Fang schon mal ohne mich an - Phillips, C: Fang schon mal ohne mich an
Verlobte von Mollys Mutter nur noch halb so attraktiv für sie gewesen. Sie kehrte ihm und der Stadt den Rücken und verschwand, ohne einen Gedanken an ihre Tochter Molly zu verschwenden, die fest mit der Liebe ihrer Mutter gerechnet hatte. Sämtliche Fortschritte, die Hunter mit Molly während der Zeit ihres kurzen Glücks gemacht hatte, waren auf einmal zunichte, und Molly verließ ihn ebenfalls. Hunter hatte Molly noch nie in einer stabilen Gefühlslage erlebt.
Nun aber schien sie trotz der Mordanklage gegen ihren Vater tief im Herzen glücklich. Sie hatte endlich die Aufnahme erfahren, nach der sie so lange gesucht hatte. Und dieses friedliche Gefühl hatte es ihr ermöglicht, ihren Horizont zu erweitern, ohne Angst davor zu haben, anderen zu nahe zu kommen. Sie hatte einen Job und einen Alltag, Freunde und ihre ehrenamtliche Aufgabe. Sie hatte Menschen, die sie liebte und um die sie sich kümmerte. Sie führte ein lebenswertes Leben.
Hunter beneidete sie darum, und er nahm sich vor, den Fall zu gewinnen, damit sie das Leben, das sie sich geschaffen hatte, behalten konnte. Molly brauchte Sicherheit, um sich zu entfalten, und Hunter war entschlossen, sie ihr zu geben.
Wie er feststellte, befand er sich damit in exakt der Lage, in der er sich niemals befinden wollte. Er sorgte sich um die Zukunft von Mollys Familie, und es interessierte ihn auf einmal doch, ob ihr Vater schuldig oder unschuldig war.
Er sorgte sich um Molly.
Offenbar hatte er nie gelernt, sich vor dieser Frau abzuschirmen. Das Beste, was er tun konnte, war, diesen Fall zu gewinnen und zu gehen, bevor er noch tiefer hineingezogen wurde.
6. KAPITEL
N achdem er Molly abgesetzt hatte, musste Hunter sich von den Gedanken an ihre Unterhaltung und seinem damit verbundenen Ausflug in die Vergangenheit ablenken. Ganz zu schweigen davon, dass er aus gerechnet der Frau, die ihm das Herz gebrochen hatte, seine tiefsten Ängste und Geheimnisse anvertraut hatte.
Zuerst hielt Hunter beim Bezirksamt, um sich mit dem Polizeichef zu unterhalten. Er war ein anständiger Kerl, der sich aber sehr nach den Buchstaben des Gesetzes richtete und davon überzeugt war, dass er den richtigen Verdächtigen eingesperrt hatte. Hunter wusste, dass er tief graben musste, um die Wahrheit herauszubekommen, angefangen bei Mollys Vater.
Die Rechtsanwaltsgehilfin seiner Kanzlei hatte ihm eine Kopie aller relevanten Unterlagen ins Haus des Generals gefaxt. Sobald er mit seinem Klienten gesprochen hatte, würde er sich einen ganzen Abend lang damit beschäftigen müssen, die Zeugenaussagen mit der Aussage des Generals zu vergleichen. Bei dem Gedanken, diesen Fall aufzuklären und damit genau das zu tun, was er am liebsten tat, begann sein Puls schneller zu schlagen.
Eine Stunde später saß Hunter seinem Klienten in einem Besuchszimmer gegenüber. Er musterte den General und versuchte, ihn sowohl als Mann als auch als Mollys Vater ab zuschätzen. Sein äußeres Erscheinungsbild entsprach noch immer dem eines Soldaten. Er hatte kurz geschorenes Haar und besaß offenbar, seiner aktuellen Situation zum Trotz, ein bewundernswertes, natürliches Selbstvertrauen.
Der General musterte Hunter ebenfalls. „Sie sind also der Anwalt, den meine Tochter angeheuert hat. Sie sagte, Sie seien der Beste.“
Ein großes Lob von Molly, dachte Hunter. Er lächelte. „Ich werde mein Bestes tun.“
Der General lachte. „Seien Sie nicht so bescheiden. Ich weiß, wer Sie sind. Ich wusste nur nicht, dass Sie und meine Tochter eine gemeinsame Vergangenheit haben.“
„Sie hat Ihnen von uns erzählt?“
„Es ist mehr das, was sie nicht erzählt hat. Außerdem besitze ich eine verdammt gute Menschenkenntnis. So wie sie von Ihnen gesprochen hat, war es nicht schwer zu erraten, dass Sie beide einmal zusammen waren.“
Hunter spürte, wie ihm eine untypische Röte ins Gesicht stieg.
„Ich weiß, ehrlich gesagt, nicht, was ich sagen soll.“
„Sagen Sie einfach, dass Sie mich hier herausholen werden. Das wäre schon mal ein verdammt guter Anfang.“ Der General platzierte seine mit Handschellen aneinandergefesselten Hände auf dem Tisch.
Hunter machte ein missmutiges Gesicht und winkte den Aufseher heran.
„Nehmen Sie ihm die Handschellen ab.“
„Aber …“
„Ich bin sein Anwalt, und wir haben etwas zu besprechen. Er wird nicht eine Stunde lang mit Handschellen hier sitzen. Also, nehmen Sie ihm diese Dinger ab.“
Der Aufpasser blickte finster drein, aber er ging zu Frank, tätschelte
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