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Fang schon mal ohne mich an - Phillips, C: Fang schon mal ohne mich an

Fang schon mal ohne mich an - Phillips, C: Fang schon mal ohne mich an

Titel: Fang schon mal ohne mich an - Phillips, C: Fang schon mal ohne mich an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carly Phillips
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auszuschimpfen. „Ich lebte die meiste Zeit in einem teuren Internat, weil sie irgendwo unerreichbar in der Weltgeschichte herumgondelte. Wenn sie mal zu Hause war, tat sie nur, wozu sie Lust hatte – also lauter Sachen, die wahnsinnig viel Geld kosteten. Jedenfalls war sie nie für mich da, wenn es wichtig war, und sie ruinierte jede halbwegs zivilisierte Ehe, weil sie mit irgendwem ins Bett ging. Dann gab es einen Skandal. Die Kids in der Schule bekamen es mit, und ich musste irgendwie damit klarkommen, bis meine Mutter sich wieder daran erinnerte, dass sie mich abholen musste, weil ihr Ehemann die Privatschule nicht länger für mich bezahlte.“
    Jessies Mund stand weit offen.
    Wenigstens hat sie ihren Bagel schon gegessen, dachte Molly und biss sich auf die Lippen, um nicht loszulachen. Sie wollten diesen besonderen Moment nicht ruinieren.
    Der Kommandeur wollte das offensichtlich auch nicht. Mollys Großmutter saß ganz still am Tisch und genoss den Waffenstillstand.
    „Was war mit deinem Vater? Oder mit demjenigen, den du für deinen Vater gehalten hast? War er ein guter Mann?“, fragte Jessie mit unverhohlenem Interesse an Mollys Vergangenheit.
    „Ich dachte immer, dass er gefühlskalt wäre und sich nicht um mich kümmerte. Ich bekam gelegentlich Post von ihm. Das war alles. Und weil er weder meine Schule noch sonst etwas bezahlt hat, vermutete ich, dass Mutter etwas getan hatte, dass ihn uns hassen ließ. Ich erfuhr erst letztes Jahr, dass er mir weder gesetzlich noch in anderer Weise verpflichtet war. Er wusste die ganze Zeit, dass er nicht mein leiblicher Vater ist. Und er behauptet, dass er davon ausging, dass Mutters reiche Ehemänner sich in all den Jahren um mich gekümmert hätten.“
    Mollys Kehle brannte, wie immer, wenn sie über ihre Kindheit sprach, aber es war das erste Mal, dass es ihr nichts ausmachte. Es überraschte sie nur, dass es ihr so leichtfiel, ihre Vergangenheit mit Jessie zu teilen. Darüber war sie sehr froh, denn wenn Jessie sich nicht wie eine kleine Zicke aufführte, war sie einfach nur ein sensibles junges Mädchen. Damit konnte Molly umgehen. Sie wollte ihrer Halbschwester helfen und sie besser kennenlernen.
    „Wenn es mit meinen Freunden mal schlecht läuft, weiß ich immer noch, dass ich meine Familie habe.“ Jessie sah sie mit großen Augen an. „Ich vermute, dass ich glücklicher dran bin, als ich dachte.“
    Molly lächelte. „Das bedeutet nicht, dass du nicht auch einen Anteil an schlimmen Dingen abbekommen hast. Deine Mama zu verlieren war schrecklich. So etwas sollte keinem Kind passieren.“
    Jessie nickte heftig und war zum ersten Mal einer Meinung mit Molly. „Aber Großmutter zog sofort zu uns, und Dad war immer da. Ich kann mir nicht vorstellen, wie es bei dir gewesen ist.“
    Der Kommandeur nippte schweigend am Kaffee, während ihre Blicke zärtlich zwischen ihren beiden Enkelinnen hin- und herwanderten. Molly konnte sich vorstellen, wie glücklich Edna darüber war, dass sie zum ersten Mal zivilisiert miteinander sprachen.
    Sie warf Jessie einen ironisch gemeinten Blick zu. „Fang jetzt bloß nicht an, mich zu bemitleiden, oder ich messe dir sofort die Temperatur, um zu sehen, ob du krank bist.“ Sie grinste und flehte im Stillen darum, dass Jessie lachen und damit zeigen würde, dass sie einen riesigen Schritt aufeinander zu gemacht hatten.
    „Du musst selbst mit dir fertig werden“, sagte Jessie. Und dann begann sie laut zu lachen über Molly und sich selbst und über ihre Zickigkeit während der letzten Monate.
    Jedenfalls nahm Molly das an, und niemand würde ihr etwas anderes einreden können. Nicht, solange sie und Jessie zusammen lachten.
    „Hab ich etwas Lustiges verpasst?“, unterbrach der General ihr Gelächter. „Kommt schon. Worüber lachen meine Mädchen denn?“
    Molly betete, dass seine Worte – er hatte sie und Jessie als seine Mädchen bezeichnet – Jessie nicht daran erinnerten, dass sie Molly dafür hasste, in ihre Familie eingedrungen zu sein.
    „Du hast nichts verpasst.“ Jessie erhob sich von ihrem Stuhl und räumte den Rest des Bagels und ihr Saftglas weg. „Es ging einfach nur um … Mädchensachen. Ich muss jetzt los, sonst verpasse ich den Bus.“ Sie brachte den Müll weg, spülte ihr Glas aus und stellte es in den Geschirrspüler. „Tschüss, alle zusammen.“ Dann rannte sie aus der Küche, ohne sich noch einmal umzudrehen.
    Molly atmete erleichtert aus und begegnete dem überraschten Blick ihres

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