Fang schon mal ohne mich an - Phillips, C: Fang schon mal ohne mich an
hatte er es gefunden. „Sie haben also vor Pauls Tod eine Veränderung seines Verhaltens festgestellt?“ Da er die Unterlagen seines Klienten noch nicht gelesen hatte, fragte er ihn: „Haben Sie das der Polizei erzählt?“
„Das habe ich versucht, aber sie haben mir nicht zugehört.“ Der ältere Mann zuckte mit den Achseln. „Die Bullen interessieren sich nicht für Details, die ihre Meinung über meine Rolle bei Pauls Ermordung ändern könnten.“
Hunter machte sich ein paar Notizen, damit er sie später mit vorliegenden Unterlagen vergleichen konnte. „Sie sagten, Sie hätten merken müssen, dass etwas nicht stimmte. Sie sagten, Sie hatten keinen Grund zu der Vermutung, dass Pauls Stimmungsänderungen eine Ursache hatten.“
„Richtig. Weil er immer schon eine dunkle Seite gehabt hatte, schon damals in der Grundausbildung. Doch über die Jahre hatte er darauf geachtet. Die sanfte Persönlichkeit seiner Frau Sonya hatte eine beruhigende Wirkung auf seine Launenhaftigkeit, jedenfalls für eine Weile.“
Hunter nickte verständnisvoll. „Jetzt erzählen Sie mir bitte etwas über die Nacht, in der es geschah.“
Der General verschränkte seine Hände hinter dem Kopf, lehnte sich zurück und blickte zur Decke. „Zuerst sollten Sie ein Gefühl für unser Geschäft bekommen. Ich habe die Verhandlungen geführt, aber Paul war der Mann für die Finanzen. Ich vertraute ihm und hatte keinen Grund, es nicht zu tun.“
„Fahren Sie fort.“
„Wir handeln mit Objekten, die schnell Gewinn abwerfen. Das heißt, es geht um Geld, das rasch den Besitzer wechselt. An dem Tag schickte ich meine Assistentin zur Bank, um ein paar beglaubigte Schecks zu besorgen, und der Bankangestellte rief an, um mir zu sagen, dass wir nicht genug Geld für den Geschäftsabschluss auf dem einen Konto hätten. Das ergab keinen Sinn, wenn man die Summe in Betracht zog, die eigentlich hätte verfügbar sein müssen.“ Er strich sich mit der Hand über das kurz geschorene Haar. „Ich sagte ihm, dass Paul oder ich die Konten überprüfen und auf ihn zurückkommen würden.“
„Sie gingen also zu Paul, um ihn zu fragen.“
Frank neigte seinen Kopf. „Er war in seinem Büro, und er war so aufgeregt, wie ich ihn noch nie gesehen hatte. Er ging in seinem Büro hin und er, fluchte und murmelte Unverständliches vor sich hin. Ich erzählte ihm von diesem Bankirrtum und zeigte ihm die Abrechnung, die uns die Bank gefaxt hatte. Ohne draufzuschauen, erklärte er mir, dass es sich nicht um einen Irrtum handelte und dass die Konten stimmten.“
Bei dieser Erinnerung wich die Farbe aus dem Gesicht des Generals. „So allmählich begreife ich, dass Paul keine Möglichkeit mehr sah, das Geld von irgendwoher zu nehmen. Er gab alles zu.“
„Präzisieren Sie bitte“, bat Hunter, der mit gezücktem Stift dasaß, um alles mitzuschreiben.
Frank stieß hörbar Luft aus. „Er sagte, dass er schon seit Jahren Geld von den Konten genommen hatte. Meistens nur bis zum nächsten Tag, und dann hatten wir es in der Regel schon wieder aufgefüllt, sodass ich ahnungslos blieb.“
Hunter blickte auf das Profil des Mannes und studierte seinen Gesichtsausdruck. „Hat er gesagt, wofür er das Geld brauchte?“
Der General schüttelte den Kopf. „Er hat auch keine meiner Fragen beantwortet. Es endete damit, dass wir uns anbrüllten, das gebe ich zu. Er stürmte hinaus, und ich ließ ihn gehen. Ich wollte die Bücher nun selbst überprüfen und sehen, wie schlimm die Situation wirklich war, bevor ich später wieder mit ihm zu tun haben würde.“
Obwohl Hunter versuchte, so emotionslos wie bei jedem anderen Klienten zu reagieren, empfand er Mitgefühl mit diesem Mann. Der Betrug eines Freundes musste wehgetan haben. „Hat jemand Sie streiten hören?“
„Unsere Sekretärin, Lydia McCarthy.“
„Ich werde mit ihr sprechen müssen.“
Der General gab Hunter ihre private Adresse und Telefonnummer, die er offensichtlich auswendig kannte. „Ich hoffe, sie kommt wieder und hält die Stellung im Büro oder dem, was davon noch übrig ist“, sagte er trocken. „Sie arbeitet schon seit sieben Jahren für uns, aber jetzt ist sie wütend auf mich.“
Hunter hob eine Braue. „Weil …“
„Sie hat mich hier besucht. Dabei stellte sich heraus, dass sie und Paul ein Verhältnis miteinander hatten“, erklärte er empört. „Sie kam hier herein und machte mir eine Szene. Sie war rasend, schimpfte und jammerte, dass ich den einzigen Mann, den sie je geliebt
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