Fang schon mal ohne mich an - Phillips, C: Fang schon mal ohne mich an
die Pistole an seiner Uniform und sagte: „Ich bleibe aber hier.“ Erst danach entfernte er Franks Handschellen.
„Danke.“ Frank massierte sich die Handgelenke und lehnte sich schließlich zurück.
„Keine Ursache. Wir haben eine Menge zu besprechen. Sie sollten es sich einigermaßen bequem machen, weil ich alles über Ihr Verhältnis zu Ihrem Partner und die Nacht der Ermordung wissen möchte.“
Hunter holte einen gelben Notizblock und einen Stift aus seiner Aktentasche. Er hasste den muffigen Geruch des Besuchszimmers, und er ahnte, dass es in der Zelle noch schlimmer war. Es war höchste Zeit, dass der General sich mit seinen Erinnerungen befasste, damit Hunter ihn so schnell wie möglich dort herausholen konnte.
Auch wenn die Kaution zu Hunters Verteidigungsstrategie gehörte, ging es ihm unbestreitbar hauptsächlich um Mollys Reaktion, wenn er Seite an Seite mit ihrem Vater nach Hause kommen würde. Ein Teil von ihm wollte immer noch ihr Held sein, obwohl er sich dafür hasste, dass er das nötig hatte.
Er räusperte sich geräuschvoll. „Beginnen wir ganz von vorne. In welchem Verhältnis standen Sie zu dem Opfer, außer der Tatsache, dass Sie Partner und Freunde waren?“, fragte Hunter den älteren Mann.
„Das ist einfach. Wir haben uns zur selben Zeit beim Militär gemeldet, waren zusammen in der Grundausbildung und haben gleichzeitig Karriere gemacht. Und wir haben auch zusammen gekämpft.“
Hunter hob eine Braue. „Vietnam?“, riet er.
Der General antwortete mit einem knappen Kopfnicken. „Das war unser erster Krieg, und wir haben beschlossen, dass der erste Irakkrieg unser letzter sein sollte.“
„Ehrenvoll entlassen?“, fragte Hunter.
„Aus Sicht eines Laien, ja. Ich kaufte ein Haus in der Straße, in der wir immer noch leben. Es war allerdings viel kleiner. Mehr konnte ich mir damals nicht leisten, aber als das Geschäft sich zu rentieren begann und die Kinder größer waren, zogen wir etwas weiter, und Paul kaufte das Haus nebenan.“ Er steckte eine Hand in die hintere Hosentasche. „Meine Frau Melanie starb kurze Zeit später.“ Die Stimme des älteren Mannes klang plötzlich ganz tief.
„Das tut mir leid“, sagte Hunter.
„Danke. Das Leben ist ungerecht. Das habe ich schon vor langer Zeit erfahren, und es bestätigte sich erneut, als meine Erstgeborene, von der ich überhaupt nichts wusste, plötzlich vor meiner Tür stand. Wie soll man damit klarkommen?“
Hunter schüttelte den Kopf. „Ich habe keine Ahnung.“ Er konnte sich das Gefühl des Generals, betrogen worden zu sein, nicht richtig vorstellen.
„Ich hätte Mollys Mutter umbringen können, das sag ich Ihnen. Aber wenn ich Francie nicht umgebracht habe, obwohl sie mir ein Leben lang mein Kind vorenthalten hat, dann habe ich meinen Freund erst recht nicht getötet, weil er gestohlen hat.“ An der Schläfe des Generals zuckte ein unkontrollierter Muskel. Offenbar überwältigten ihn die Gefühle.
Hunter holte tief Luft und hielt sie einen Augenblick lang an. Er fand die Diskussion über Schuld und Unschuld, die er mit Molly begonnen hatte, nicht mehr länger irrelevant. „Lassen Sie uns fortfahren“, sagte er, um beim Thema zu bleiben. „Sie und Paul hatten also ein gutes Verhältnis zueinander, und sie haben gemeinsam ein Immobiliengeschäft aufgezogen.“
„Ja, das ist richtig. Sowohl Eigentumsverwaltung als auch schnelle Umsätze für den Gewinn.“
„Beschreiben Sie mir Pauls Persönlichkeit. War er ruhig? Mit einem ausgeglichenen Charakter? So wie Sie?“
Mollys Vater lachte laut auf. „Himmel. Nein. Wir waren das komplette Gegenteil voneinander. Ich denke, bevor ich handle. Ich überlege mir immer verschiedene Möglichkeiten, selbst wenn ich auf Hochtouren bin. Paul war immer leicht reizbar, und das wurde mit der Zeit immer schlimmer. Das Problem ist, dass ich nie begriffen habe, warum. Ich war sein bester Freund. Sein Partner. Ich hätte merken müssen, dass da was falschlief, weil ihn in letzter Zeit selbst Kleinigkeiten aufbrachten.“ Er stieß seinen Stuhl zurück und erhob sich.
Der Aufpasser war sofort am Tisch. Hunter stöhnte und bedeutete der Aufsicht mit einer Handbewegung, sich zu entfernen. Doch bevor der Mann sich wieder mit gekreuzten Armen an der Wand aufstellte, wartete er erst ab, bis der General sich wieder gesetzt hatte.
Hunter hatte Frank sehr gut zugehört, weil er etwas entdecken wollte, das sie auf eine neue Spur führen würde. Etwas, das dem General half.
Nun
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