Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne
Gedanke an das Geld, das ihm obendrauf versprochen worden war, ließ ihn die Nerven behalten. Schließlich erinnerte sich Appeldorn an Melinda. Sie war mit dem Jungen immer gut ausgekommen und hatte sich sogar angeboten, für ihn zu sorgen. Sollte sie doch den Jungen beruhigen. Er ließ sie holen.
» Bring ihm zweimal am Tag was Anständiges zu essen und zu trinken«, befahl er ihr. » Und vor allem bring ihn zur Ruhe!«
» Er könnte mich bei der Feldarbeit begleiten«, schlug Melinda schüchtern vor. » Ich bin sicher, er bleibt in meiner Nähe.«
» Nichts da«, knurrte Appeldorn unwirsch. » Der Junge bleibt eingesperrt. Womöglich versucht er abzuhauen. Ich habe keine Lust, ihn im Busch suchen zu lassen. Ich reiß dir den Kopf ab, wenn er ausbüxt. Hast du verstanden?«
Melinda nickte stumm. Sie wusste nur zu gut, dass er genau das mit ihr tun würde, wenn Benjamin verschwand.
Als Debe abends in Melindas Hütte trat, fand er sie unglücklich am Feuer sitzen. Sie stocherte mit einem Stecken in der Glut und war mit ihren Gedanken weit weg. Er setzte sich neben sie und nahm die Schale mit dem Eintopf, die sie für ihn vorbereitet hatte. Wortlos aß er sie leer und legte sich dann auf ihr Lager.
» Was ist mit dir?«, fragte er schließlich. Er wartete darauf, dass sie sich wie gewohnt zu ihm legte. » Komm her, und lass uns deine Sorgen vergessen.«
Melinda sah ihn zum ersten Mal an diesem Abend an. In ihrem Blick lag etwas Geringschätziges.
» Wieso versteckst du dich vor dir selbst?«, fragte sie ihn unvermittelt. Debe hob erstaunt seinen Kopf.
» Was soll das?«, fragte er ärgerlich. » Ich verstecke mich nicht.«
» Du wolltest mich mit zu deinem Volk nehmen. Jetzt sprichst du nicht mehr davon.«
» Wir müssen warten, bis die Regenzeit kommt«, antwortete er ausweichend. » Jetzt finden wir nur wenig Veldkost auf unserem Weg. Es ist zu anstrengend für dich.«
Melinda griff hinter sich und holte eine Blechbüchse von dem Regalbrett. Sie griff hinein und zog einige Geldscheine hervor. » Ich habe etwas Geld gespart«, meinte sie. » Das dürfte reichen, um uns unterwegs mit Lebensmitteln einzudecken. Wir können sie kaufen.« Sie sah ihn herausfordernd an. » Ich möchte endlich weg von hier.«
Debe fühlte sich überrumpelt. Er richtete sich auf und funkelte sie an. » Was soll das?«, fragte er ungehalten. » Ich habe dir gesagt, dass jetzt nicht die richtige Zeit ist.«
» Doch! Die Zeit ist jetzt da«, sagte Melinda ungerührt. » Ich habe dich durchschaut. Du bist feige und fürchtest dich vor der Begegnung mit deinen Eltern. Du wirst nie deinen Frieden finden, wenn du sie nicht um Verzeihung bittest.«
Sie sah in Debes Augen, dass sie die Wahrheit getroffen hatte, und drang weiter in ihn. » Die Llangwasi werden zurückkehren, wenn du nicht zu deinem Volk zurückgehst. Lass uns gehen, gleich!«
Ihre Worte hatten Debe so aufgewühlt, dass er aufspringen wollte, um die Hütte zu verlassen. Aber dann ließ er es doch sein. Er sah keinen Sinn mehr darin, Melinda anzulügen. Traurig sah er sie an. » Ich fürchte, dass ich die Kraft dazu nicht habe«, gestand er ihr hilflos. » Mein Num ist noch nicht stark genug, um mich dieser Prüfung zu unterziehen. Das musst du verstehen.«
» Du irrst dich«, widersprach sie ihm energisch. » Dein Num wird erst dann stark werden, wenn du es versucht hast.« Ihre Stimme war sowohl eindringlich als auch beschwichtigend, wie die einer Mutter, die ihrem Kind Trost zusprechen muss. Zaghaft griff sie nach seiner Hand und streichelte sie.
» Lass uns noch etwas warten«, bat er. Doch Melinda schüttelte den Kopf. » Es gibt noch einen Grund, weshalb wir schnell aufbrechen müssen«, meinte sie bestimmt. Debe verstand nicht. » Wieso bestehst du darauf?«, fragte er misstrauisch.
» Benjamin ist wieder auf der Farm«, berichtete sie aufgewühlt. » Der Baas quält ihn und hält ihn wie ein Tier in einem dunklen Raum gefangen. Ich habe Angst, dass er ihn töten wird.«
» Wieso sollte er das?«
» Wieso hat er ihn sonst wieder mitgebracht? Außerdem leidet der Junge. Er spricht kaum noch und verweigert jedes Essen. Er wird sterben, wenn wir ihm nicht helfen.«
» Er wird nicht sterben«, widersprach Debe. » Sobald er richtig Hunger hat, wird er schon essen. Das tut jeder.«
Melinda nahm das Geld und steckte es in die Rocktasche. Debe bemerkte erst jetzt, dass sie bereits ein Bündel gepackt hatte. Sie nahm es und machte Anstalten zu gehen. » Wenn du
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