Fang schon mal ohne mich an - Phillips, C: Fang schon mal ohne mich an
Freund nahm schon nach dem ersten Klingeln ab.
Hunter sprach schnell. „Ich bin in Connecticut. Ich übernehme den Fall. Und sag jetzt nicht, du hättest es gleich gewusst.“
Sein Freund lachte leise in sich hinein, wie Hunter hören konnte. „Okay, ich sag nichts. Und Molly? Wie findet sie das?“, fragte Ty.
Hunter schloss die Augen. „Molly ist Molly.“
„Bist du ihr immer noch hörig?“
„Ich gebe mir Mühe, darüber hinwegzukommen“, murmelte Hunter.
„Darf ich dich fragen, was dich dazu bewogen hat, deine Meinung zu ändern?“
Hunter schlenderte durch das Arbeitszimmer, wo er geschlafen hatte. Die Sonne schien durch die Jalousien und tauchte den Raum in ein warmes Licht. „Vor allem das, was du und Lacey neulich gesagt habt. Lacey hatte recht. Ich schulde Molly noch etwas.“ Diese Worte hinterließen einen bitteren Nachgeschmack.
„Boah. Das hätte ich nicht gedacht.“
„Ich hasse es, zugeben zu müssen, dass ich mich geirrt habe, und es fällt mir auch nicht leicht, zuzugeben, dass Lacey recht hat.“ Vor allem, nachdem er sich das letzte Jahr über als das eigentliche Opfer gefühlt hatte. Dennoch steckte hinter dem Ganzen noch mehr, als Hunter bereit war, sich zu erinnern. „Die ganze Zeit, als Molly behauptet hatte, Dumont sei unschuldig und hätte nicht versucht, Lacey umzubringen, wollte ich mich nicht auf ihre Seite stellen. Ich misstraute ihrem Urteilsvermögen und war deshalb mit dir und Lacey gegen sie.“
„Ach so, und jetzt glaubst du, du könntest das wiedergutmachen, indem du den Fall ihres Vaters übernimmst?“
„Teilweise. Wenn ich ihr jetzt helfe, wird es leichter für mich sein, sie anschließend zu verlassen. Und ich werde sie verlassen, sobald das alles vorbei ist.“
Ty brach in schallendes Gelächter aus. „Mann, du bist vielleicht ein verrückter Hund. Einerseits beschuldigst du sie, dich verlassen zu haben, und andererseits glaubst du, dass du selbst schuld daran bist, weil du ihr nicht vertraut hast. Glaubst du, sie hat dich deshalb im letzten Jahr sitzen lassen?“
„Es ist mir egal, weshalb sie es getan hat. Was zählt, ist einzig und allein, dass sie es getan hat. Diesmal will ich, dass die Sache klar ausgeht.“ Er wollte, wenn er wieder in sein Leben zurückkehrte, endlich damit aufhören, sich selbst zu schaden, und stattdessen lieber wieder in der Lage sein, sein normales Leben fortzuführen.
„Viel Glück, mein Lieber. Ich habe irgendwie das Gefühl, du könntest es gebrauchen.“ Ty beendete das Gespräch, bevor Hunter das letzte Wort haben konnte.
„Typisch!“ Hunter schüttelte den Kopf. Aber Glück konnte er in dieser Situation wirklich verdammt gut gebrauchen, wie er in den letzten Tagen bemerkt hatte.
In Zukunft würde er es nicht mehr zulassen, dass eine Frau sein Leben ruinierte. Unglücklicherweise hatte er aber entdeckt, dass er noch längst nicht über Molly, die ihm den Kopf gründlich verdreht hatte, hinweg war.
Das letzte Jahr war ein Rückschritt für ihn gewesen, und er war nicht besonders stolz darauf. Als Kind war er immer defensiv gewesen, und er hatte sich selbst geschützt, weil ihm niemand den Halt gegeben hatte, den er benötigt hätte. Nach einer Zeit in manchmal gefährlichen und oft nachlässigen Pflegefamilien war er schließlich mit siebzehn in Tys Familie gelandet, wo sich sein Leben zum Besseren gewendet hatte. Ty und Lacey wurden seine Freunde, und sie brachten ihm während dieser kurzen Zeit eine Menge über Selbstachtung bei.
Und dann hatte Laceys Onkel, Marc Dumont, unerwartet entschieden, dass Lacey nach Hause kommen sollte – in seine Obhut, wo er sie missbrauchen konnte. Daraufhin hatten die drei Freunde Laceys Tod vorgetäuscht und sie nach New York gebracht, um zu vermeiden, dass sie in den Albtraum, der ihr Leben gewesen war, zurückkehren musste. Ihr vermeintlicher Tod hatte Laceys Onkel um die Chance gebracht, ihr Vermögen zu veruntreuen. Dumont war außer sich vor Wut. Obwohl er nicht beweisen konnte, dass Ty und Hunter irgendetwas mit dem Verschwinden seiner Nichte zu tun hatten, legte er es trotzdem darauf an, sie zu bestrafen.
Indem er ein paar Verbindungen spielen ließ, gelang es ihm, den zornigen Hunter in eine Jugendeinrichtung zu verbannen, wo dieser so viel Ärger verursachte, dass man ihn in ein furchtbar strenges Erziehungsprogramm steckte. Am Ende landete Hunter sogar im Gefängnis. Hunter, ein rotzfrecher, schnodderiger Bengel, der sich in dem Moment, als man die Türen hinter
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