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Fan Man

Fan Man

Titel: Fan Man Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Kotzwinkle
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würde fast alles umbringen. Einmal, Mann, sah ich einen Krebs aus diesem Teich rauskriechen, Mann, und er war mit öligem Schleim bedeckt. Krabbelte benommen vorwärts wie ich jetzt. Dieser Krebs, Mann, lief und VERSUCHTE EINEN BAUM RAUF-ZUKLETTERN.
    Versuchte wegzukommen von diesem verdammten verunreinigten Wasser, Mann, in dem ich grade völlig versunken bin, Mann, und unzählige Mundvoll geschluckt hab. Du hättest den Krebs sehn sollen, Mann, als er versuchte, die Wurzeln des Baums raufzuklettern. Klammerte sich mit der Schere an und versuchte, sich hochzuziehn. Ich hab ihm den ganzen Tag lang zugesehn, Mann. Bis Sonnenuntergang war er halb den Baum rauf.
    Und ich bin jetzt halb am Ufer, Mann, tropfnaß, und ich hab offenbar mein Gehör verloren, Mann. Das Eintauchen in das schreckliche Wasser dieses Sees, Mann, hat mich völlig taub werden lassen. Die Wirkung war unmittelbar, Mann, das Wasser muß in meine Trommelfelle eingedrungen sein. Vielleicht kann ich durch Schütteln … Mann? ICH HAB MEINE COMMODORE-SCHMOCK-MÜTZE AUF! ICH BIN NICHT TAUB?
    Nee, Mann, du kannst hören. Du wirst deine Symphonien nicht in völliger Stille komponieren müssen, Mann. Gott sei Dank, Mann, daß obwohl alle anderen Teile meines Körpers, vom Arschloch bis Ellbogen, völlig unter Wasser waren, meine zur Versorgung dienenden Ohrkanäle versiegelt gewesen sind. In ein paar Stunden, Mann, wird von mir nicht mehr übrig sein, als zwei Ohren, die durch den Central Park gehn.

14
Der Fan Man im Haus des Todes
    Ich steh am Ufer, tropfnaß, Mann. Ich muß deshalb durch diese Büsche raufkriechen, Mann, und mich ausziehn. Runter mit meinem nagelneuen Anzug, Mann, den ich auswringe und auf den Ast eines Baumes hänge, Mann, in die Sonne.
    Da kommt ein Bulle, Mann, und er sieht meinen Anzug zum Trocknen aufgehängt und kommt rüber zu den Büschen, in denen ich meine nackte Gestalt verberge.
    »Was geht hier vor?«
    »Hör zu, Mann, ich bin in den verdammten See gefallen mit meinem neuen Anzug an, Mann, und ich versuch ihn trockenzukriegen.«
    »Sie sind in den See gefallen? Wie ist das passiert?«
    »Ich bin ausgerutscht, Mann. Ich stand aufm Stein und guckte nem verdammten Fisch hinterher und fiel rein.«
    Er befühlt meine Kleidung, Mann, um sicherzugehn.
    »Ja, sie sind allerdings naß, nich?«
    »Es isn Anzug, den man nur aufzuhängen braucht und er tropft sich trocken, im Nu.«
    »Na ja, halten Sie sich verborgen.«
    »Gut Mann, ich verberg mich in diesen Büschen, danke.«
    Bulle, Mann, geht ab und wirbelt mit seinem Schlagstock rum. Glück gehabt, Mann, daß er nich in meinen quatschnassen Beutel sehn wollte, Mann, in dem verschiedene organische Gesundheitskostmaterialien mitreisen, die nicht mit dem Gütezeichen des Häuslichen Glücks versehen sind.
    Mein Anzug ist längst nicht trocken, Mann, aber ich kann nicht den ganzen Tag in diesen Büschen rumhängen, Mann. Ich muß ihn wieder anziehn, feucht wie er ist. So ist das Leben. Das ist die Strafe dafür, daß ich in den Central Park gefahren bin, statt in den Van Cortlandt Park.
    Gut, Mann, ich geh mal wieder los in meinem klatschnassen Anzug mit meinen quietschenden Wasserschuhen, schlepp mich durch den Park zur NBC. Da sitztn Vogel, Mann, hüpft rum, redet mit sich selbst. Ich werd ihn ausflippen, Mann, mit nem Vogellied.
    »Kriiiiiiicccccckkkkkkkk, kriiiiiccckk, twiiiiiiii«, sagt der Vogel und Horse Badorties sagt:
    »Kriiiicccccckkkkkkkk, kriiiiiccckk, twiiiiiiii.«
    Vogel dreht sich um, guckt sich um, ein Spuk, fragt sich – wo kommt der Laut her, Mann, ist noch ein Vogel in der Nähe?
    Ich bins nur, Horse Badorties, durchlauf mein Vogelleben. Ich muß alle im Liebeschor so weit kriegen, daß sie mit den Armflügeln schlagen. Um das Vogelbewußtsein wiederaufzurichten. Das ist sicher.
    Eines Tages, Mann, werd ich mich zusammenreißen, mit den Armen flattern und in den Kosmos abhaun. Hau ab ins Nirwana, Mann, hol mirn bißchen Ruhe und Erholung auf der großen weißen Couch der Seligkeit. Doch nicht heute, Mann, heute muß ich zur NBC.
    Aber zuerst, Mann, muß ich mich auf diese Parkbank setzen, Mann, die ein aufmerksamer jugendlicher Verbrecher hier in die Büsche geschleudert hat. Und wenn auch meine Aktenmappe voll Wasser ist, sind glücklicherweise, Mann, meine Kräuterblätter und Zweige alle in handlichen, vom Häuslichen Glück empfohlenen Plastikbeuteln untergebracht, Mann, und hermetisch versiegelt gegen die Anschläge der puertoricanischen Froschmänner, die mich

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