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Familienpackung

Familienpackung

Titel: Familienpackung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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gereinigten Fenstern sind leider nicht sehr abendfüllend. So was will keiner hören. Außerdem macht und kann es jeder – bis auf die Hardcore-Messies –, und das schmälert die Leistung noch zusätzlich. Um aus diesem Dilemma rauszukommen, treiben viele Nur-Hausfrauen einen geheimen Wettbewerb. Putzen, waschen, einkaufen sind Standard. Anerkennung gibt’s für Extraleistungen. Backexzesse, selbst genähte Vorhänge, selbst gekreuzte Rosenzüchtungen und eigenhändig gekachelte Badezimmer.
    Ich kann nur Marmorkuchen oder Null-acht-fünfzehn-Muffins, schon Hefeteig treibt mich in den Wahnsinn, weil er nie so geht, wie er gehen soll. Dazu kommt, dass exzessive Küchenabenteuer auch wieder exzessive Putzerei hinter sich ziehen und das lockt mich nun gar nicht. Nähen gehört leider auch nicht zu meinen größten Leidenschaften. Ich bin froh, dass ich Knöpfe annähen kann, ich hatte schon beim Kreuzstich in der Schule Probleme, und Rosen zu züchten, macht irgendwie keinen Sinn. Es gibt nun, weiß Gott, genug Sorten im Gartengeschäft. Handwerklich bin ich blöderweise auch eine Null. Zu den größten Herausforderungen in dieser Hinsicht gehört für mich das Aufbauen eines Ikea-Möbels. Ich glaube, dass viele Paare nach einem Ikea-Aufbautag kurz vor dem Ende ihrer Beziehungen sind. Wenn Christoph sich an einem Ikearegal abmüht, fehlen angeblich immer Schrauben, die Anleitung ist der letzte Dreck und Christoph nach einem einzigen Regal aggressiv wie ein Bluthund, dem man vierzehn Tage die Nahrung vorenthalten hat.
    Aber Ikea. Welch ein Lichtblick! Das ist es. Ich könnte Christoph diesen Ledersessel kaufen, den er so toll findet. Fürs abendliche Aktenstudium. Ich bin eine so selbstlose Person. Finanziere noch Bequemlichkeit für eine Beschäftigung, die ich hasse. Das ist es. Ich fahre zu Ikea und hole den Sessel. Wunderbar, ich habe ein Geschenk. Welch eine herrliche Idee. Da kommt der nie drauf. Männer zu beschenken, ist eine besonders diffizile Angelegenheit. Für meine Freundinnen habe ich immer Ideen. Bei Christoph hingegen gestaltet sich die Geschenksuche äußerst schwierig. Er hat keine Eisenbahn, besitzt ausreichend Hemden und sammelt nichts. Schicke Aktenordner wären vielleicht
noch was. Aber ansonsten? Neue Laufschuhe muss man probieren, Laufklamotten hat er genug bis zu seiner Berentung und auf Spoiler oder Fuchsschwänze steht er nicht. Was Männern oft eine Freude macht, ist Technikschnickschnack. Laptops oder Handys. Aber Christoph hat einen Laptop vom Büro und selbst sein Handy finanziert die Kanzlei. Raffiniert von denen, schließlich ist der Herr Jung-Rechtsanwalt damit auch rund um die Uhr für die großen Kanzleichefs verfügbar. Wenn ich ihn auf dem Ding anrufe, wird er auch schnell hektisch. »Nicht so lange, Andrea, das ist ein Diensthandy«, werde ich dann oft abgemahnt. Als wäre es die Hotline der Transplantationszentrale und durch meinen Anruf würde ein frisches Spendernierchen verfallen. Diese Dienstbeflissenheit grenzt oft schon ein bisschen an Leibeigenschaft. Jahrelanges Studium, um dann wie ein persönlicher Lakai älteren Herren zu Diensten zu sein, ich weiß nicht, ob das was für mich wäre. »Anders funktioniert es nun mal nicht, die Hierarchien sind in diesem Bereich eben noch sehr ausgeprägt«, sieht Christoph die Sache um einiges pragmatischer als ich.
     
    Punkt 15 . 00 Uhr hole ich Claudia ab. »Na, heute mal mit der S-Bahn da«, begrüßt mich die Erzieherin. »Witzischkeit kennt keine Grenzen, Witzischkeit kennt kein Pardon«, hat schon Hape Kerkeling sehr treffend in einem Kinofilm gesungen. Oder war es Heinz Schenk? Na, jedenfalls einer von den beiden. Recht haben sie auf jeden Fall. »Ne, heute mit dem Auto«, antworte ich und ringe mich zu einer Art Lachen durch. »Sie machen ja Sachen«, begrüßt mich eine andere Mutter. »Es ging um eine Wette«, behaupte ich dreist und gucke geheimnisvoll. Claudia rennt auf mich zu.
»Mama, alle haben dich im Fernsehen gesehen, der ganze Kindergarten«, strahlt sie mich an. »Toll«, murmele ich, packe das Kind, die Tasche und die Jacke, ziehe ihr die Schuhe an und sage nur: »Wir haben es leider heute sehr eilig. Bis morgen.« Weg, nur weg hier, bevor mir zu allem Überfluss auch noch die Kindergartenputzfrau begegnet.
    »Wir fahren zu Ikea«, stimme ich Claudia auf den Nachmittag ein. Der Vorschlag kommt nicht wirklich gut an. Sie macht ein langes Gesicht. »Ich wollte mit der Kiki spielen«, blafft sie mich an. »Ich

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