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Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne

Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne

Titel: Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Mennen
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einem dicht bewachsenen kleinen Tal. Hier würde ganz bestimmt niemand nach ihm suchen.
    Und jetzt hauste er in dieser erbärmlichen Hütte wie ein waidwundes Tier. Eine neue Woge des Hasses überrollte ihn, als ihm einfiel, dass nur wenige Meilen von hier entfernt Owitambe lag, deren Bewohner nun hämisch über ihn triumphieren mussten. Nachtmahr griff ungeduldig nach der Zeitung und blätterte sie zerstreut durch. Mehr zufällig blieb sein Blick auf einer kleinen Anzeige hängen:
    Ihre Vermählung geben bekannt:
    Barrister Raffael Sonthofen und seine Gemahlin Sonja, geborene Baronin von Nachtmahr.
    Zur kirchlichen Trauung sind alle Freunde der Familie am folgenden Sonntag herzlich nach Owitambe geladen.
    Nachtmahr wurde kurzzeitig schwarz vor Augen. Ungläubig las er die Anzeige ein weiteres Mal. Seine Hände zitterten dabei. Sein Hass und seine Abscheu fraßen sich wie ein eitriges Geschwür in seinen Eingeweiden fest. Diese wenigen, knapp gehaltenen Worte trafen ihn mehr als alles andere. Ihm war, als würde er die letzte Verbindung zu seiner Vergangenheit verlieren. Schlimm genug, dass sich seine einzige Tochter mit diesem Farbigen eingelassen hatte, aber dass sie nun auch noch seinen Namen angenommen hatte, war für ihn, als verbrannte man die Erinnerung an ihn auf dem Scheiterhaufen. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er seltsamerweise einen gewissen Trost daraus gezogen hatte, dass seine Tochter und deren Kinder, die immerhin seine Enkel waren, von Nachtmahrs geblieben waren. Überrascht musste er sich nun eingestehen, dass sie ihm nicht ganz gleichgültig geblieben waren, egal, wer ihr Vater war. Bislang waren sie ihm immer als farbiger Abschaum einer unseligen Verbindung erschienen, aber nun kam ihm plötzlich in den Sinn, dass der Anteil ihres dunklen Blutes doch nur ein Viertel betrug. Er schalt sich selber einen verweichlichten Schwachkopf, doch er konnte nicht verhehlen, dass er die Kinder seiner Tochter gerne einmal gesehen hätte. » Verdammt!«, wiederholte er wieder und wieder. Er hasste sich selbst für diese sentimentalen Gedanken. Er brauchte jemanden, der dafür büßen musste. Die ganze Sippe gehörte ausgerottet. Ein Blick auf das Datum der Zeitung verriet ihm, dass die kirchliche Hochzeit am nächsten Tag stattfinden sollte. Wäre er jünger gewesen und hätte er über mehr Leute verfügt, dann hätte er die Gesellschaft aufgemischt und die Farm in Brand gesteckt, aber sein Zustand erlaubte ihm solche Torheiten nicht mehr. Doch der Hass in ihm loderte weiter, und seine Gedanken zielten nur noch auf eines. Wie konnte er den Leuten auf Owitambe und vor allem dem jungen Sonthofen schaden?
    » Geht es dir nicht gut, Baas?«, fragte Hendrik besorgt. Nachtmahr war immer noch aschfahl und sein hageres Gesicht zu einer hassverzerrten Maske erstarrt. Er sah den Orlam verwirrt an, als hätte er ihn eben erst bemerkt. Und dann kam ihm plötzlich der Funke einer Idee, die sofort zu schwelen begann und sich in ihm ausbreitete.
    » Was schmerzt einen Vater am meisten?«, fragte er ohne scheinbaren Zusammenhang. Hendrik zuckte gleichgültig mit den Schultern. » Ich habe keine Kinder. Was weiß ich!«
    » Aber ich weiß es«, meinte Nachtmahr, und zum ersten Mal seit langer Zeit trat so etwas wie ein Lächeln in sein Gesicht.
    *
    Schon lange war es auf Owitambe nicht mehr so turbulent zugegangen. Die Hochzeitsvorbereitungen liefen auf Hochtouren, und die ersten Gäste waren bereits angekommen. Teresa war dabei, sich selbst zu übertreffen. Gemeinsam mit ihrem Sohn Matteus, der mittlerweile seinen Vater Samuel als Vorarbeiter abgelöst hatte, und dessen Frau Petarina waren sie für das leibliche Wohl der Gäste zuständig. Ebenso wie bei den anderen großen Festen auf der Farm sollte auch dieses Mal wieder unter der großen Schirmakazie gefeiert werden. Überall hingen bunte Girlanden und Lampions, die dem ganzen Anwesen den Anstrich der Unbekümmertheit eines Jahrmarktes verliehen. Selbst Johannes, der sich immer mehr aus dem alltäglichen Leben zurückzog, hatte alle überrascht, indem er mit einem Kudubock und zwei Antilopen von einem Ausflug aus der Savanne zurückgekehrt war. Er hatte sie, ohne sich einen Kommentar abringen zu lassen, bei Teresa in der Küche abgeliefert und war dann wieder seines Weges gegangen. Keiner konnte sich erklären, wie er zu dem Wild gekommen war, denn er nahm niemals eine Waffe mit in die Wildnis. Nur die Art der Wunden verriet, dass die Tiere mit Pfeil und Bogen getötet

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