Fang schon mal ohne mich an - Phillips, C: Fang schon mal ohne mich an
leiser stellen. Ich helfe dem Schuldirektor manchmal bei der Arbeit mit dem Elternbeirat, und an diesem Tag musste ich eine Menge Listen in den PC eingeben.“ Sie deutete auf einen Nebenraum, in welchem, wie Hunter vermutete, der PC stand. „Es war ein ganz normaler Tag. Jessie ging so gegen halb sechs, und Seth und ich aßen alleine zu Abend, weil Paul noch arbeitete.“
„Und dann?“
Ein Schatten huschte über ihr Gesicht, und ihre Augen blickten finster. „Paul kam nach Hause. Er schloss sich in seinem Büro ein, und ich wusste, dass ich ihn dort nicht stören durfte. Er war in letzter Zeit sehr launisch.“
Molly saß still neben Hunter, aber sie griff nach seiner Hand, um sie festzuhalten. Ihre Nervosität spürend drückte er sie und wartete darauf, dass Sonya fortfuhr.
„Doch dann hörte ich Lärm in seinem Büro, so als ob Paul alles kaputt schlug. Deshalb öffnete ich die Tür.“ Bei dieser Erinnerung blickten ihre Augen stumpf.
Molly umklammerte seine Hand noch fester. „Was geschah als Nächstes?“, fragte sie.
„Ich fragte Paul, was los sei, und er erzählte mir, dass er alles verloren habe. Ich verstand nicht gleich, was er mir zu sagen versuchte, bis er mir von den Unterschlagungen erzählte, und dass Frank alles herausgefunden hatte. Paul schrie, dass alles verloren sei.“
Ihre Schultern zuckten, aber Hunter bewunderte sie dafür, dass sie stark blieb und sich zusammennahm.
Sie schüttelte den Kopf. Es war offensichtlich, dass sie es immer noch nicht glauben konnte. „Ich verlor die Beherrschung und begann zurückzuschreien. Ich warf ihm vor, dass er unsere Familie, unseren Ruf und Seths Zukunft zerstört hatte. Ich sagte ihm, dass ich ihm das niemals verzeihen würde.“ Ihre Stimme versagte.
„Was geschah dann?“ Molly beugte sich gebannt nach vorne.
Aber Hunter konzentrierte sich weniger auf Sonyas Worte als auf sie. Hatte der General ihr geraten, den Verrat ihres Mannes zu enthüllen, oder hatte er ihr geraten, zu schweigen?
In ihrem Gesicht spiegelten sich Trauer und Schmerz, doch plötzlich wandte sie ihren Blick ab, so als wäre sie nicht in der Lage, Hunter oder Molly anzusehen. „Und dann schlug Paul mich“, flüsterte sie. Mit ihrer Hand berührte sie ihre Wange, als ob der Schlag noch frisch war.
Hunter zuckte zusammen.
Molly sog scharf die Luft ein, was Hunters Frage beantwortete. Sie hatte Pauls Temperament nicht gekannt.
„Ich sagte ihm, dass es aus sei. Dass er zur Hölle fahren solle, und dann ging er. Er stürmte aus dem Haus, und das war das letzte Mal, das ich ihn sah, bis …“ Sie schüttelte den Kopf erneut und vergrub bei der Erinnerung an die Ermordung ihres Mannes das Gesicht in den Händen.
Hunter hob den Kopf und sah, dass Molly den Raum verlassen hatte, um mit einem Glas Wasser für Sonya zurückzukehren. Sie reichte es ihr und setzte sich wieder neben ihn.
„Ich habe noch ein paar Fragen, wenn es Ihnen recht ist“, sagte Hunter.
Sie nippte an ihrem Wasser. „Es geht mir gut. Machen Sie weiter.“
„Der General hat gesagt, dass Sie ihn anriefen, um ihn zu sich zu bitten.“
Sonya nickte. „Es ist mir peinlich, es zugeben zu müssen, doch nachdem Paul weg war, brach ich zusammen. Ich hatte gerade entdeckt, dass wir unser ganzes Geld verloren hatten, unsere Ersparnisse, mein Mann hatte … er hatte sein Büro auseinandergenommen. Ich war völlig aufgelöst.“
Hunter betrachtete seine Notizen, aber das, was er dachte, stand nicht auf dem Papier. Er erwog eine sanfte Befragung, beschloss dann aber, dass er nicht dafür bezahlt wurde, nett oder korrekt zu sein. Himmel, er wurde überhaupt nicht bezahlt, aber man erwartete von ihm, dass er den General von allen Anklagepunkten befreite.
Es blieb ihm keine andere Wahl, als sich in die Sache zu verbeißen, bis er etwas gefunden hatte, was dem Fall nutzen würde. „Also, Ihr Mann verliert alles, und die erste Person, die sie anrufen, ist Frank? Und nicht die beste Freundin oder eine Nachbarin?“
„Hunter!“ Molly erstarrte an seiner Seite. „Das ist eine schreckliche Frage.“
„Es ist eigentlich eine ganz schön vernünftige Frage. Eine Frage, über die eine Jury nachdenken wird. Und es ist meine Aufgabe, alle potenziellen Fragen abzudecken.“
„Es ist schon in Ordnung“, sagte Sonya. „So merkwürdig es klingen mag, aber Frank ist mein bester Freund.“
„War Paul auch Ihr bester Freund?“
Molly streckte die Hände in die Luft und erhob sich vom Sofa. „Das ist eine
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