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Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne

Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne

Titel: Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Mennen
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Eine Schar Möwen kreiste um ein Fischerboot, das gerade am anderen Ende des Kais festgemacht hatte und dessen dunkelhäutige Fischer gerade ihren Fang entluden. Aus dem Schornstein ihres Schiffes stieg unterdessen schwarzer Rauch, der signalisierte, dass die Maschinen zum Ablegen bereit waren. Ricky spürte das Vibrieren der Motoren unter den Füßen. Das Schiff war im Vergleich zu dem Überseedampfer, mit dem sie von Bombay nach Kapstadt gereist war, nicht sehr groß. Es transportierte hauptsächlich Handelswaren und nur wenige Passagiere. Außer ihr waren nur noch ein paar Geschäftsleute an Bord, die ihr wenig Aufmerksamkeit schenkten. Sie mochten sich allenfalls wundern, dass sie als schwangere Frau allein reiste. Seit ein paar Tagen spürte sie erste, zarte Bewegungen wie einen Schwarm Schmetterlinge in ihrem Leib. Es war ein überraschendes Gefühl gewesen, das sie so gerührt hatte, dass sie weinen musste. Das blieb bei all den schlimmen Erlebnissen der letzten Monate das einzig Positive. Seit sie Udaipur vor drei Monaten verlassen hatte, war so viel geschehen. Mukesh war ihr an jenem Morgen sofort gefolgt und hatte versucht, sie aufzuhalten. Doch sie war schneller gewesen und hatte sich in ihren Zimmern eingesperrt. Wie ein bettelnder Hund hatte er ihre Tür belagert und sie angefleht, ihr zu verzeihen. Sie hatte sich standhaft geweigert, ihn einzulassen. Daraufhin begann er, sie mit Geschenken zu überschütten, die er vor ihrer Tür ablegen ließ. Ricky rührte sie nicht an. Im Gegenteil, je mehr er versuchte, sich wieder bei ihr einzuschmeicheln, desto größer wurde ihre Distanz zu ihm. Seltsamerweise war die Tatsache, dass er sie mit ihrem Kammermädchen betrogen hatte, für sie weitaus weniger schmerzhaft als die Erkenntnis, dass er sie von Anfang an belogen hatte, nur um sie für seine eigenen egoistischen Bedürfnisse bei sich zu halten. Es war ihm nie darum gegangen, sie glücklich zu machen. Er hatte immer nur an sich gedacht und wollte mit ihr als seiner attraktiven, weißhäutigen Geliebten bei seinen einflussreichen Freunden prahlen. Als er am dritten Tag die Tür gewaltsam aufbrechen ließ, war sie schon längst aus dem Palast verschwunden. Sie hatte befürchtet, dass er sie nicht so ohne Weiteres aus Udaipur abreisen lassen würde. Dafür waren sein Stolz und seine Eitelkeit zu ausgeprägt. Wäre sie offiziell abgereist, hätte es für den ganzen Hof einen Triumph über ihn bedeutet, den er nur schwer verkraftet hätte. Indem sie heimlich verschwand, tat sie ihnen beiden einen Gefallen. Es war nicht schwer gewesen, Mohandas dazu zu bewegen, sie heimlich mit dem Wagen über die Grenze des Ranatums zu bringen. Sie hatte ihm gegenüber nur ehrlich sein müssen. Mohandas hatte mehr Verständnis für sie, als sie erwartet hätte. Der Rajpute kannte seinen Freund gut genug, um zu wissen, dass er ihm mit Rickys Fluchthilfe im Prinzip nur einen Gefallen tat. Natürlich würde er ihm deswegen Vorwürfe machen, weil er sein Spielzeug noch nicht satt genug hatte, aber in ein paar Monaten würde er ihm verziehen haben – wie schon so oft. Außerdem tat ihm die weiße Frau leid. Er mochte sie, weil sie ihm gegenüber niemals überheblich gewesen war. Deshalb war er bereit, ihr zu helfen.
    » Mukesh wird mir dafür den Kopf abreißen«, lächelte er, als er sie mitten in der Nacht über einen verborgenen Ausgang aus dem Palastgarten führte, wo ein Auto auf sie wartete. Als sie erschrocken innehielt, beruhigte er sie sogleich. » Aber davon muss er ja gar nichts mitbekommen. Bis es hell wird, bin ich längst wieder hier.« Schweigend fuhren sie durch die dunkle, mondlose Nacht bis zum Bahnhof der nächsten Provinzstadt. Die Fahrt dauerte lange, sodass Ricky sich fragte, ob Mohandas nicht geschwindelt hatte, als er behauptete, dass er noch vor Morgengrauen wieder zurück in Udaipur sein wollte. Außer einem Koffer mit ein paar Kleidungsstücken und etwas Schmuck, den sie in Bombay verkaufen wollte, hatte Ricky nichts bei sich. Das Bahnhofsgebäude lag einsam abseits der Stadt. In den Ecken lungerten Tee- und Wasserverkäufer herum, und einige Fahrgäste warteten bereits die ganze Nacht auf den Zug.
    » Es dauert nicht mehr lange«, meinte Mohandas zuversichtlich, nachdem er ihr eine Fahrkarte in der ersten Klasse besorgt hatte. Er erbot sich, mit ihr zu warten, doch sie bestand darauf, dass er zurückfuhr.
    » Ich möchte nicht, dass du meinetwegen Ärger bekommst«, sagte sie. Sie kramte in ihrer

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