Fang schon mal ohne mich an - Phillips, C: Fang schon mal ohne mich an
ihm verriegelte, beinah in die Hosen gemacht hätte vor Angst. Gott sei Dank war er nicht dumm. Er hörte genau zu, was die anderen Insassen ihm erzählten, und nahm sich ihre Worte zu Herzen. Damals entschied er sich, niemals so zu enden wie diese Männer, die ihm ihre Lebensgeschichten erzählten.
Hunter konzentrierte sich auf das, was sie ihm erzählt hatten, und auf die beiden Stimmen in seinem Hinterkopf. Lacey und Ty, die beiden einzigen Menschen, die an ihn glaubten. Er schaute sich an, was aus ihm geworden war, und stellte sich ihre Enttäuschung vor. Er hatte sogar Laceys besorgten Tonfall im Ohr. Auf diese Art waren sie immer bei ihm, während er das strenge Erziehungsprogramm absolvierte, damit die Eintragungen in seinem polizeilichen Führungszeugnis, wie es das Gericht versprochen hatte, zu seinem achtzehnten Geburtstag gelöscht wurden. Danach hatte er ein Darlehen beantragt, um auf die Universität gehen zu können. Lacey und Ty waren seine Familie.
Als Molly, die nichts von seiner dunklen Vergangenheit wusste, ihm im letzten Jahr erzählte, dass Laceys Onkel Lacey gerichtlich für tot erklären lassen wollte, um an ihr Vermögen heranzukommen, hatte Hunter Ty nach New York geschickt, um Lacey zu finden. Kurz nach ihrer überraschenden Wiederauferstehung wurde ein Mordanschlag auf Lacey verübt. Hunter und Ty hatten natürlich Laceys Onkel in Verdacht, Mollys zukünftigen Stiefvater. Hunter war sich, trotz Mollys Zuneigung für Marc Dumont, sicher gewesen, dass dieser Mann schuldig war.
Dennoch hatte er Molly nicht im Stich gelassen und immer versucht, für sie da zu sein. Er hatte ihr sein Leben, seine Seele und seine Liebe geschenkt. Etwas, das er noch nie zuvor für eine Frau getan hatte – und sie hatte ihn zurückgewiesen. In seiner gesamten Waisenhauszeit war es immer darum gegangen, etwas aus sich zu machen. Doch als Molly ihn zurückgewiesen hatte, hatte sie ihm damit bewiesen, dass seine größte Angst berechtigt war. Schöne Kleider und ein erlesener Geschmack bei Getränken und Silberbesteck änderten nichts daran, wer man in seinem Inneren wirklich war. Mollys Verhalten hatte ihn dazu veranlasst, zu glauben, dass keine Frau den echten Daniel Hunter lieben konnte. Und um das zu vergessen, hatte er das letzte Jahr mit Trinken, Partys und Arbeiten verbracht.
Hunter wusste jetzt, wie wenig wert er dem weiblichen Geschlecht in Wahrheit war. Er war der Mann für gewisse Stunden. Mehr nicht. Doch Hunter hatte viel zu hart daran gearbeitet, etwas aus sich zu machen, um diese selbstzerstörerischen Tendenzen zuzulassen.
Dieser Gedanke brachte ihn wieder zurück zu seinem Plan, wie er am besten über Molly hinwegkommen würde. Es musste endlich Schluss sein. Zumindest für ihn, auch wenn das bedeutete, dass er ihr gegenüber wieder etwas freundlicher werden musste, zumindest, solange er am Fall ihres Vaters arbeitete.
Er würde einfach der Natur ihren Lauf lassen, dachte er ironisch und blickte auf den Vogel im Käfig. Er begehrte Molly schon so lange, dass es zwecklos war, so zu tun, als begehrte er sie nicht mehr, vor allem jetzt, wo es so aussah, als würde sein Aufenthalt sich noch eine Weile hinziehen. Diese Art von Fall war nie schnell abgeschlossen. Seine selbst erteilte Erlaubnis, sich Molly anzunähern und zu sehen, wie die Dinge liefen, fühlte sich gut an.
Verdammt gut.
Diese Vorstellung verbesserte schlagartig seine Laune. Er würde die Zeit, während er an diesem herausfordernden Fall – und an der Geschichte mit Molly – arbeitete, lächelnd genießen. Vor allem, solange er es am Ende sein würde, der wegging.
Das Spiel konnte beginnen.
Molly kehrte von ihrem morgendlichen Lauf mit ihrer Freundin Liza zurück. Liza hatte sie bei einem ihrer vielen Ausflüge zu Starbucks kennengelernt. Dank ihr hatte Molly eine ehrenamtliche Tätigkeit im Seniorenheim der Stadt gefunden. Liza war die Einzige außer ihrer Familie, der sie vertraute und die ihr, was Molly ganz besonders schätzte, eine Schulter zum Anlehnen bot. Das war gerade jetzt, wo Hunter wieder in ihrem Leben aufgetaucht war, wichtig.
Als Molly nach Hause kam, ging sie sofort unter die Dusche. Sie hatte gelernt, sich zu beeilen, bevor Jessie aufwachte und das Bad, wie jeden Tag, stundenlang blockierte. Molly fand die Anpassung an das Familienleben – zum Beispiel, dass man gemeinsam ein Bad benutzte – amüsant und beklagte sich nur selten über die damit verbundenen Unannehmlichkeiten, weil sie das Gefühl hatte,
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