet hast, bist du längst noch nicht in Sicherheit. Ich werde schon dafür sorgen, dass du noch zur Rechenschaft gezogen wirst.«
» Drohungen, nichts als Drohungen, Sonthofen«, lachte Baltkorn gezwungen. Doch seine zitternden Hände straften ihn Lügen.
Dreimal Hochzeit
Kapitän Joshua Ryder war kein Freund von großen Worten, sondern ein Mann der Tat. Sobald das erste Morgenlicht den Horizont beleuchtete, ließ er die Schiffsglocke läuten. Kurze Zeit später rührten sich seine Passagiere an Bord und erschienen verschlafen und reichlich verkatert in ihren Morgenmänteln auf der Brücke. Manch einer von ihnen befürchtete schon einen Schiffsuntergang, denn warum sonst wurde zu so früher Stunde Alarm geschlagen? Die Hochzeitsgesellschaft war am vorigen Abend kurz vor Sonnenuntergang in der Walfischbay an Bord gekommen, um sofort mit Kapitän Ryder auf dessen Frachter in See zu stechen. Da es seine Zeit brauchte, bis das Schiff das Hoheitsgebiet Südwestafrikas verlassen hatte und sich in internationalen Gewässern befand, hatte Ryder ihnen seine drei Gästekabinen überlassen, die zwar nicht sehr luxuriös, aber immerhin zweckmäßig und einigermaßen gemütlich waren. Die Jahre auf See hatten den Kapitän wortkarg und menschenscheu werden lassen. Vielen galt er als brummig und unfreundlich. Dennoch war er im Grunde genommen ein großherziger Mensch, der sich nach einigem Hin und Her von seinem Freund Traugott Kiesewetter dazu hatte überreden lassen, Sonja von Nachtmahr und Raffael Sonthofen zu trauen. Hinzu kam, dass er ein äußerst liberaler Mann war, der den Immorality Act, der kürzlich in Südafrika eingeführt worden war, aus tiefstem Herzen ablehnte. Die Tatsache, dass sexuelle Beziehungen zwischen Schwarzen und Weißen unter Strafe standen und verboten waren, empörte ihn als Mensch und Freigeist. Es galt zudem in vielen Kreisen nur als eine Frage der Zeit, bis dieses Gesetz auch in Südwestafrika seine Gültigkeit erlangen würde. Schon aus diesem Grund verschaffte es ihm eine nicht unbedeutende Genugtuung, denen, die hinter diesem Gesetz standen, ein Schnippchen schlagen zu können – was freilich nichts daran änderte, dass er diese Angelegenheit möglichst schnell hinter sich bringen wollte. Schließlich war Zeit auch für ihn Geld, und die nächste Fracht nach Südafrika wartete bereits darauf, von ihm verschifft zu werden. Seinen Gästen waren allesamt die Folgen des letzten Abends noch anzusehen. Zwei der Frauen hatten es sich nicht nehmen lassen, in der Schiffsmesse ein kleines Fest zu organisieren. Sie hatten kurzerhand die Kombüse besetzt und aus ihren mitgebrachten Lebensmitteln ein kleines Menü gezaubert. Wein, Bier und reichlich Cognac hatten für eine gute Stimmung gesorgt und sie bis tief in die Nacht feiern lassen.
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