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Familienaufstellungen

Familienaufstellungen

Titel: Familienaufstellungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Tillmetz
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sie nun unbefangener reagieren und abwägen, ob sie die aktuellen Wünsche ihrer Mutter erfüllen kann und möchte oder nicht.
    Voraussetzung für einen solchen Entwicklungsprozess ist die
innere Bereitschaft.
Das neue Bild kann nur in dem Maße wirken, wie jemand sich gegenüber Veränderungen öffnet und bereit ist, auf alte Privilegien zu verzichten. In Katrins Fall ist mit der neuen Sichtweise verbunden, dass sie die ganz innige partnerähnliche Nähe zum Vater aufgeben muss, in der sie sich schon früh erwachsen fühlte. Wenn sie sich eingestehen kann, dass sie das Kind ihrer Eltern ist, beider Liebe braucht und damit auf ihre »Größe« verzichtet, kann Neues entstehen.
    So spannend die Arbeit mit Skulpturen auch scheint, eine tiefe, verändernde Wirkung im Alltag ist durch sie nur möglich, wenn Sie zulassen, dass sich etwas in Ihrem Leben verändern darf. Die neue Sichtweise, die Sie durch die Skulptur erhalten, braucht einen Platz in der Realität. Je häufiger Sie sich die Skulptur vor Augen führen und sich nochmals hineinfühlen, desto leichter fällt es Ihnen, in konkreten Situationen angemessen zu reagieren. Das alte Beziehungsbild können Sie mit einem Videofilm vergleichen, den Sie bereits unzählige Male gesehen haben. Den neuen Film mit der Wunschskulptur sollten Sie daher immer dann noch einmal vor Ihrem inneren Auge ablaufen lassen, wenn sich eine brenzlige Situation anbahnt.
    Perspektivenwechsel – in andere Rollen schlüpfen
    Wenn Sie einer Freundin oder einem Freund von einer Auseinandersetzung mit den Eltern oder dem Lebenspartner erzählen, haben Sie sicherlich auch schon häufig zu hören bekommen: »Denk dich docheinmal in den anderen hinein!« So gut gemeint dieser Ratschlag ist, er löst doch meistens Widerstand oder Ratlosigkeit aus. »Ich verstehe ihn/sie wirklich nicht«, werden Sie wohl kopfschüttelnd antworten. Sich in jemanden hineindenken ist schwierig, hineinspüren geht leichter. Stellen Sie die unterschiedlichen Standpunkte in einer Skulptur auf, können Sie nicht nur Ihre Haltung, sondern auch die des Konfliktpartners kennenlernen. In der Haltung des anderen können Sie dessen inneres Erleben nachvollziehen.
     
    ▶▶ Beispiel: Ein in vielen Partnerschaften zu beobachtender Dauerbrenner ist das Ringen um ein offenes Gespräch. »Ich red und red. Du schweigst vor dich hin und rührst dich nicht«, sagt dann die Frau. Woraufhin der Mann genervt zum Himmel schaut und fragt: »Was sollen wir jetzt schon wieder ausdiskutieren?« Die entsprechende Skulptur könnte so aussehen: Der Mann sitzt zurückgezogen in seinem Sessel, er blickt ins Leere und vermeidet den Kontakt. Die Frau richtet all ihre Sinne auf den Mann aus. Sie sieht ihn direkt an, und ihre Körperhaltung drückt aus, dass sie Erwartungen an ihn hat.

    Durch die Skulptur wird beiden die Beziehungsdynamik klar: Je mehr sie auf ihn einredet und in ihn einzudringen versucht, desto mehr zieht er sich äußerlich wie innerlich zurück. Was sie zu viel an Verantwortung für die Beziehung übernimmt, gibt er ab. Beide sind an dem Ungleichgewicht beteiligt.
    In dieser Paarskulptur bietet es sich an, die Rollen zu tauschen. Wie geht es der Frau, wenn sie immer tiefer in den Sessel zurückfällt, während ihr Mann sich über sie neigt? Welche Gefühle kommen in ihr auf? Welche Gedanken gehen ihr durch den Kopf? Wo im Körper fühlt sie sich unwohl? Und wie geht es dem Mann, wenn er vornübergebeugt seine Frau zur Aktivität animieren möchte? Welche Gefühle entstehen in ihm? Welche Gedanken kommen auf? In welcher Körperpartie verändert sich etwas?
    Verharren beide in der ihnen zuvor unbekannten Haltung, werden sie sehr viel voneinander begreifen. Wenn ein Paar sich in einer solch überzeichneten Skulptur erlebt hat, ist es für es fast nicht mehr möglich, das bisherige Verhaltensmuster aufrechtzuerhalten. Für beide sind sowohl die Vor- als auch die Nachteile dieser Haltung entlarvt – und vielleicht können sie bereits über ihr altes Beziehungsspiel lachen.
     
    Bauen Sie eine größere Skulptur auf, mit Eltern und Geschwistern, vielleicht sogar Großeltern, können Sie ebenfalls die Gelegenheit nutzen, um Ihre Familie aus einem völlig neuen Blickwinkel heraus zu betrachten. Vielleicht haben Sie immer Ihren Bruder beneidet, der so nah bei der Mama stand, auf einem Platz, den Sie gerne eingenommen hätten. Schlüpfen Sie für kurze Zeit in seine Rolle. Wie geht es Ihnen dabei? Was nehmen Sie in dieser Haltung wahr? Wie

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