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Familienpackung

Familienpackung

Titel: Familienpackung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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hinne an. Weil auch die annern Leut wolle gern mal bezahle, gell.« »Das wäre schon schön«, stimme ich ihr zu und unter Protest zieht die Untertassenfrau ab. »Ich werde mich beim Geschäftsführer melden«, brummt sie, »so lasse ich mich nicht behandeln.« Die Kassiererin rollt mit den Augen und die Schlange applaudiert tatsächlich. Was für ein Auftritt. Aber bei so was ist RTL dann natürlich nicht da.
    Endlich, ich habe es geschafft und die Kassenschlangen-Pole-Position erreicht. 235 , 45  Euro zeigt mein Kassenbon. Und das ohne den Sessel. Der wird erst bei Lieferung abkassiert. Über zweihundert Euro für ein paar Kleinigkeiten, die eigentlich keiner wirklich braucht. Unglaublich. Dabei war doch alles so irre günstig. Ich schmeiße den Kram so schnell wie möglich in den Wagen und rase zum Spielparadies. Kurz bevor ich da bin, die dritte Durchsage: »Dringend, dringend, holen Sie unverzüglich Ihre Kinder Claudia
und Mark aus unserem Kinderparadies ab.« Was da bloß los ist? Ich bekomme es etwas mit der Angst zu tun.
    »Schon gut«, sage ich der jungen Frau am Schalter, »Sie können die Durchsage lassen, ich bin ja da. Claudia und Mark sind meine Kinder.« »Meine Güte, endlich«, seufzt sie. »Ihre Tochter Claudia weint seit zwanzig Minuten und der Kleine hat sich in die Hosen gemacht. Dafür sind wir nicht ausgebildet.« Wie – nicht ausgebildet? Braucht man zum Hosesaubermachen jetzt auch schon eine Ausbildung und wenn, wo kann man die machen? Claudia stürmt auf mich zu. Ein komplett verheultes Etwas. »Was ist denn, mein Schatz?«, frage ich sie entgeistert und schließe sie erst mal in die Arme. »Ich hab gedacht, wir müssen hier bleiben, weil du uns nicht mehr willst. Und dann habe ich dem Mark gesagt, dass wir hier bleiben müssen, für immer, und dann hat der vor Schreck in die Hose gemacht. Und die Frau dahinten hat geschimpft.« Wie grauenvoll. Die armen Kinder. Ich versuche, sie zu trösten. »Wenn Mama sagt, sie holt euch wieder ab, dann holt sie euch auch ab. Ich liebe euch und lasse euch doch nicht einfach irgendwo sitzen«, rede ich auf das erregte Kind ein. Mein Gewissen ist auf dem Tiefpunkt. Einkaufen steht zurzeit bei mir anscheinend unter keinem sehr guten Stern. »Kriegen wir jetzt schnell was gekauft?«, schaltet meine Tochter abrupt um. Ich bin völlig konsterniert. War das am Ende eine strategische Sache mit dem Weinen? Konnte sie es nur nicht abwarten, bis Mama ihr was kauft? Können kleine Kinder schon so abgebrüht sein oder vergessen die nur einfach schnell? Ich hoffe mal, sie vergessen schnell. Dass meine Tochter ein dermaßen abgekochtes Luder sein könnte, kann eigentlich nicht sein. Darf nicht sein. Denn wenn es so wäre, möchte ich gar nicht
wissen, was dann in der Pubertät auf mich zukommt. »Wo ist überhaupt Mark?«, frage ich sie. Sie zuckt mit den Achseln. »Weiß nicht. Ich glaube, der ist zurück zu den Bällen. Gehen wir jetzt einkaufen? Wir können ja auch ohne Mark gehen. Der kann doch hier bleiben. In den Bällen.« Wie nett von Claudia. Fürs Shoppen opfert die doch glatt ihren kleinen Bruder und lässt ihn ohne jegliche Skrupel im Bällebad sitzen.
    O nein. Mit vollgeschissener Hose im Bällebad. Hoffentlich ist das gut gegangen. Die Empfangstante des Kinderparadieses bietet an, ihn zu holen. Die kann meine Kinder anscheinend nicht schnell genug loswerden. »Kann ich selbst gehen?«, frage ich. Ich ahne nichts Gutes. Sie nickt. Ich stürme in Richtung Bällebad. Mark sitzt wie ein Buddha mittendrin. Ein eindeutig beleidigter Buddha. »Mark«, rufe ich, »komm her, Mama ist wieder da.« Mark denkt gar nicht dran. Er ignoriert mich. Was für ein nachtragender Zwerg. Ich ziehe schnell die Schuhe aus und stürze mich ins Bällebad. Er blickt stoisch geradeaus, so als wäre ich eine völlig fremde Frau. »Mark, komm jetzt bitte«, rufe ich ihm zu und stolpere durch die verflixten kleinen Bälle. Kurz bevor ich ihn erreicht habe, rutscht eine Ladung Bälle unter mir weg und ich fliege mit Schwung hin. Und da endlich lässt sich mein Sohn zu einem Lachen hinreißen. Es klingt, bei genauem Hinhören, ein wenig hämisch. Der lacht mich aus! Meine Tochter ist berechnend, mein Sohn schadenfroh. Na phantastisch. Da ziehe ich ja schöne Charaktere groß. »Komm jetzt hier raus«, zische ich ihn an. Da tönt eine Stimme vom Bällebadrand: »He Sie, für Erwachsene ist das Betreten des Bällebades verboten.« Gerade so, als würde ich aus Jux und Tollerei hier

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