Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne
Sie bestand aus dem Farmhaus, in dem der Baas allein hauste, sowie einem Stall und zwei Geräteschuppen. In einem von ihnen war auch eine Schmiede untergebracht. Etwas abseits von der Farm standen die windschiefen Hütten, in denen die schwarzen Arbeiter mit ihren Familien wohnten.
Nachdem Debe sich in dem dunklen, zugigen Schuppen umgesehen hatte, schlenderte er zum Stall, um zu sehen, was es dort zu tun gab. Martin erwartete ihn bereits und stellte ihm zwei Ovambos vor, die ihm seine Aufgaben zuwiesen. Im Großen und Ganzen bestand Debes Arbeit darin, die Ställe auszumisten und mit frischer Einstreu zu versehen. Morgens und abends musste er Appeldorns Milchkühe melken und sie füttern. Um die Pferde kümmerten sich die beiden anderen Stallburschen. Als er nach Sonnenuntergang wieder zurück zu seinem Schuppen kam, waren seine Nachbarn bereits zu Hause. Das ältere Paar saß vor seiner Hütte und aß. Sie grüßten ihn, baten ihn aber nicht zu sich an ihr Feuer. Debe war es recht, dass sie ihn in Ruhe ließen. Er begab sich in seine Hütte und überlegte, ob er ein Feuer machen sollte. Aus der Dunkelheit hörte er plötzlich Schritte. Es musste die Buschmannfrau sein, die in der anderen Hütte wohnte. Sie schien über ihren neuen Nachbarn überrascht zu sein.
» Wohnst du jetzt hier?«, fragte sie ihn und trat aus der Dunkelheit etwas heraus. Das Erste, was Debe auffiel, waren ihre flinken, schräg geschnittenen Augen. Sie blickten ihn offen an. Er nickte. Sie schien ziemlich selbstbewusst zu sein und viel jünger, als er es sich vorgestellt hatte.
» Ich heiße Melinda«, stellte sie sich vor. Sie lächelte, sodass er die Zahnlücke zwischen ihren Schneidezähnen sehen konnte. Sie verlieh ihr etwas Spitzbübisches. Wie er trug auch sie die Kleidung der Weißen, einen dunklen Rock und eine gelbe Bluse. Ihre Haare standen in vielen Zöpfen von ihrem Kopf ab. Als Debe immer noch schwieg, sah sie ihn mit schief gelegtem Kopf an.
» Haben deine Eltern vergessen, dir einen Namen zu geben«, fragte sie keck, » oder willst du ihn mir nur nicht nennen?«
Debe ärgerte sich ein wenig über ihre Forschheit. Es ging sie gar nichts an, wer er war.
» Ich bin Debe«, antwortete er einsilbig. » Jetzt bin ich müde, gute Nacht.« Damit verabschiedete er sich und verzog sich in seinen Schuppen.
Kaum war er allein, ärgerte er sich, dass er so unfreundlich gewesen war. Melinda war nur freundlich zu ihm gewesen. Außerdem bedrückte ihn die Enge des geschlossenen Raums. Er hatte sofort wieder Beklemmungen. Ungeduldig wartete er darauf, bis Melinda mit den anderen Nachbarn ihren Schwatz beendet hatte und endlich in ihrer Hütte verschwunden war, dann ging er wieder nach draußen und machte sich dort ein Feuer. Dort saß er und kaute auf dem letzten Stück Fleisch herum, das er noch in seiner Grastasche gefunden hatte. Aus Melindas Hütte strömte unterdes ein wunderbarer Duft. Es roch nach gekochten Wurzeln und Fleisch. Debe versuchte die Gerüche zu ignorieren, doch sein Magen knurrte unüberhörbar. Ärgerlich kauerte er sich zusammen und versuchte zu schlafen.
» Möchtest du etwas Eintopf?«, hörte er plötzlich ihre Stimme. Er rappelte sich wieder auf und nahm ihr die Holzschüssel schweigend aus der Hand. Gierig begann er mit den Fingern zu essen. Melinda lächelte und verschwand wieder in ihrer Hütte. Der Eintopf war köstlich. Debe hatte schon lange nicht mehr so etwas Gutes gegessen. Nachdem er die Schüssel geleert hatte, wischte er sie mit etwas Sand und Gras aus und wollte sie Melinda vor die Tür stellen. Dabei fiel sein Blick in das Innere ihrer Hütte. Im Gegensatz zu seinem Verschlag sah es bei ihr richtig gemütlich aus. Alles war aufgeräumt und sauber, der Boden war gefegt. Ihr Lager bestand aus einer richtigen überzogenen Strohmatratze, und an den Wänden hatte sie aus Brettern ein Regal gezimmert, auf dem ihre Holzschüsseln und Töpfe sowie eine Petroleumlampe standen. Unter einem Abzug hatte sie ein Feuer entfacht, auf dem der Eintopf schmorte. Melinda sah ihn in der Tür stehen und bat ihn freundlich zu sich hinein.
» Möchtest du noch mehr?«, fragte sie. Debe verneinte. Immerhin trat er zögernd ein. Für eine Hütte war es gar nicht so übel. Gleichzeitig konnte er nichts gegen sein Gefühl unternehmen, dass sie ihn beengte. Melinda fiel es sofort auf. » Du bist lieber draußen?« Debe nickte. » Ich mag keine geschlossenen Räume.«
» Hier drinnen ist es aber wärmer. Wir lassen die Tür
Weitere Kostenlose Bücher