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Familienkonferenz in der Praxis

Familienkonferenz in der Praxis

Titel: Familienkonferenz in der Praxis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gordon
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verdienen. Dadurch wirst auch du zum Dealer, und das ist ein schweres Vergehen.‹ Mehr habe ich nicht gesagt. Nur dieses eine Mal habe ich meine Meinung darüber zum Ausdruck gebracht. Seither habe ich nichts mehr darüber verlauten lassen. Ich weiß nicht, was dann geschehen ist. Aber ich denke, dass ich damit meiner Beraterrolle Genüge getan habe – mehr kann ich nicht tun …«

    Eine Mutter bekam es zu ihrer Bestürzung mit folgender Frage zu tun: »Was hältst du davon, wenn ich Berufsverbrecher würde?«

    »Darüber musste ich erst einmal nachdenken … Ich musste erst einmal in mich gehen, um die Antwort zu finden, die wirklich wiedergab, was
ich dachte. Ich sagte: ›Vermutlich würde ich die Achtung vor dir verlieren, weil jedes Verbrechen so viel Ungerechtigkeit birgt: Irgendjemand anderem wird immer Schaden zugefügt. Das würde ich am bedauerlichsten finden. Außerdem hätte ich große Angst um dich, da du ja die Gesetze übertreten würdest. Am meisten würde ich aber wohl schon bedauern, dass ich die Achtung vor dir verlieren würde.‹ Später berichtete er, dass ihm meine Reaktion gefallen habe.«

    Im folgenden Beispiel sind Mutter und Sohn unterschiedlicher Ansicht über die Verantwortung, die der Sohn in der Schulstaffel übernommen hat:

    »Er entschloss sich zum Skilaufen zu gehen und nicht zum Staffeltraining. Er wollte lieber Skilaufen. Er rief einen Freund an, aber der konnte ihn nicht mitnehmen. Er bat seinen Vater um den Wagen, aber der sagte Nein. Schließlich meinte er: ›Ich kann nicht zum Skilaufen, weil ich dann schon um vier Uhr morgens fort müsste.‹ Er fügte dann hinzu: ›Gut, ich laufe nicht Ski, deswegen gehe ich aber noch lange nicht zum Staffeltraining.‹ Da sagte ich zu ihm: ›Wenn du dem Problem in dieser Weise ausweichst, habe ich das Gefühl, dass du mich ärgern willst. Du weißt genau, dass ich der Meinung bin, du seist deiner Staffelmannschaft gegenüber verpflichtet. Wenn du nun einmal so gut bist, lässt du nach meiner Meinung die anderen im Stich. Du drückst dich. Ich weiß, dass dir das nicht passt, was ich sage, weil du lieber zum Skilaufen gehen möchtest. Deshalb habe ich das Gefühl, dass du dich an mir rächst, indem du mich bewusst ärgerst! Er sagte: ›Du kannst dir die Mühe sparen, mich zu wecken – ich gehe nicht hin.‹ Nun, er stand von allein auf und ging zum Staffeltraining. Von allein! Ich habe nichts mehr dazu gesagt. Erkläre das, wer kann – ich kann es nicht.

    Die Mutter hat völlig recht – Eltern können häufig nicht wissen, warum Kinder nach solchen Gesprächen dann doch im Sinne der Eltern handeln. Wir wissen nur, dass sie es manchmal tun.

    Überprüfung der eigenen Wertvorstellungen
    Wertkollisionen zwischen Eltern und ihren Kindern erweisen sich häufig als gegenstandslos oder werden bewältigt, wenn die Eltern ihre Wertvorstellungen modifizieren. Bisher haben wir lediglich gezeigt, wie Eltern die Wertvorstellungen eines Kindes wirkungsvoll verändern können. Wie wir aber alle wissen, müssen Veränderungen nicht einseitig sein. Auch Eltern können ihre Haltung gegenüber bestimmten Fragen verändern, und sie tun es – häufiger als man denkt.
    Eine Mutter veränderte ihre Einstellung hinsichtlich der Ordnung im Zimmer ihres Sohnes:

    »Vor ein paar Monaten setzten wir uns hin und sprachen darüber. Ich sagte: ›Tim, wenn du dein Zimmer in diesem Zustand verlässt, gefällt es mir ganz und gar nicht. Ich kann es nun einmal nicht ausstehen, dass sich mir solch ein Anblick bietet, wenn ich in dein Zimmer sehe.‹ ›Aber warum schließt du nicht einfach die Tür?«, antwortete er. Ich fragte ihn: ›Stört es dich denn nicht, wenn es so aussieht?‹ Daraufhin meinte er: ›Es kümmert mich überhaupt nicht.‹ Da sagte ich: ›In Ordnung, dann machen wir es eben so.‹ Ich schließe also einfach die Tür und warte.‹ Die Kinder wissen, was wir von unordentlichen Zimmern halten, aber was macht das? Warum soll ich mich darüber aufregen? Heute bin ich viel eher in der Lage, es zu akzeptieren … Und wissen Sie, seither hält er es viel sauberer.«

    Natürlich führen nicht alle Veränderungen in den elterlichen Einstellungen zu entsprechenden Verhaltensveränderungen bei den Kindern. Manchmal hält das Kind auch an seiner Einstellung fest. Das geschah beispielsweise, als ein Kind den Wunsch äußerte, bei Licht zu schlafen:

    »Es ist eine sehr einfache Lösung, das Licht anzulassen. Trotzdem reagierte ich anfangs ablehnend.

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