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Fangjagd

Fangjagd

Titel: Fangjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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zuverlässig…“
    „Seine Adresse?“
    Der Amerikaner zögerte, bis Newman „Foley!“ sagte. Dann gab er sich einen Ruck. „Ich weiß zufällig, wo er wohnt in der Gerberngasse 498 in einem merkwürdig alten Haus beinahe unter der Nydeggbrücke. Dort führt eine überdachte Treppe von der Brücke auf die Gerberngasse hinunter. Schaub weiß vermutlich mehr über die Klinik als jeder andere mit Ausnahme von Grange und Kobler natürlich.“
    „Danke, Novak, Sie haben mir mit Ihren Auskünften sehr geholfen. Noch etwas, bevor ich gehe. Ich muß wissen, wo ich Sie wiedertreffen kann. Kommen Sie zufällig zu dem Empfang, der anläßlich des Ärztekongresses im Bellevue Palace in Bern stattfindet?“
    „Der Professor hat mich dazu eingeladen. Höchst ungewöhnlich…“
    „Warum ungewöhnlich?“
    „Das ist dann der erste gesellschaftliche Anlass, den ich hier in der Schweiz wahrnehme.“
    „Bei dieser Gelegenheit können Sie bestimmt für ein paar Minuten verschwinden. Wir können uns dann in meinem Hotelzimmer unterhalten. Vielleicht fallen mir bis dahin noch ein paar Fragen ein. Warum schauen Sie denn so unsicher drein? Führt Grange Sie etwa an der Leine?“
    „Natürlich nicht! Ich halte es nur für besser, wenn wir nicht allzu lange miteinander gesehen werden…“
    „Glauben Sie, daß Sie heute abend beobachtet worden sind?“
    erkundigte Newman sich rasch.
    „Nein“, antwortete der Amerikaner beruhigend. „Ich bin vorsichtshalber kreuz und quer durch Thun gefahren, bevor ich meinen Wagen geparkt habe. Den Rest des Wegs habe ich zu Fuß zurückgelegt. Haben Sie sonst noch Fragen?“
    „Mich interessiert das Labor, in dem Sie noch nie gewesen sind. Es ist durch einen Korridor mit der Klinik verbunden. Sie müssen zumindest Gerüchte über Granges Labor gehört haben.“
    „Nur über den Atombunker. Wie Sie wahrscheinlich wissen, ist in der Schweiz bei sämtlichen Neubauten – sogar bei Privathäusern der Bau eines Atombunkers vorgeschrieben.
    Soviel ich mitbekommen habe, muß der unter dem Labor geradezu riesig sein. Verschlossen wird er durch eine massive, fast zwanzig Zentimeter dicke Stahltür, die mich der Beschreibung nach an die Tresortür einer Zürcher Bank erinnert hat. Dort unten müßten im Ernstfall alle Patienten und das gesamte Klinikpersonal Platz finden…“
    Das konnte wieder eine harmlose Erklärung für etwas sein, das Newman für bedrohlich gehalten hatte. Der ins Labor hinüberführende Gang führte zugleich auch zum Atombunker.
    Die Ausfragerei hatte keinen einzigen Punkt zutage gefördert, der seinen Verdacht, in der Klinik Bern gehe nicht alles mit rechten Dingen zu, eindeutig bestätigt hätte. Newman stellte eine letzte Frage, während er seinen Mantel anzog.
    „Haben Sie damit gerechnet, bei Ihrem Ausflug nach Thun beschattet zu werden?“
    „Nein, eigentlich nicht. Kobler hat mir erklärt, er habe mir ohnehin vorschlagen wollen, heute Abend frei zunehmen. Er hat mich regelrecht dazu gedrängt, einmal auszugehen…“
    Novak machte eine Pause. Newman wartete, weil er spürte, daß der andere irgendeine Gedankenverbindung herstellte.
    „Merkwürdig“, sagte der Amerikaner langsam, „aber zuletzt hat er das an dem Abend getan, an dem Hannah Stuart gestorben ist…“

21
    Newman trat in die stille, kalte Winternacht hinaus. Um diese Zeit waren die Straßen menschenleer. Er wartete, bis seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Eigentlich hatte er sich eine Zigarette anzünden wollen, aber dann verzichtete er doch lieber darauf. Nichts legt einen Zielpunkt genauer fest als die Flamme eines Feuerzeugs. Und Newman hatte nicht vergessen, daß Beck ihm erzählt hatte, zu den im Militärbezirk Thun gestohlenen Waffen gehöre auch ein Scharfschützengewehr mit Zielfernrohr.
    Nachdem der Engländer sich durch einen Blick in die Runde vergewissert hatte, daß er anscheinend nicht beobachtet wurde, schlenderte er in Richtung Sinnebrücke. Er war noch immer nicht davon überzeugt, daß Novak ihm alles erzählt hatte, was er wusste. Vielleicht hatte der junge Arzt im Auftrag Koblers gehandelt – um ihn nach Thun zu locken. Nach ein paar Drinks konnte Novak auf die Idee gekommen sein, sich rückzuversichern, indem er teilweise auspackte. Für Newman stand lediglich
eine
Tatsache fest er durfte niemand trauen.
    Unter der Brücke gluckste und gurgelte die Aare. Dann hörte Newman ein Motorengeräusch, das auf dem Wasser näherkam, und sah ein kleines, flaches

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