Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne
sie vorausgehen und sicherte sie von hinten. Voller Stolz zeigte er ihr alles, angefangen von der Kapitänskajüte bis hin zu den Schlafkojen. Schließlich schlug er ihr vor, sich rasch etwas Bequemeres anzuziehen. Er hatte an alles gedacht. In der Koje, die er ihr angewiesen hatte, fand sie tatsächlich eine Truhe, in der sie ein leichtes, helles Sommerkleid sowie ein paar bequeme Turnschuhe fand. Beides passte wie angegossen. Als sie zurück an Deck kam, trug auch Mukesh andere Kleidung. Er hatte sich eine weiße Leinenhose und ein dazu passendes helles Hemd übergezogen.
» Lass uns nach vorne gehen«, schlug er vor. Mit seiner Hilfe kletterten sie an den Bug, wo weiche Liegematratzen unter einem Sonnensegel für sie ausgelegt waren. Der Wind blies stark, aber regelmäßig, sodass der Schoner durch den Druck auf die Segel eine leichte Schräglage einnahm. Nebeneinander liegend betrachteten sie den wolkenlosen Himmel über ihnen. Sie schwiegen in stillem Einvernehmen. Eine ganze Zeit hing jeder für sich seinen eigenen Gedanken nach. Der Wind trieb unterdes die Swastika mit angenehmer Stärke voran, und außer dem gelegentlichen Schlagen der Segel hörten sie nur das Plätschern der Bugwellen an den Bootskörper. Ricky fühlte sich wie losgelöst aus ihrem früheren Leben. Das Kabarett, das Tanzen, selbst Owitambe und ihre Eltern – das alles war so weit weg und gehörte in eine andere Zeit, in ein anderes Leben. Glücklich sah sie zu Mukesh hinüber, der mit geschlossenen Augen neben ihr lag. Seine Gesichtszüge waren völlig entspannt und erinnerten sie an eine der griechischen Statuen, die sie im Pergamonmuseum in Berlin gesehen hatte. Er musste ihre Blicke gespürt haben, denn plötzlich schlug er die Augen auf und drehte sich ihr zu. Seine unmittelbare Nähe verursachte ihr ein aufregendes Prickeln, und nur die Anwesenheit der Bootsbesatzung hinderte sie daran, ihn zu küssen. Mukesh hatte da viel weniger Bedenken. Er griff mit seiner Hand in ihr Haar und zog sie zu sich herüber. Dieses Mal war sein Kuss fordernder als gewöhnlich, und seine Zunge erkundete ihren Mund mit einer Begierde, die sie schwindlig werden ließ. Sein herber Körpergeruch betörte sie so sehr, dass sie sich eng an ihn schmiegte. Sie spürte auch seine Erregung und wünschte sich, dass er sie noch mehr berührte. Doch dann ließ er sie plötzlich los. Ricky stieß einen leisen Seufzer aus und blieb enttäuscht liegen.
Mukesh war unterdes aufgesprungen und hielt vom Bug aus nach etwas Aussicht. Sein schwarzes, halblanges Haar flatterte im Wind. Schließlich drehte er sich um und winkte Ricky zu sich an die Reling. Er deutete auf eine mit Urwald bewachsene Insel direkt vor ihnen. Sie war kaum einen Kilometer lang und vielleicht halb so breit. Feiner, weißer Sand säumte ihr mit runden, glatten Felsbrocken durchsetztes Ufer. Dazwischen wuchsen mächtige Kokospalmen, deren Stämme infolge der Windeinflüsse zum Teil bizarre Formen angenommen hatten. Dahinter lag undurchdringlicher Dschungel. » Siehst du das kleine Haus zwischen den Bäumen?« Ricky folgte seinem Finger und entdeckte ein flaches, weiß getünchtes Gebäude mit einem Säulenumlauf. Es lag etwas versteckt im Schutz der mächtigen Bäume.
» Dort werden wir heute Nacht vor Anker gehen«, verkündete er. Der Wind blies ihm das Haar aus dem Gesicht.
» Wir übernachten hier?« Ricky gelang es kaum, ihre Überraschung zu verbergen. » Aber ich dachte, wir reisen schon morgen mit dem Zug ab.«
» Das tun wir auch. Balbul und Sita werden sich um alles kümmern und unser Gepäck schon mal in unseren Waggon verladen. Wir fahren morgen direkt von hier zum Bahnhof.« Er strich ihr liebevoll mit der Fingerspitze über die Wange. » Oder möchtest du gerne wieder zurück?«
Rickys Herz klopfte, als ihr klar wurde, dass nur Mukesh und sie ganz alleine auf der Insel sein würden. Das entsprach ganz und gar keinem Anstand. Aber dann warf sie ihre Bedenken einfach beiseite.
» Nein, es ist wunderbar!« Vertrauensvoll lehnte sie ihren Kopf an seine Schulter und ließ sich zärtlich von ihm auf den Scheitel küssen.
Ramir ließ den Anker der Swastika in großem Abstand von der Insel setzen. Das Wasser war sehr flach, sodass sie mit einem Dinghi an Land gerudert werden mussten. Während Mukesh und Ricky die Insel erkundeten, bereiteten die Männer der Bootsbesatzung im Haus alles für ihre Übernachtung vor. Sie öffneten die Fensterläden der kleinen Villa, kehrten die Räume aus und
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