Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne
Aufführungen und habe dir Blumen und schließlich den Ring gesandt. Ich hoffte, du würdest dich durch die Initialen, die ich eingravieren ließ, an mich erinnern: Bashir Mukesh Singh und Riccarda van Houten.
Am nächsten Abend wollte ich dich persönlich aufsuchen, doch eine wichtige politische Angelegenheit erforderte meine sofortige Abreise nach London. Dich so nahe zu wissen und doch nicht zu sehen war für mich eine unmenschliche Qual. Sobald es die Umstände jedoch erlaubten, bin ich wieder zurück nach Berlin gereist. Nachdem ich deine Wohnung ausfindig gemacht hatte, habe ich jeden deiner Schritte verfolgt, bis ich endlich vorgestern die Gelegenheit erhielt, dich unauffällig anzusprechen. Nun bleibt mir noch eine ganze Woche, um dich von meiner Liebe zu überzeugen. Du bist die Frau meines Lebens, liebste Riccarda, und ich werde dir den Mond und alle Sterne vom Himmel holen, wenn du nur zu mir kommst. Biete mir die Möglichkeit, dir das zu beweisen! Heute Abend um 19 Uhr wird mein Chauffeur vor deinem Haus auf dich warten. Wenn du es ihm gestattest, wird er dich zu einem gemeinsamen Abendessen zu mir in das Hotel Adlon bringen, wo ich derzeit logiere.
Verwehre mir nicht diese Bitte!
In ewiger Liebe
Bashir Mukesh Singh
Ricky holte tief Luft, nachdem sie den Brief gelesen hatte. Mit zitternden Händen legte sie ihn beiseite. Mukeshs Worte hatten sie tief aufgewühlt. Zum ersten Mal nach so vielen Jahren war sie in der Lage, auch seine Gründe für ihre damalige Trennung nachvollziehen zu können. Seine Handlungsweise erschien selbst ihr heute vernünftig und reif. Er hatte ihr niemals etwas vorgemacht. Sosehr er auch unter den strengen Regeln seiner Herkunft litt, so hatte er niemals einen Hehl daraus gemacht, dass er ihnen folgen musste. Seine Worte klangen aufrichtig und zeugten von großen Gefühlen für sie. Ob er sie wohl wirklich niemals vergessen hatte? Schließlich war es auch ihr nie wirklich gelungen, ihn ganz aus ihrem Herzen zu verbannen. Manchmal litt selbst ihre Beziehung zu Valentin unter dem Schatten seiner heimlichen Anwesenheit. Valentin! Sie schob den Gedanken an ihn wie eine lästige Angelegenheit schnell beiseite. Stattdessen holte sie den Saphirring aus der Schatulle und betrachtete nochmals die Eingravierungen. B. S. und R. H. Ihr Blick fiel zurück auf den letzten Bogen Papier, wo sich seine Unterschrift befand. Sie hatte nicht gewusst, dass sein vollständiger Name Bashir Mukesh Singh gewesen war. Deshalb hatte sie von den Initialen her nicht auf seinen Namen schließen können. Beim Gedanken an den möglichen gemeinsamen Abend pochte ihr Herz. Er musste gewusst haben, dass sie heute keine Vorstellung hatte. Ob sie wirklich …? Wieder keimte das schlechte Gewissen in ihr auf. Wenn sie Mukesh traf, dann hinterging sie Valentin. Beinahe trotzig versuchte sie sich einzureden, dass es nicht stimmte. Schließlich waren sie beide noch nicht verheiratet, und außerdem würde sie keinesfalls auf Mukeshs Avancen eingehen. Schließlich war er ein verheirateter Mann!
Ja, sie würde seine Einladung annehmen.
Mukeshs Chauffeur stand pünktlich vor der Haustür. Er benutzte wieder das rote Armbruster-Cabriolet, mit dem sie neulich schon gefahren waren. Ricky ließ sich genüsslich auf den weichen, hellbraunen Lederbezügen nieder und beobachtete voller Neugier die belebten Straßen, durch die sie fuhren. Vom Brandenburger Tor aus waren es nur noch wenige Meter, bis der Wagen vor dem Haupteingang des Hotel Adlon auf dem Pariser Platz hielt. Obwohl es lange noch nicht dunkel war, leuchteten die Kristallleuchter der Lobby hell bis auf die Straße hinaus. Über einen roten Teppich betrat sie das Innere des Hotels, wo ein indischer Bediensteter sie bereits erwartete. Er begrüßte sie ehrerbietig mit gefalteten Händen und einer tiefen Verbeugung, bevor er sie aufforderte, ihn in die Lounge zu begleiten. Mukesh saß allein auf einem der gepolsterten Sofas bei einem Glas Whisky. Er stand sofort auf, als er Ricky bemerkte, und eilte ihr entgegen. Seine dunklen Augen glänzten vor Freude, als er sie mit einem formvollendeten Handkuss begrüßte, der seine ausgezeichnete englische Erziehung verriet.
» Die Sonne geht für mich erst jetzt auf, seitdem du hier bist!« Er sah ihr tief in die Augen, sodass Ricky vor Verlegenheit den Kopf abwenden musste. Er bot ihr auf einem der Sessel Platz an und ließ von einem der Ober zwei Gläser mit Champagner kommen. » Auf einen wunderbaren Abend«, sagte er,
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