Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne

Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne

Titel: Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Mennen
Vom Netzwerk:
aber wie hätte sie ihm denn erklären können, was in ihr vorging? Es war das erste Mal, dass sie ihn anlog.
    » Möchtest du mir nicht sagen, was wirklich los ist?« Valentin ließ nicht locker. Irgendwie schien er zu spüren, dass mit ihr etwas nicht stimmte. » Du bist so anders seit gestern.«
    » Das bildest du dir nur ein. Ich bin gestern Abend einfach etwas zu spät ins Bett gegangen und habe jetzt Kopfschmerzen.« Ricky wusste selbst nicht, weshalb sie ihn so brüsk von sich stieß. Warum erzählte sie ihm nichts von ihrer Begegnung mit Mukesh? Sie hatte nichts zu verbergen. Nichts war zwischen ihnen geschehen. Doch jetzt war es zu spät.
    Valentin biss sich enttäuscht auf die Unterlippe und nickte. » Ich verstehe«, meinte er steif und ließ den Ober die Rechnung bringen.
    » Vielleicht lässt sich dieser Abend ja ein andermal wiederholen«, meinte sie versöhnlich. Valentin schüttelte frustriert den Kopf, bevor er sie endlich wieder ansah.
    » Möchtest du das wirklich?«
    » Aber sicher! Ich …« Sie meinte es ehrlich, doch dann kam ihr wieder Mukesh in den Sinn, und sie ließ ihren Satz unvollendet verklingen. » Es tut mir leid«, sagte sie schließlich. » Ich bin heute einfach nicht in der richtigen Stimmung.«
    *
    Seit jenem Abend stand etwas Unausgesprochenes zwischen ihnen beiden. Die Offenheit und Vertrautheit, die sie immer so eng miteinander verbunden hatte, wurde von Rickys Geheimnis überschattet. Sie fragte sich selbst immer wieder, warum sie Valentin nichts von ihrer Begegnung mit Mukesh erzählt hatte. Doch dann musste sie sich eingestehen, dass sie seit jenem Abend an nichts anderes mehr denken konnte. Voller Sehnsucht wartete sie auf ein Zeichen von ihm. Als ihr zwei Tage später tatsächlich von Frau Teitelbaum ein Brief übergeben wurde, klopfte ihr Herz zum Zerspringen. » Der ist von einem Boten aus dem Adlon übergeben worden«, meinte Frau Teitelbaum mit einem neugierig forschenden Seitenblick. » Der sah irgendwie fremdländisch aus. Was da wohl drin stehen mag? Bestimmt ist er von einem Ihrer Bewunderer.« Offensichtlich wartete sie darauf, dass Ricky ihn öffnete. Doch sie murmelte nur etwas Unverständliches und zog sich in ihr Zimmer zurück. Mit zitternden Fingern öffnete sie das weiße Kuvert mit Mukeshs Fürstensiegel und zog hastig drei eng beschriebene Seiten aus weißem Büttenpapier heraus.
    Liebe Riccarda,
    verzeih mir, dass ich deinen Wunsch nicht respektiere, mich von dir fernzuhalten. Glaube mir, ich habe alles versucht! Es ist mir nicht gelungen. Seit unserer Begegnung vor zwei Tagen kann ich an nichts anderes denken als an dich! Mein Herz verzehrt sich nach dir und wird ausbrennen, wenn ich dich nicht wiedersehe.
    Ich weiß, dass der Kummer, den ich dir damals zugefügt habe, durch nichts wiedergutzumachen ist, lass es mich dennoch versuchen! Die Regeln meiner Kaste und meines Standes legten mir damals Zwänge auf, denen ich nicht entkommen konnte. Du wolltest, dass wir beide fliehen und uns abseits jeglicher Konventionen ein Leben aufbauen. Aber das durfte und konnte ich nicht verantworten, so gerne ich auch mit dir zusammengeblieben wäre. Du warst damals erst fünfzehn Jahre alt, in deiner Gesellschaft zähltest du noch als Kind. Ich hätte dich nur unglücklich gemacht. Die Entscheidung, mich von dir zu trennen, hat mich selbst zerrissen. In all den Jahren gab es keinen Tag, an dem ich nicht an dich gedacht habe! Damit du siehst, wie ehrlich ich es mit dir meine, will ich ganz offen sein. Ja, ich habe die Frau geheiratet, die mein Vater für mich ausgewählt hatte, und habe mit ihr, wie es die Sitte verlangt, einen Stammhalter gezeugt. Jinjal ist nun fünf Jahre alt und wird mich einmal beerben. Mit Indira, seiner Mutter, lebe ich schon lange nicht mehr zusammen. Außer unserem Sohn verbindet uns nichts. Sie lebt in der Zenana, den Frauengemächern. Ich sehe sie nur zu offiziellen Anlässen. Sie trägt meinen Namen, aber mein Herz gehörte immer nur dir! Für dich würde ich mich von allem trennen, wenn du nur willst.
    Wie lange konnte ich nicht einmal hoffen, dich jemals wiederzusehen. Und dann spielte der Zufall diese wunderbare Rolle. Als ich vor einigen Wochen zum ersten Mal mit meiner Gesandtschaft in Berlin weilte, wurden wir von den Herren der englischen Botschaft in das Theater geladen, in dem auch du auftrittst. Du kannst das Glück nicht fassen, das ich empfand, als ich dich dort auftreten sah! Von diesem Abend an war ich in jeder deiner

Weitere Kostenlose Bücher