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Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne

Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne

Titel: Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Mennen
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schon allein hingehen.«
    » Nun sei doch nicht so spießig!«, protestierte Ricky gekränkt. » Es ist ein Schaulokal, da dürfen auch Männer von der Marine rein.« » Marine« war der umgangssprachliche Ausdruck für heterosexuelle Männer. » Claire will mich Anita Berber vorstellen. Das ist die Gelegenheit, die große Tänzerin endlich einmal persönlich kennenzulernen.«
    » Wie schön für dich!« Valentin war reichlich verstimmt. » Hatten wir uns nicht heute Abend zum Essen verabredet?«
    » Ach du je! Das hatte ich völlig vergessen«, gab Ricky mit verletzender Ehrlichkeit zu. Valentin musste schlucken. Es war Wochen her, seit sie einen Abend allein verbracht hatten. » Ich hatte mich so darauf gefreut«, murmelte er und hoffte, dass sie merkte, wie sehr es ihn kränkte.
    Ricky strich ihm über den Arm. » Ach, Valentin«, meinte sie bekümmert. » Ich will dich doch nicht versetzen, aber Anita reist schon diese Woche in Richtung Damaskus ab. Das ist die Gelegenheit. Bitte!« Sie nahm seine Hand und knetete sie zwischen ihren Fingern. » Morgen gehen nur wir beide aus. Wir haben doch noch ein ganzes Leben zusammen. Was macht da dieser eine Abend aus? – Einverstanden?« Sie sah ihn aus ihren bernsteinfarbenen Augen so flehentlich an, dass er ihr nicht mehr böse sein konnte.
    » Einverstanden«, lenkte er unglücklich ein. » Dann wünsche ich dir für heute Abend viel Spaß.«
    *
    Für den Abend in der Pyramide wählte Ricky ein mit hellblauen Glasperlen durchsetztes saphirblaues Volantkleid, das der Mode entsprechend eine Handbreit über ihrem Knie endete und vorne wie hinten ein gleich großes Dekolleté hatte. Dazu trug sie hochhackige, extravagante Sandaletten, die sie etwas größer erscheinen ließen. Über die gewellten Haare legte sie ein blaues Stirnband, in das sie eine weiße Feder steckte. Nachdem sie ihre Lippen mit einem tiefroten Lippenstift nachgezogen hatte, betrachtete sie sich zufrieden im Spiegel. Nun fehlte noch etwas Schmuck. Plötzlich fiel ihr der Ring mit dem Saphir von ihrem unbekannten Verehrer ein. Sie hatte ihn beinahe vergessen. Zu ihrem blauen Kleid würde er eine tadellose Ergänzung sein. Sie kramte ihn aus ihrer kleinen Schmuckschatulle und streifte ihn sich über. Der Ring passte wie angegossen.
    Jeden Montag traf sich um neun Uhr abends der Lotterieverein Die Pyramide. Der scheinbar harmlose Name kaschierte die Zusammenkunft der lesbischen Berliner Damenwelt. Claire Waldoff verkehrte hier mit ihrer Lebensgefährtin Olga von Roeder ebenso wie andere gleichgesinnte Künstlerinnen und Schauspielerinnen. Die Gesellschaft traf sich im ersten Stock und vergnügte sich bei stimmungsvoller Orchestermusik in kleinen Grüppchen stehend, sitzend oder tanzend.
    Ricky hatte sich an diesem Abend den Luxus eines Taxis gegönnt. Es war ihr erster Besuch in diesem Etablissement. Als sie den Saal im ersten Stock betrat, kam sie sich dann doch etwas verrucht vor. Das ganze Ambiente erschien ihr recht ungewöhnlich. Der geräumige, von Zigaretten- und Zigarrenqualm durchwobene Saal war in warmes, schummriges Licht getaucht. Eine kleine Tanzfläche, neben der eine kleine Combo amerikanische Rhythmen spielte, wurde von rötlichem Licht beschienen, das hin und wieder erlosch, um dann in einer anderen Farbe neu zu erstrahlen. Manche Frauen nutzten diese romantische Dunkelheit, um einander ungeniert zu küssen. Überhaupt waren die Sitten hier recht locker, und Ricky fragte sich schon, ob sie nicht doch lieber auf Valentin hätte hören sollen. Irgendwie kam sie sich wie ein Fremdkörper vor. Suchend sah sie sich nach Claire und Olga um, doch sie waren nirgendwo zu sehen. Auch sonst kannte sie niemanden, auf den sie hätte zusteuern können. Sie begab sich an die Bar und bestellte sich ein Glas Sekt. Während sie sich eine Zigarette auf ihre Zigarettenspitze steckte und sie anzündete, musterte sie ihre Umgebung. Nicht weit von ihr entdeckte sie eine große, fast knabenhaft schlanke Frau in einem eng anliegenden roten Kleid. Sie lag elegant ausgestreckt auf einer Chaiselongue und beobachtete sichtlich gelangweilt das Geschehen. Ricky erkannte in der dunkelhaarigen Frau sofort Anita Berber, die berühmte Tänzerin, Schauspielerin und Selbstdarstellerin, deren skandalumwittertes Leben in aller Munde war. Fasziniert, wie sie war, bemerkte Ricky gar nicht, wie sie sie unanständig lange anstarrte.
    » Was gaffst du mich so an, Schätzchen?«, sprach sie die Diva daraufhin prompt an. Es klang eher

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