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Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne

Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne

Titel: Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Mennen
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mich nicht begleitest, werde ich den Jungen befreien und mit ihm fliehen«, sagte sie entschlossen. » Ich werde ihn auf diese Farm bringen.«
    Debe sprang auf und versuchte sie aufzuhalten. » Was soll das?«, fragte er wütend. » Du bist verrückt. Der Baas wird euch finden und wie Vieh erschießen. Du weißt ja nicht mal, wie man Spuren verwischt.«
    Melinda zuckte mit den Schultern. » Immer noch besser, als zuzusehen, wie der Junge hier stirbt. Außerdem hält mich nichts mehr hier.« Sie machte sich von ihm los. Doch Debe hielt sie fest am Arm. Er schüttelte eine Weile immer wieder fassungslos den Kopf. Die Frau ist stur wie ein Nashorn, dachte er. Sie geht wirklich ohne mich weg, wenn ich sie nicht begleite. Dann lenkte er überraschend ein. » Also gut«, meinte er nicht besonders glücklich. » Ich werde den Jungen holen, aber du wartest hier auf mich. Rühr dich nicht von der Stelle, bis wir bei dir sind.« Er warf einen kurzen Blick auf das große Bündel. » Das kannst du alles hierlassen«, meinte er schroff. » Nimm die Decke, eine Trinkflasche mit Wasser und etwas Essen mit.«
    Melinda registrierte es mit scheinbar regungslosem Gesicht. Doch als Debe in der Dunkelheit verschwunden war, lächelte sie zufrieden.
    *
    Als Ricky aus dem weiß gestrichenen Bahnhofsgebäude in Windhuk trat, erinnerte sie sich erst wieder daran, wie blendend hell die Sonne in dem Tal der Khomashochebene schien. Sie blinzelte, als sie aus dem Schutz des Vordachs auf die Straße trat. Es war beruhigend, dass sich in den Jahren ihrer Abwesenheit so wenig hier geändert hatte. Vielleicht fuhren noch ein paar mehr Automobile durch die Stadt, doch im Grunde genommen war alles so, wie sie es damals verlassen hatte. Der einzige Unterschied zu ihrem Abschied damals war nur, dass niemand aus ihrer Familie von ihrer Ankunft wusste. Sie hatte es mit Absicht verheimlicht, um noch etwas Zeit zu gewinnen. Ihre Hoffnung, dass ihre Eltern ihr in dieser heiklen Situation beistehen würden, wurde, je näher sie ihrem Zuhause kam, immer schwächer. Zwar konnte sie sich sicher sein, dass ihre Mutter ihr in ihrer pragmatischen Art auf jeden Fall helfen würde, aber wie sie zu Rickys Plänen stehen würde, wieder ohne ihr Kind zurück nach Berlin zu gehen, stand auf einem ganz anderen Blatt. Immerhin würde sie ihr wahrscheinlich keine moralischen Vorhaltungen machen. Bei ihrem Vater sah es ganz anders aus. Er war immer so auf ihren Ruf bedacht gewesen, und jetzt tat sie ihm die Schande eines unehelichen Kindes an. Auf der anderen Seite, dachte sie trotzig, durfte gerade er ihr kaum Vorhaltungen machen, denn schließlich war auch ihre Geburt nicht erst neun Monate nach der Eheschließung ihrer Eltern geschehen. Trotzdem befürchtete sie, dass er es anders sehen würde. Sie war immer sein Augenstern gewesen, und nun musste sie ihn so enttäuschen.
    Schließlich war sie zu der Überzeugung gelangt, dass es am besten war, erst einmal zu Raffael und seiner Familie zu gehen, um die Stimmung auf Owitambe auszuloten. Ihr fast gleichaltriger Onkel war ihr immer ein guter Freund und Berater gewesen, auch wenn sie sich in der letzten Zeit ziemlich aus den Augen verloren hatten. Seit Ricky nach Indien gegangen war, hatte sie nur wenige Briefe nach Hause geschrieben und diese auch nur sehr knapp verfasst. Sie hatte Mukesh nur beiläufig erwähnt, in dem Sinn, dass er ihr angeboten hatte, ihr auf jede Art und Weise behilflich zu sein. Sie hatte die Worte mit Bedacht so gewählt, dass ihre Eltern daraus entnehmen sollten, dass sie eine Konzertreise durch Indien beabsichtigte. Über ihre Liebesaffäre hatte sie geschwiegen, weil sie ihre Eltern erst mit einem festen Hochzeitstermin überraschen wollte. Ebenso spärlich waren deswegen auch die Antwortschreiben gewesen. Ihre Eltern hatten offensichtlich keinerlei Verdacht geschöpft. Sie waren mit ihrem eigenen Leben beschäftigt gewesen. Ricky hatte zwar von dem tragischen Verschwinden Benjamins und dem Tod ihres Großvaters erfahren, ebenso, dass Sonja und Raffael Eltern eines gesunden Jungen namens Tristan geworden waren. Sie war jedoch nicht darüber im Bilde, dass die beiden schon länger getrennt lebten. Umso erstaunter war sie, als sie sich von einer Kutsche mit ihrem Gepäck vor seinem Haus in der Old Location absetzen ließ und nur Raffael vorfand. An dem verwahrlosten Zustand seines Haushalts erkannte sie, dass sich schon länger keine ordnende Frauenhand mehr um die täglichen Dinge gekümmert hatte.

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