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Familienpackung

Familienpackung

Titel: Familienpackung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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klein, sieht doch etwas mickrig aus. Der Einkaufswagen ist riesig und die Gier wächst. Neue Handtücher könnten wir
auch mal wieder brauchen. Orange. Sieht frisch aus. Ohne passende Fußmatte taugen die schönsten Handtücher nicht und ein neuer Duschvorhang wäre auch gut. Außerdem passt der alte nicht zu den neuen orangen Handtüchern. So was nennt man dann wohl Folgekosten. Noch zwei Schreibtischlampen für die Kinder und ein nettes Poster. Herrliche Stoffe gibt es. Niedliche Drucke für Kinder. Vorhänge wären sicher hübsch. »Schnidt, du kannst gar nicht nähen, leg die Stoffrollen brav wieder hin«, ermahne ich mich und rase weiter.
    An der Kasse dann das Unvermeidliche. »Die kleine Claudia und ihr Bruder Mark möchten aus dem Kinderparadies abgeholt werden«, tönt es durch den gesamten Laden. Verdammte Hacke. Ausgerechnet jetzt. Na ja, auf die paar Minuten an der Kasse kommt es nun wirklich nicht an. Das werden sie schon noch schaffen. Ich hatte allerdings nicht mit der Frau vor mir gerechnet. Die behauptet doch steif und fest, dass die zwei hellblauen Untertellerchen, die sie kaufen will, im Angebot sind. Die Kassiererin ist jedoch anderer Meinung. Eine heftige Debatte entbrennt. Wegen 30  Cent pro Teller. Ich bin kurz davor, ihr die 60  Cent auszulegen. Wenn ich meinen Wageninhalt so sehe, kommt es auf die 60  Cent sicher nicht an. Aber bevor ich das Angebot machen kann, reicht es der Kassiererin, »isch guck des eben ma nach, von wesche Sonderpreis un so«, steht auf und lässt eine Schlange mit etwa neun Menschen und ihren Einkaufswagen fassungslos zurück. Da auch ich zu einer gewissen Rechthaberei neige, kann ich die Kassiererin ein bisschen verstehen. Blöderweise werden, während die Kassiererin auf Untertellerchenpreissuche ist, meine Kinder das zweite Mal ausgerufen: »Claudia und der kleine
Bruder Mark wollen dringend aus dem Kinderparadies abgeholt werden. Bitte holen Sie ihre Kinder sofort ab.« Jetzt muss ich mich entscheiden: entweder traumatisierte Kinder, die glauben, ihre Mutter habe sie vergessen und sie müssten ihr Leben im Ikea-Bällebad fristen, oder eine Top-Kassenschlangenposition. Wenn ich so kurz vor dem Ziel ausschere, muss ich noch dazu meinen rappelvollen Wagen irgendwo parken. Bei meinem Glück hat den dann eine Mitarbeiterin längst wieder ausgeräumt, bis ich die Kinder geholt habe und ich kann, mit den beiden im Schlepptau, von vorne anfangen. Ich entschließe mich, natürlich voll des schlechten Gewissens, für die Kassenposition. Auf die paar Minuten kommt es jetzt auch nicht mehr an. Die paar Minuten ziehen sich und in der Schlange regt sich nun auch offen der Unmut. »Wegen Ihnen komme ich jetzt zu spät heim«, zetert die Nummer sechs in der Schlange. Sie erntet Zuspruch. Man ist kurz davor zu applaudieren. »Meine Pause ist gleich rum«, kommt weitere Kritik von der Nummer acht. Die Stimmung steigt. Die Feindseligkeit wächst. Jetzt wehrt sich die Untertassenfrau: »Ich bin nun mal eine kritische Verbraucherin, alles muss man sich ja nicht gefallen lassen. Außerdem habe ich es nicht so dicke. Wenn Sie sich gerne über den Tisch ziehen lassen, bitte. Sie können sich ja auch woanders anstellen.« Holla, mutig ist sie, das muss man ihr lassen. Mir wäre so eine Situation sicher megapeinlich. Hat die ein Selbstbehauptungsseminar besucht oder gibt es Menschen, die schon so auf die Welt kommen? Während ich noch darüber nachdenke, ob ich die Frau jetzt gut oder blöd finden soll, hetzt nach genau viereinhalb Minuten die Kassiererin herbei. Mit einem sehr triumphierenden Gesicht und einem Preisschild in der Hand. »Ha,
die Unnerteller sind nur im Zehnerpack runnergesetzt, einzeln kosten die den Normalpreis«, schnaubt sie, noch leicht außer Atem. »Dann war die Ware missverständlich ausgezeichnet«, zeigt die Kundin keinerlei Reue. Eine kleine Entschuldigung und ein Dank an die Kassiererin wären an sich schon angebracht. Das Ganze könnte tatsächlich noch ein Top-Schauspiel werden, wenn nicht meine Kinder im vermeintlichen Kinderparadies vor sich hin schmachten würden. Als die Untertassenfrau sagt: »Dann nehme ich doch lieber den Zehnerpack«, ist die Schlangenmeute kurz davor, sie anzuspucken. Das ist aber nun wirklich reichlich dreist. Ich glaube, da denkt die Kassiererin ähnlich. Sie sieht aus, als käme ihr gleich Schaum aus dem Mund. »Bitte, alles wie Sie es wolle, hole Se sich die Dinger, so viel Sie wolle, aber stelle Sie sich dann ebe noch emal

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