Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne

unglücklich. Er hatte viele Stunden im Palast verbracht und war erst am späten Abend wieder nach Hause zurückgekehrt. Als er sie begrüßte, wirkte er müde und niedergeschlagen. Wütend berichtete er ihr, dass Indira plötzlich Schwierigkeiten machte. » Sie weigert sich, dich als meine Hauptfrau zu akzeptieren«, klagte er. » Heißt das, sie will sich nicht von dir scheiden lassen?«, fragte Ricky peinlich berührt. Ihr wurde erst jetzt so richtig bewusst, dass Mukesh immer noch ein verheirateter Mann war – und sie lediglich seine Geliebte. » Aber hast du mir nicht erzählt, dass ihr euch gar nicht mehr liebt? Wieso weigert sie sich dann? Ist sie vielleicht eifersüchtig?«
    Er sah sie unglücklich an. » Indira geht es nicht um die Liebe – und eifersüchtig ist sie erst recht nicht. Unser Verhältnis ist ihr vollkommen gleichgültig. Es geht um ihren – unseren – Sohn. Sie fürchtet, dass er nicht mehr länger mein Erbe sein wird, wenn wir heiraten und eigene Kinder haben werden. Außerdem verliert sie ihre einflussreiche Stellung am Hof. Leider hat Indira mittlerweile großen Einfluss in meiner Familie. Es gibt einige, die sich auf ihre Seite stellen.« Er sprang auf und lief, die Hände auf dem Rücken verschränkt, wie ein Tiger auf und ab.
    » Und wenn du schriftlich darauf verzichtest, dass unsere Kinder einmal Anspruch auf deinen Titel haben?«, überlegte Ricky. » Ich für meinen Teil lege keinen Wert darauf! Sie werden viel freier leben, wenn sie keinen Titel erben müssen.« Mukesh hielt kurz inne und lächelte sie beinahe mitleidig an. » Mein Liebes, die Dinge hier in Indien sind leider etwas komplizierter«, versuchte er ihr zu erklären. » Ein Stück Papier zählt am Hofe überhaupt nichts. Es kann verschwinden, durch ein gefälschtes ersetzt oder einfach nicht anerkannt werden. Die Beziehungen innerhalb einer fürstlichen Familie sind kompliziert und für Außenstehende nur schwer zu durchschauen. Da gibt es Intrigen und Bündnisse … Auf Dauer wird sich Indira natürlich nicht gegen mich stellen können. Leider wird das etwas Zeit kosten.« Er sah sie um Verständnis bittend an. » Wir werden unsere Hochzeit noch ein wenig aufschieben müssen.«
    Ricky schluckte betreten. Sie hatte ihren Eltern zum Glück noch nichts von ihrer geplanten Hochzeit geschrieben.
    » Es macht mir nichts aus, wenn wir noch etwas warten müssen«, meinte sie nach einigem Überlegen. Sie zwang sich zu einem verständnisvollen Lächeln, was er dankbar aufnahm. Er kniete vor ihr nieder und küsste ihre beiden Hände. » Du bist so wundervoll!«, sagte er voller Inbrunst. » Keine indische Frau würde solch ein Opfer auf sich nehmen. Ich verspreche dir, dass du nicht lange warten musst. In spätestens einem Jahr bist du meine Frau.«
    » In einem Jahr erst?« Ricky blieb nun doch die Spucke weg. Das war ja noch eine Ewigkeit!
    » Sei nicht enttäuscht«, bat er sie, » die Zeit wird schnell vorübergehen. Allein die Hochzeitsvorbereitungen werden Monate dauern. Wir werden ein großes Fest feiern und viele Leute einladen. Ganz Rajasthan wird von unserer Hochzeit reden.«
    Ricky ließ sich durch seine Worte schließlich beschwichtigen. Vielleicht war sie ja nur einfach zu ungeduldig.
    Auch in den nächsten Wochen blieb Ricky zum großen Teil in der Abgeschiedenheit ihres Palais. Mukeshs Familie war weiterhin nicht bereit, sie zu empfangen. Obwohl es sie kränkte, ertrug sie es mit zur Schau gestellter Gelassenheit. Sie vertraute ihrem Geliebten und glaubte seinen Beteuerungen, wenn er ihr von seinen kleinen Fortschritten erzählte. Sein Vater war ihr gegenüber angeblich schon nicht mehr ganz so ablehnend. Er dachte bereits offen über einen Besuch nach. Doch seine Mutter und seine beiden Schwestern Sujata und Samira hatten immer noch Vorbehalte ihr gegenüber und schützten Indiras Interessen. » Sujata, meine ältere Schwester, ist der Schlüssel«, erzählte ihr Mukesh einmal verstimmt. » Sie ist sehr klug, aber leider auch sehr einflussreich. Unser Verhältnis ist sehr schwierig, seit ich ihr verboten habe, diesen englischen Offizier zu treffen.« Er erzählte Ricky, dass sich Sujata vor vielen Jahren in einen englischen Offizier namens Tom Stanford verliebt hatte. Sie wollten heiraten, doch für ihren Vater war solch eine Ehe eine unerträgliche Schande. Mukesh hatte sich damals auf die Seite seines Vaters gestellt und Sujata den Umgang mit dem Offizier verboten. Als sie sich nicht daran gehalten hatte,