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Familienpackung

Familienpackung

Titel: Familienpackung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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die Kinder in die Wanne – samt Schwein und Schwert – und während die beiden langsam einweichen, schrubbe ich das Auto. Natürlich renne ich zwischendrin ständig rein, um nachzuschauen, ob die beiden noch leben! Der Geruch im Auto ist widerlich. Vor allem, nachdem man mal kurz an der frischen Luft war. Ich könnte mich aus dem Stand heraus auch übergeben. Jede volle Windel ist mir lieber als Kotze. Selbst die meiner eigenen Kinder. Ich bin so geschafft, als hätte ich einen Tag in der Wildnis beim Survivaltraining verbracht. Oder gerade geheiratet. Da war der Stresslevel ähnlich. Obwohl natürlich alles ganz anders geplant war und es wesentlich besser gerochen hat:
    Ich bin schwanger, als wir heiraten. Schwanger mit dem zweiten Kind. »Da können wir ja dann auch heiraten«, meint Christoph sehr pragmatisch beim Grillen mit meiner Schwester, meinem Bruder und meinen Eltern. Irgendwie ist es zwar nicht die Art Antrag, von der ich jahrelang geträumt habe – mit Kniefall, Rosen, Klappschachtel mit Mega-Brilli, Champagner und romantischer Musik –, aber ich sage trotzdem »Ja«. Wahrscheinlich unter Einfluss der Schwangerschaftshormone. Mir hat mal eine Hochleistungssportlerin erzählt, dass diese Hormone tatsächlich auf eine sehr subtile Art dopen. Ich habe also eine Entschuldigung für meine direkte Zusage. Außerdem bin ich immerhin noch so klar, sofort und lautstark nach einem Ring zu verlangen. Übrigens erfolglos. Christoph reagiert einfach nicht. Stellt sich taub, eine seiner absoluten Spezialitäten. Scheint bei Männern was Genetisches zu sein. Und ich tue, was Frauen dooferweise oft tun. Ich finde mich ab. Gebe Ruhe. Man will ja auch nicht als konservative Ziege gelten. Oder als eine, die zuviel Kitschfilme gesehen hat. Oder als materielles Miststück.
    Wieso eigentlich nicht? Was mache ich mir eigentlich für verfriemelte Gedanken? Wenn dafür ein schmucker Ring rausspringt? Sollte man da nicht etwas egoistischer sein? Oder ist diese Begierde nur peinlich?
    Früher hätte ich auch immer gesagt, dass ein kleiner Ring aus dem Kaugummiautomaten mindestens genauso süüüüß ist wie ein klotziger Diamant. Wenn nicht noch viel süüüüüßer. Da bin ich heute einen Schritt weiter und auf meinen Finger passt etwas Stattliches besser. Ich bin nun mal keine fünfzehn mehr. Auch Finger entwickeln sich.
     
    Zwischen dem Entschluss zu heiraten und der Hochzeit liegt ein langer Weg der Planung, der einem das Heiraten fast ein wenig verleiden kann. Wüssten die Menschen, was das für ein Affentheater ist, würden es viele sicher schon im Vorfeld lassen. Ich habe einfach keine Ahnung und will eine richtig dramatische Hochzeit mit allem Brimborium.
    Wenn ich schon heirate, denn, um bei der Wahrheit zu bleiben – an sich will ich gar nicht unbedingt heiraten. Ich will nur auf alle Fälle mal gefragt werden. Männer finden diese Argumentation oft abartig. Aber der Gedanke zu wissen, er würde mich heiraten, ist mir an sich schon genug. Diese Sicherheit langt doch. Da ist jemand, den man liebt, und der liebt so doll zurück, dass er gerne heiraten will. Ein Antrag ist so was wie eine Reisebestätigung. Man plant, schaut sich Kataloge (verschiedene Kerle) an, prüft (geht mit einigen ins Bett oder ins Kino oder sogar beides), informiert sich (fragt rum und zeigt die Beute vor), entscheidet (wählt den Besten) – und dann kommen die Tickets (der Antrag) und man weiß, ja – es geht tatsächlich los. Wenn man die Tickets nutzt. Man kann fliegen (heiraten) – muss es aber nicht.
    In der Theorie ist das alles prima, diese These vom ›ich will ja nur gefragt werden‹. Aber was antwortet man, dann, wenn die entscheidende Frage kommt? – »Ja, danke sehr, schön, dass du mal gefragt hast.«
    Wer gefragt wird, muss antworten. Das gehört sich nun mal so. Und nein zu sagen, wäre ja nun auch fies. Ich meine, ich liebe diesen Mann. Er küsst himmlisch, der Sex ist gut (sehr gut sogar), er hat Humor (ab und an jedenfalls), er betet mich an (auf seine seltsame Art) und er ist schlau. Wer noch mehr von der Spezies Mann erwartet, kann definitiv nur enttäuscht werden.
    Also sage ich »Ja«. Und ich gehöre nicht zu den Frauen, die noch auf den letzten Metern die Kurve kratzen. Gibt’s ja immer wieder. Alles steht bereit und die Braut packt, kurz vor dem endgültigen ›Ja‹, das Grauen und sie macht sich vom Acker. Ich muss sagen: Hut ab. Das wäre nichts für mich. Da fehlt mir der Mumm. Dann lieber vorher ein

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