Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Familienbande

Familienbande

Titel: Familienbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
Vom Netzwerk:
verschwommen aus blutunterlaufen Augen.
»Bester Präp ... Stopfer von Welt. Ich«, gurgelte er, »Fuchs, Flalke, Flasan œ sagen Sie‘s mir, ich stopfe es aus. Und jetzt hab ich ”n Mann gestopft. Was sagste dazu?«
»Daddy«, sagte Lockhart und legte den Arm zärtlich um Mr. Taglionis Schultern, »mein geliebter Daddy.«
»Daddy? Wessen verfluchter Daddy?« sagte Mr. Taglioni, zu betrunken, um die ihm zugewiesene neue Rolle zu würdigen. Lockhart half ihm auf die Beine und die Treppe hinauf. In der Küche stand Mr. Dodd am Herd und kochte Kaffee. Lockhart lehnte den Präparator gegen die Rückenlehne der Sitzbank, wo dieser versuchte, seinen Blick auf diese neue, um ihn kreisende Umgebung zu richten. Es brauchte eine Stunde, einen halben Liter Kaffee und jede Menge Eintopf, um ihn auszunüchtern. Und die ganze Zeit über bestand Lockhart darauf, ihn Daddy zu nennen. Wenn es noch etwas gebraucht hätte, um den Italiener zu zermürben, so war es dies.
»Ich bin nicht Ihr verfluchter Daddy«, sagte er, »ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden.«
Lockhart erhob sich, ging in das Arbeitszimmer seines Großvaters und schloß den hinter Surtees gesammelten Werken verborgenen Tresor auf. Als er zurückkam, hatte er einen waschledernen Beutel dabei. Er bedeutete Mr. Taglioni, er möge an den Tisch treten, und leerte dann vor ihm den Inhalt des Beutels aus. Tausend Goldsovereigns bedeckten die gescheuerte Kiefernholzplatte. Mr. Taglioni glotzte sie mit offenem Mund an.
»Was soll das viele Geld da?« fragte er. Er nahm einen Sovereign und betastete ihn. »Gold. Pures Gold.«
»Und alles für dich, Daddy«, sagte Lockhart.
Diesmal ließ Mr. Taglioni sich das Wort gefallen. »Für mich? Sie bezahlen mit Gold, weil ich einen Menschen ausgestopft habe?«
Aber Lockhart schüttelte den Kopf. »Nein, Daddy, etwas anderes.« »Was?« erkundigte sich der Präparator mißtrauisch.
»Daß du mein Vater bist«, sagte Lockhart. Mr. Taglionis Augen drehten sich beinahe so ungläubig in seinem Kopf wie die des Tigers im Kopf des Alten.
»Ihr Vater?« keuchte er. »Sie wollen, daß ich Ihr Vater bin? Warum soll ich denn Ihr Vater sein? Sie haben doch bestimmt schon einen.«
»Ich bin ein Bastard«, sagte Lockhart, doch das wußte Mr. Taglioni bereits. »Sogar ein Bastard muß einen Vater haben. War Ihre Mutter Jungfrau?«
»Lassen Sie meine Mutter aus dem Spiel«, sagte Lockhart, und Mr. Dodd schob einen Schürhaken in das grelle Feuer des Küchenherdes. Als er eine rotglühende Farbe angenommen hatte, war in Mr. Taglioni ein Entschluß gereift. Lockharts Alternativen ließen ihm kaum eine Wahl.
»Also gut, ich bin einverstanden. Ich sage diesem Mr. Bullstrode, ich sei Ihr Vater. Ich habe nichts dagegen. Sie bezahlen mir das Geld. Von mir aus geht das in Ordnung. Was immer Sie sagen.«
Lockhart sagte noch viel mehr. Es hatte mit der Gefängnisstrafe zu tun, die man wahrscheinlich über einen Tierpräparator verhängen würde, der einen alten Mann ausgestopft hatte, nachdem er ihn vorher mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wegen der Tausend Goldsovereigns in seinem Tresor umgebracht hatte.
»Ich habe niemanden umgebracht«, ereiferte sich Mr. Taglioni, »das wissen Sie. Er war schon tot, als ich hier ankam.«
»Beweisen Sie‘s«, sagte Lockhart. »Wo sind seine inneren Organe, die von einem Polizeichirurgen und Gerichtsmediziner untersucht werden müssen, damit man den Todeszeitpunkt bestimmen kann?«
»In den Gurkenbeeten«, rutschte es Mr. Dodd heraus, ein Umstand, der ihn belastete.
»Vergessen Sie das«, sagte Lockhart, »es kommt darauf an, daß Sie nie und nimmer beweisen können, meinen Großvater nicht getötet und es nicht auf sein Geld abgesehen zu haben. Außerdem mögen wir in dieser Gegend keine Ausländer. Die Jury wäre gegen Sie voreingenommen.«
Das erschien auch Mr. Taglioni wahrscheinlich. Irgendwie schien sich zur Zeit alles gegen ihn verschworen zu haben.
»Also gut, na schön. Ich sage, was Sie von mir verlangen«, sagte er, »und dann kann ich mit dem vielen Geld verschwinden. Stimmt‘s?«
»Stimmt«, sagte Lockhart, »ich geben Ihnen mein Wort als Gentleman.«
Am selben Abend ging Mr. Dodd nach Black Pockrington und fuhr, nachdem er Miss Deyntrys Auto aus dem alten Kalkbrennofen geholt hatte, nach Hexham, um Mr. Bullstrode mitzuteilen, er und Dr. Magrew müßten am nächsten Tag ins Herrenhaus kommen, um die beeidete Aussage von
Lockharts Vater zu bezeugen, daß dieser für Miss Flawses

Weitere Kostenlose Bücher