Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne
dabei auf einen trockenen Ast. Die Tiere am Fluss horchten auf und beobachteten argwöhnisch, was da vor sich ging. Als Nachtmahr sich nun ebenfalls erhob, sprangen sie davon.
» Jetzt hast du sie vertrieben, du Trottel«, sagte er ungehalten. » Ich hätte es wissen müssen, dass du nicht mal dazu taugst.« Er packte Benjamin am Kragen und wollte ihm die längst fällige Ohrfeige verpassen. Instinktiv schützte der Junge sein Gesicht mit seinen Armen und krümmte seinen Rücken. Er schien direkt auf seine Strafe zu warten.
Nachtmahr ließ ihn los. » Verdammt! Du hast eine Strafe verdient.« Er war verunsichert.
» Dann schlag mich«, forderte Benjamin. In seinen Augen standen Tränen, aber er schien immer noch bereit, seine Strafe zu ertragen. Nachtmahr ließ seinen Arm sinken und schubste den Jungen von sich. » Lass uns nach Hause gehen«, knurrte er nur.
Zwei Tage später brachte er einen kleinen gelben Hundewelpen von der Appeldorn-Farm mit. Er war gerade mal sechs Wochen alt und kaum von seiner Mutter entwöhnt. Er setzte ihn Benjamin vor die Füße, wo der Kleine gleich mit seinem Stummelschwanz zu wedeln begann.
» Möchtest du dich um ihn kümmern? Appeldorn hat keine Verwendung für ihn.«
Der Junge beugte sich sogleich nieder und kraulte das kleine Fellknäuel hinter den Ohren. Der Welpe zeigte sich begeistert und legte sich auf den Rücken. Zum ersten Mal, seit er den Jungen zu sich geholt hatte, trat ein Lächeln auf dessen Gesicht. Nachtmahr wandte sich ab. Es war ihm unangenehm, dass er zugeben musste, dass ihm das gefiel.
» Willst du ihm keinen Namen geben?«, fragte er schließlich. Benjamin hörte auf, mit dem Hund zu spielen, und sah seinen Großvater misstrauisch an. » Willst du mir den Hund wirklich schenken?«
» Was denn sonst?«
Benjamin überlegte einen Augenblick. Dann presste er die Lippen zusammen und schüttelte entschlossen den Kopf. » Ich will ihn aber nicht.«
Nachtmahr war sichtlich überrascht. » Gefällt er dir nicht? Er ist gesund und wird bestimmt ein guter Jagdhund werden.«
» Er ist wunderschön!«
» Dann gibt es keinen Grund, mein Geschenk abzulehnen.«
Benjamin schüttelte trotzig den Kopf. » Ich will ihn nicht.«
» Warum nicht?«
» Weil du ihn mir sowieso wieder wegnimmst«, sagte der Junge trotzig. » Du bist böse und willst mir bestimmt wieder wehtun.«
Nachtmahr war sprachlos. » Du denkst, ich bin böse?«, fragte er gedehnt. Die Worte hatten ihn verletzt, und das wiederum machte ihn wütend. Außerdem wollte er auf keinen Fall vor seinem Enkel das Gesicht verlieren. Kurzerhand packte er den Welpen am Genick und setzte ihn vor die Tür.
» Dann sollen ihn halt die Hyänen holen«, meinte er grimmig. Benjamin ballte seine Hände zu Fäusten. » Du bist nicht nur böse, du hast auch kein Herz«, schluchzte er und warf sich auf sein Bett. Dort blieb er liegen und rührte sich nicht mehr vom Fleck. Nachtmahr verließ wütend die Hütte.
Als Benjamin am nächsten Morgen aufwachte, lag der Welpe schlafend neben ihm auf dem Boden. In einem Napf stand frisches Wasser. Sobald der kleine Hund merkte, dass der Junge wach war, sprang er auf und kratzte jaulend an seinem Bett. Benjamin hob ihn auf seinen Schoß und begann ihn zu kraulen. Der alte Mann war zum Glück nicht in der Hütte.
» Ich werde dich Stromer nennen«, flüsterte er dem Welpen in sein Fell. » Aber der alte Mann darf nicht merken, dass ich dich lieb habe, hörst du? Sonst nimmt er dich mir wieder weg.« Er setzte Stromer auf den Boden und holte sich etwas Brot und einen Streifen Biltong von der Anrichte. Dem kleinen Hund gab er etwas von dem Trockenfleisch ab. Dann ging er mit ihm nach draußen. Von dem alten Mann war weit und breit nichts zu sehen. Benjamin setzte sich auf die Verandastufe und spielte mit dem Hund, als er Melinda auf die Jagdhütte zukommen sah. Die kleine Buschmannfrau arbeitete auf der Appeldorn-Farm und kam zweimal in der Woche vorbei, um ihnen Lebensmittel zu bringen. Außerdem machte sie in der Hütte sauber und kochte ihnen etwas. Meist war es Wildeintopf mit Gemüse und Bohnen. Benjamin mochte die junge Frau, denn sie war freundlich, und zudem bot ihm ihre Anwesenheit die einzige Abwechslung, die er hier draußen im Busch hatte. Er lief ihr entgegen, wobei der kleine Stromer sich an seine Fersen heftete. Der alte Mann mochte es nicht, wenn er mit der Buschmannfrau sprach, aber jetzt, da er nicht da war, konnte er auch nicht mit ihm schimpfen.
» Was ist das
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