Familienaufstellungen

gegenseitige Wertschätzung
    Fließende Kommunikation steigert Ihr Selbstwertgefühl. Wenn Sie erleben, dass Ihre Liebsten Ihnen zuhören, wenn Sie sagen können, was Ihnen auf dem Herzen liegt und Ihre Gefühle von den anderen ernst genommen werden, dann fällt es Ihnen leicht, auf Ihre eigenen Fähigkeiten zu vertrauen. Und den anderen geht es genauso. In einer solchen Atmosphäre kann sich jeder Fehler erlauben und neue Schritte mutig ausprobieren. In der Art und Weise, wie Sie miteinander kommunizieren, zeigen Sie einander, wie sehr Sie sich gegenseitig wertschätzen. Hierbei können Familienskulpturen Ihnen und Ihrer Familie helfen.

TEIL 3
»Wie stehen wir zueinander?« – die Familienaufstellung
    Während ich über Familienskulpturen schrieb, fühlte ich eine Leichtigkeit in mir. Es macht Spaß, mit dieser Methode Dinge im Leben zu entdecken, Neues wahrzunehmen, was bisher nicht gesehen, gehört oder gespürt wurde, und humorvoll mit den eigenen Kommunikationsmöglichkeiten zu spielen. Während bei den Familienskulpturen der Schwerpunkt auf dem
Wie
liegt, also konkrete, praxisorientierte Lösungen für das familiäre Zusammenleben gesucht werden, beschäftigen sich Familienaufstellungen mit den
Grundstrukturen der Familie.
Sie eröffnen einen Zugang zur eigenen Person und zugleich zur eigenen Familie auf einer tiefen, existenziellen Ebene.
    Das zentrale Thema dabei heißt: »Anerkennen, was ist« (vgl. Hellinger, Bert/Hövel, Gabriele ten, 1999). Welche Ordnung hat sich in einer Familie entwickelt und wie wird jedes Familienmitglied als Person geachtet? Die praktische Umsetzung der auf diese Weise gefundenen Lösungen ergibt sich erst in zweiter Linie.
    Familienaufstellungen haben eine andere Gefühlsqualität. Im Vordergrund steht oft eine drückende Schwere, eine Belastung, die sich nach einer guten Auflösung sehnt. Die Leichtigkeit ist erst ganz am Ende der Aufstellung zu spüren. Das Ergebnis berührt in der Tiefe der Seele, zeigt für einen Augenblick, wie
Versöhnung mit der eigenen Lebensgeschichte,
mit der eigenen Familie aussehen kann. In Familienaufstellungen geht der Blick zurück in die Vergangenheit, oft weit über das hinaus, woran sich eine Person bewusst erinnern kann, häufig über drei Generationen. Familienaufstellungen verfolgen das Ziel, das gesamte Familiensystem zu begreifen und sogenannte »Verstrickungen« zu lösen.
    Dabei lassen sich zwei verschiedene Tiefen bei familiären Verstrickungen unterscheiden: zum einen solche, die im direkten Zusammenleben von Großeltern, Eltern und Kindern entstehen. Hier sind oft die Grenzen zwischen den Generationen nicht geklärt, oder Partnerschaftskonflikte werden über Kinder ausgetragen.
    Zum anderen zeigen Aufstellungen auf einer tieferen Ebene, wo krank machende oder in den Tod ziehende Spannungen in einemFamiliensystem wirken. Auf dieser Ebene berühren Familienaufstellungen zumeist unbewusste Familienthemen, die wir in uns tragen, aber noch nicht einordnen können. Derlei Verstrickungen entstehen, wenn Personen in einer Familie vergessen, nicht geachtet, ausgegrenzt werden oder wenn ein Familienmitglied versucht, die Schuld eines Vorfahren auszugleichen. Solche unverarbeiteten Traumata, seelischen Verletzungen der Eltern- oder Großelterngeneration wirken vielfach in die nächsten Generationen hinein.
    Derartige nicht bewusste Verstrickungen können sich im Alltag durch diffuse depressive Verstimmungen, panische Ängste oder andere unangemessen heftige Gefühlszustände äußern. Sie werden als wenig beeinflussbare, sich zwanghaft wiederholende Verhaltensmuster erlebt, z.B. wenn jemand bei der Arbeit stets bis an die Erschöpfungsgrenze geht. Aber auch manifeste psychische oder psychosomatische Krankheiten treten auf.
    Da die Belastungen oft nicht mit Ereignissen in der eigenen Biografie in Verbindung gebracht werden können, rufen sie verstärkt Hilflosigkeit, Angst und Verzweiflung hervor. In diesem Zusammenhang spricht Bert Hellinger von »übernommenen Gefühlen«. Wenn diese bisher nicht zu ortenden Gefühle zu ihrem Ursprung zurückfinden, ist eine klare emotionale Unterscheidung zwischen dem eigenen Leben und dem der Eltern bzw. anderer wichtiger Familienmitglieder möglich. Dann geschieht eine emotionale Ablösung vom Schicksal der betreffenden Person, und ein freies eigenes Leben wird möglich.

3.1 Grundsätzliches zum Verständnis der Familienaufstellung
    Familienaufstellungen entstanden auf der Basis vielfältiger