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Familienpackung

Familienpackung

Titel: Familienpackung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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würde auch sehr, sehr gerne mit meiner Freundin spielen, aber heute fahren wir zu Ikea«, antworte ich und beende die Diskussion. »Krieg ich was bei Ikea?«, passt sie sich sofort den neuen Gegebenheiten an. Kinder erkennen eine gewisse Aussichtslosigkeit schnell. »Wir kaufen ein Geschenk für Papa«, kläre ich die Situation, »aber wenn ihr lieb seid, nicht rumzankt und euch nicht haut, dann gucken wir mal.« Bestechungspräsente sind pädagogisch gesehen natürlich eine Katastrophe, aber bei Claudia wirken sie oft prima, jedenfalls für eine kurze Zeit. So habe ich immerhin auf der Fahrt Ruhe. Oft gebärden sich die beiden im Auto auf den Rücksitzen so, als hätte ich George Bush und Saddam Hussein geladen. Es ist ein ganz normaler Nachmittag, ein Wochentag immerhin, ein Arbeitstag und der Parkplatz von Ikea ist voll. Rappelvoll. War vielleicht doch keine so tolle Idee, ausgerechnet heute zu Ikea zu fahren. Aber jetzt, wo wir schon mal hier sind, gehen wir auch rein.
    Ich schlage den Kindern vor, ins Kinderparadies zu gehen. Sie sind unentschlossen. Wir stehen eine geschlagene Viertelstunde vor dem Anmeldeschalter. Dann lässt sich meine Tochter erweichen und stimmt einem Aufenthalt
zu. Gnädig. Was Claudia macht, macht Mark auch. Kleine Brüder sind Lemminge. Sicherlich auch später eine perfekte Partie für dominante Frauen. Schließlich sind kleine Brüder gehorchen gewohnt. Beten ihre großen Schwestern an, obwohl die sie oft genug triezen. Ich sollte ein Auge darauf haben, nicht dass Mark nur wegen seiner großen Schwester und einer Mutter, die kein Auge auf die beiden hatte, in der Maso-Ecke landet. Die Kinder bekommen Namenssticker und trollen sich Richtung Bällebad.
    Ja, ich habe es geschafft. Ich bin die Kinder los und kann tatsächlich in Ruhe durch Ikea schlendern. »Ich hole euch in einer Stunde wieder ab und dann gehen wir hoch ins Restaurant und essen was Schönes«, rufe ich den Kindern noch hinterher. »Und wir kriegen was gekauft«, dreht sich Claudia nochmal um. So ein Angebot vergisst meine Tochter nie.
    Ich schiebe mich mit Hunderten von Menschen durch die Ikea-Ausstellungsräume. Es ist so voll, dass man denken könnte, heute wäre alles umsonst. Ich finde den Sessel. Vier Wochen Lieferzeit. Mhm. Aber schön ist er. Und bezahlbar. Aber bis Freitag ist natürlich nichts zu machen. »Da müssen Sie schon ein bisschen früher kommen, dieser Sessel ist sehr begehrt«, teilt mir die Verkäuferin streng mit. Sehr schlau. Wäre ich ja nie drauf gekommen. Ich bestelle ihn. Christoph ist ja kein Kind mehr. Ich schenke ihm den Sesselgutschein mit Liefertermin. Normalerweise kann ich Gutscheingeschenke nicht ausstehen. Ich bin zu schlampig für Gutscheine. Oft finde ich sie erst Monate später wieder und genauso oft sind sie dann leider schon abgelaufen. Aber Christoph ist in dieser Hinsicht weniger kindisch als ich. Ich glaube sogar, wenn man mal gründlich darüber
nachdenkt, er ist in jeder Hinsicht weniger kindisch als ich. Ich nehme dunkelbraun genarbtes Leder. Sehr schick. Und wirklich gemütlich. Ich könnte glatt ein Stündchen hier sitzen bleiben. Sie sollten bei Ikea noch Maniküre anbieten. Probesitzen und jemand macht einem die Nägel. Das könnte ein echter Renner werden. In Amerika gibt’s so was an jeder Ecke.
    Aber das wäre jetzt doch eine gewisse Zeitverschwendung. Ich muss jede Minute nutzen, in der sich meine Kinder im Bällebad tummeln. Schön wäre es, wenn man sie mal ein komplettes Wochenende dalassen könnte. Wie in einer Kinderherberge. Es soll ja Großstädte geben, in denen es Kinderhotels gibt. Eine Art animierter Kinderparkplatz. Toll.
    Schnell rein in die gigantische Selbstbedienungshalle. Eigentlich habe ich zwar, was ich wollte, aber wenn man schon mal bei Ikea ist, kann man nicht ohne Teelichter und Servietten nach Hause fahren. Ich glaube, das ist sogar strafbar, anders sind die immensen Mengen an Servietten- und Bettwäscheverkäufen kaum zu erklären. Auch ich bin dafür extrem anfällig. Ein Ikea-Einkauf befördert mich in eine Art Rausch. Einkaufsekstase. Alles schreit: »Ich bin günstig nimm mich mit.« Und dann gilt bei Ikea immer noch die Devise: Wenn man schon mal da ist. Ein paar Pappboxen kann man doch immer brauchen, Servietten sowieso, grün oder gelb, was soll’s, ich nehme beide. Teelichter im Hunderterpack, eine neue Fußmatte, ein paar Bilderrahmen und noch einen kleinen Buchsbaum, gerade im Angebot. Besser zwei. Ein Buchsbaum, noch dazu so

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