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Fandorin

Fandorin

Titel: Fandorin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Akunin
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möglichst nicht nur einmal. Anstelle des Hahns gibt es einen Sicherungsknopf, hier, schauen Sie. Er geht straff, damit das Ding nicht versehentlich losschießt. Den klickt man so rein, und dann kann man alle sieben Schuß hintereinander abfeuern. Klar?«
    »Klar.« Fandorin konnte sich nicht satt sehen an dem hübschen Spielzeug.
    »Sie können sich ihn später in Ruhe angucken. Jetzt ist keine Zeit dafür!« Brilling drängte seinen Gast in Richtung Wohnungstür.
    »Werden wir ihn zu zweit festnehmen?« fragte Fandorin frohlockend.
    »Reden Sie keinen Blödsinn.«
    Brilling blieb neben dem Bellschen Apparat stehen, ergriff einen der wie ein Horn geformten Trichter, legte ihn sich ans Ohr und drehte an einer kleinen Kurbel. Der Apparat gab ein Grunzen von sich, etwas in ihm schepperte. Brilling hielt das Ohr vor das andere aus dem lackierten Kasten ragende Hörnchen, darin piepste es. Fandorin meinte im Nachhinein gehört zu haben, wie ein dünn und komisch klingendes Stimmchen die Worte »diensthabender Adjutant« und »Kanzlei« sprach.
    »Nowgorodzew, sind Sie es?« brüllte Brilling in den Hörer. »Ist Seine Exzellenz anwesend? Nein? Was? Nein, nein, nichtnötig. Nicht nötig, sag ich!« Er holte tief Luft und brüllte nun noch lauter. »Einen dringenden Haftbefehl! Sofort, zur Apothekerinsel! A-po-the-ker-in-sel! Ja! Asternat, Seitengebäude. As-ter-nat! Egal, was das ist, die wissen schon Bescheid! Außerdem einen Trupp zur Haussuchung! Was? Ja, ich komme auch. Und schnellstens, Major. Schnellstens!«
    Er stellte den Trichter an seinen Platz und wischte sich die Stirn.
    »Uff! Ich kann nur hoffen, daß Mister Bell seine Konstruktion noch verbessert, sonst sind meine Nachbarn bald über alle Geheimaktionen der Dritten Abteilung im Bilde!«
    Fandorin war noch ganz im Banne der eben vor seinen Augen geschehenen Zauberei.
    »Das ist ja wie in ›Tausend und einer Nacht!‹ Phänomenal! Und da gibt es immer noch Leute, die den Fortschritt verdammen wollen!«
    »Über den Fortschritt können wir unterwegs reden. Dummerweise habe ich die Kutsche weggeschickt, wir müssen also eine neue auftreiben. Lassen Sie bloß Ihr verfluchtes Gepäck stehen! Abmarsch!«
     
    Ein Gespräch über den Fortschritt ergab sich freilich vorerst nicht – den Weg zur Apothekerinsel legten sie schweigend zurück. Fandorin befand sich in fieberhafter Erregung. Ein paarmal versuchte er den Chef anzusprechen, doch vergebens: Brilling war übel gelaunt. Anscheinend hatte er mit der eigenmächtigen Anordnung der Operation doch einiges riskiert.
    Über der Newa graute der Abend so fahl, daß man es kaum bemerkte. Die weiße Sommernacht des Nordens konnte ihnen heute nur recht sein, dachte Fandorin – zum Schlafen würden sie ohnehin nicht kommen. Dabei hatte erauch die vorige, im Zug verbrachte Nacht kein Auge zugetan, viel zu groß war die Aufregung gewesen, ob er den Brief wohl noch abpaßte. Der Kutscher tat für den versprochenen Rubel sein Bestes, jagte die fuchsrote Stute unbarmherzig, so daß sie schnell an Ort und Stelle waren.
    Das Petersburger Asternat, ein ansehnliches gelbes Gebäude, das früher dem Ingenieurkorps gehört hatte, reichte in der Größe nicht an das Moskauer heran, lag dafür jedoch inmitten von üppigem Grün. Ein paradiesisches Örtchen – ringsum nichts als Parks und vornehme Sommerhäuser.
    »Herrje, was soll nur aus den Kindern werden!« seufzte Fandorin.
    »Was schon«, gab Brilling polternd zur Antwort. »Mylady sucht sich einen neuen Direktor, und fertig.«
    Das sogenannte Seitengebäude war in Wirklichkeit eine imposante Villa aus Katharinas Zeiten, an einer schönen, schattigen Straße gelegen. Fandorin fiel eine Ulme auf, deren Krone vom Blitzschlag verkohlt war und die ihre toten Äste zu den erleuchteten Fenstern der hochgelegenen ersten Etage reckte. Im Haus war es still.
    »Na prima, die Gendarmen sind noch nicht da«, sagte der Chef. »Wir warten nicht auf sie, Cunningham darf uns nicht entwischen. Reden werde ich, Sie halten den Mund. Und seien Sie auf jede Art Überraschung gefaßt!«
    Fandorin fuhr sich mit der Hand unter die Rockschöße und tastete nach dem beruhigend kühlen Metall seiner Herstal. Das Herz klopfte ihm im Hals – nicht vor Angst, in Brillings Gegenwart fühlte er sich sicher, nein, vor Ungeduld. Gleich, gleich würde sich alles entscheiden!
    Brilling zog energisch an der Schnur mit dem kupfernen Glöckchen, ein melodisches Bimmeln ertönte. Im offenen Fenster der Beletage

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